# taz.de -- Unternehmen und Frauenquote: Es will ja keine | |
> Deutschen Unternehmen graut es vor der Quote. Sie finden einfach keine | |
> passenden Kandidatinnen. Dabei haben sie alles versucht. Ehrlich. | |
Bild: Alles fake. Solche Frauen gibt es doch gar nicht. | |
Manche Personalchefs zittern schon. In nicht einmal einem halben Jahr ist | |
es so weit: Dann müssen die Aufsichtsräte der 100 größten börsennotierten | |
Unternehmen in Deutschland zu knapp einem Drittel weiblich sein – so will | |
es [1][das sogenannte Quotengesetz]. Derzeit sind es gut 4 Prozent. Wie | |
soll man das bloß schaffen? | |
Uns geht es da ähnlich, maulen auch Entscheider in rund 3.500 kleineren | |
Firmen, die den Frauenanteil in ihren Vorständen und in den unteren | |
Führungsebenen selbst festlegen dürfen. Das nennt sich Flexi-Quote, macht | |
die Sache aber nicht leichter, zumindest nicht aus Sicht vieler | |
Firmenbosse. | |
Wir finden wirklich, wirklich, wirklich keine Frau, die auf den Platz und | |
zu uns passt. Und die auch noch will. Wir haben lange gesucht, sagen sie. | |
Hinweise auf Managerinnenportale und -netzwerke winken sie gelangweilt ab: | |
[2][keine dabei]. | |
Und dann gibt es da noch ein ganz anderes Problem, warnen sie. Die | |
Flexi-Höhe darf jedes betroffene Unternehmen zwar selbst bestimmen, aber | |
unter einer Bedingung: Der passgerechte Zuschnitt darf die aktuell | |
bestehende Frauenquote nicht unterschreiten. Da reiben sich eigentlich nur | |
Unternehmen mit frauenfreier Führungszone die Hände: Alles supi. | |
Was aber, fragen die anderen Firmen, jene, die im Aufsichtsrat, im Vorstand | |
oder in einer anderen wichtigen Führungsposition schon mal eine Frau | |
hatten, die aber bald in Rente geht. Und weit und breit ist keine | |
Nachfolgerin in Sicht? Kein Grund zur Sorge, beruhigen Juristen. Bei der | |
Flexi-Quote gibt es ja keine Strafen und keine Maßregelungen: Niemand muss | |
ein Bußgeld zahlen. Der Stuhl muss auch nicht leer bleiben, so wie bei der | |
festen Quote. Alles fein flexibel. | |
Und dann gibt es noch Tipps wie diese: Die Angst vor der Veröffentlichung | |
ist unberechtigt, denn bislang gibt es niemanden, der das später ernsthaft | |
kontrolliert. Und wenn im Rechenschaftsbericht im Internet aufgelistet ist, | |
wo und wie lange ein Unternehmen gesucht hat, dann reicht das locker. | |
Elke Holst reicht es auch. Als die Forschungsdirektorin des Deutschen | |
Instituts für Wirtschaftsforschung am Dienstag in Berlin den | |
[3][Führungskräftemonitor 2015] vorstellt, sagt sie: „Es geht voran, ja. | |
Aber sehr langsam. Das hätte ich auch nicht erwartet.“ | |
8 Jul 2015 | |
## LINKS | |
[1] /!5017780/ | |
[2] /!5010096/ | |
[3] http://www.diw.de/sixcms/detail.php/510264 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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