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# taz.de -- DIW-Expertin Holst in Rente: Ohne Zahlen geht die Elke nicht
> Die Forschungsdirektorin für Gender Studies beim DIW ist sachlich,
> rhetorisch stark und eine Faktenfetischistin. Jetzt hört sie auf.
Bild: Hat richtig gerechnet: Ökonomin Holst darf jetzt in Rente
Lediglich 8 Prozent Frauen in den Vorständen der 200 größten deutschen
Unternehmen; aber immerhin ein Viertel weibliche Aufsichtsräte bei den
Top-200-Firmen: Das ist laut dem Managerinnen-Barometer des Deutschen
Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin schon besser als noch
vor ein paar Jahren. Doch in den Augen von Elke Holst, seit 2010
[1][Forschungsdirektorin für Gender Studies beim DIW] und Erfinderin des
Managerinnen-Barometers, noch lange nicht genug.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin und Privatdozentin an der Uni Flensburg
gibt erst Ruhe, wenn das Geschlechterverhältnis ausgewogen ist. Fragt man
sie danach, rollt sie schon mal die Augen und sagt [2][Sätze wie: „Es zieht
sich wie Kaugummi.“]
Elke Holst ist die Frau gewordene Instanz der Gender-Ökonomie. Seit Ende
der 1980er Jahre forscht sie beim DIW zu Genderfragen: angefangen beim
[3][Arbeitsmarkt und der Rente über Führungspositionen] und den Gender Pay
Gap bis hin zu unbezahlter Hausarbeit und dem Geschlechterdesaster bei
Banken. Dazu hat sie alle Zahlen im Kopf. Zu nahezu jeder Tages- und
Nachtzeit kann man sie anrufen und etwas fragen. Dann spult sie ihr Wissen
ab. Sogar auf dem Handy am Sonntagabend, wenn andere den „Tatort“ gucken,
kann man sie stören. Wenn sie auf dem Flughafen gerade eincheckt, kann es
passieren, dass sie das Sicherheitspersonal um Geduld bittet: „Moment noch,
ja? Das hier ist wichtig.“
Das wird jetzt alles nicht mehr möglich sein. Holst hat jetzt beim DIW
aufgehört, sie geht in Rente und macht Platz für eine junge Kollegin.
## Vorrechnen für Mathevollpfosten
Auch wenn sie dem Thema „verbunden bleibt“ – Holst wird fehlen. Nicht nur
beim DIW, sondern vor allem im Diskurs um Geschlechterfragen, der häufig
ideologisch aufgeladen ist. Holst hingegen hat stets ausschließlich mit
Fakten gearbeitet. Kaum eine andere Geschlechterexpertin hat die
Gender-Debatte „so sachlich mit Zahlen, Argumenten und dennoch mit
Leidenschaft untermauert – und sogar in den Wirtschaftswissenschaften
salonfähig gemacht“, schreibt eine Journalistin auf Twitter.
Scrollt man sich durch Holsts Publikationsliste, braucht man eine ganze
Weile, um am Ende anzukommen. Ihre Vorträge auf Kongressen und Tagungen,
selbst ihre O-Töne auf Pressekonferenzen sind so fundiert wie locker und
fernab jeglicher Professor*innenprosa. Selbst für Mathevollpfosten rechnet
sie auf einfachem Wege vor, warum es beim jetzigen Gleichstellungstempo bis
zum Jahr 2036 dauert, bis bei den Aufsichtsräten eine Geschlechterparität
erreicht ist. Bei den Vorständen, insbesondere bei den Banken, muss man
sogar bis zum Jahr 2082 warten.
Über all den Zahlen, Fakten, Aussichten und dem Gender Trouble hat Holst
das Leben nicht vergessen. Mit die schönsten Momente, die man mit ihr
erleben kann, sind – neben den wissenschaftlichen Sternstunden natürlich –
Momente bei Wein und in Plauderlaune. Irgendwann sagt sie dann: „Ich muss
jetzt erst mal eine rauchen“, steht auf und geht vor die Tür. Simone
Schmollack
29 May 2019
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## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Elke Holst
Gender
Rente
Gender Pay Gap
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Equal Pay
Gleichberechtigung
Frauenquote
Dax-Unternehmen
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