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# taz.de -- Studie zu Militärausgaben: Neue Rekordsumme fürs Militär
> Seitdem dazu Daten erhoben werden, ist weltweit noch nie so viel Geld ins
> Militär geflossen. Der hohe Anstieg ist China und den USA geschuldet.
Bild: Spitzenreiter USA steckt 649 Milliarden Dollar unter anderem in die Air F…
Stockholm taz | Die weltweiten Militärausgaben haben 2018 einen neuen
Rekord erreicht. Sie beliefen sich auf 1.800.000.000.000 Dollar, ein
Anstieg von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sie sind damit so hoch wie
noch nie seit 1988, dem ersten Jahr, für das entsprechende Daten erhoben
worden waren. Diese Zahlen präsentiert das [1][Stockholmer
Friedensforschungsinstitut Sipri] am Montag in seinem jährlichen Bericht
über weltweite Militärausgaben.
Die USA und China stehen allein für die Hälfte dieser Ausgaben. „Das hohe
Niveau für das Jahr 2018 ist hauptsächlich dem bemerkenswert hohen Anstieg
der Militärausgaben in diesen beiden Ländern geschuldet“, sagt
Sipri-Forscher Nan Tian. China ist mit 14 Prozent der globalen Ausgaben die
weltweit zweitgrößte Militärmacht und gibt mit 250 Milliarden Dollar 5
Prozent mehr für seine Streitkräfte aus als im Vorjahr – zehnmal so viel
wie noch 1994. Das Wachstum folge aber dem gesamtwirtschaftlichem Wachstum
des Landes, sagt Tian: „China hat seit 2013 alljährlich 1,9 Prozent seines
Bruttoinlandprodukts in das Militär gesteckt.“
Die USA dagegen steckten bei niedrigerem Wirtschaftswachstum 4,6 Prozent
mehr ins Militär, insgesamt 649 Milliarden Dollar. Bemerkenswert sei
allerdings, dass dies die erste Steigerung seit 2010 war, sagt Aude
Fleurant von [2][Sipri]: „Sie ist vor allem zurückzuführen auf das 2017
unter der Trump-Administration beschlossene neue
Rüstungsbeschaffungsprogramm.“ Die USA als größte Militärmacht der Welt
gebe damit für diesen Sektor etwa genauso viel aus wie die auf der globalen
Topliste folgenden nächsten acht Staaten zusammen.
Wuchsen die Militärausgaben Chinas in den letzten 24 Jahren in Folge
kontinuierlich an, gilt das für die gesamte Region Asien-Ozeanien sogar
schon seit 1988. Auf 507 Milliarden Dollar belief sich deren Summe für
2018, entsprechend 28 Prozent der globalen Ausgaben für das Militär. Vor 30
Jahren betrug der Anteil dieser Region erst 9 Prozent. Neben [3][China] sei
dies vor allem dem Anstieg dieser Ausgaben in Indien, Pakistan und Südkorea
geschuldet, konstatiert der Sipri-Forscher Siemon Wezeman: „Die Spannungen
zwischen den asiatischen Ländern und zwischen China und den USA haben diese
Ausgaben nach oben getrieben.“
## Deutschland auf Platz 8
Deutliche prozentuale Steigerungen weisen aber auch manche europäische
Staaten auf. Polen beispielsweise mit einem Plus von 8,9 Prozent gegenüber
2017, bei der Ukraine waren es 21 Prozent und in Staaten wie Lettland,
Litauen, Rumänien und Bulgarien zwischen 18 und 24 Prozent. Sipri macht
hierfür „das Gefühl einer wachsenden Bedrohung durch Russland“
verantwortlich.
Wobei die Militärausgaben Russlands auch im vergangenen Jahr erneut um 3,5
Prozent zurückgingen. Mit 61,4 Milliarden entsprachen diese Ausgaben
weniger als einem Zehntel der US-amerikanischen oder 88 Prozent der
osteuropäischen Staaten zusammen. In der globalen Topliste der
Militärmächte hatte Russland vor zwei Jahren noch auf dem dritten Platz
gelegen, nun ist es hinter Saudi-Arabien, Indien und Frankreich auf dem
sechsten Platz.
Auf Platz acht liegt Deutschland mit Ausgaben von 49,5 Milliarden Dollar.
Die Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr betrug 1,8, die seit 2009 9
Prozent. Für das siebtplatzierte Großbritannien ergab sich für diesen
Zeitraum ein Minus von 17 Prozent, die dortigen Ausgaben lagen 2018 bei 50
Milliarden. Wahrscheinlich wird Berlin Großbritannien in den nächsten
Jahren überholen, weil der Anteil der Militärausgaben von 1,2 Prozent des
Bruttoinlandprodukts hierzulande steigen soll.
Nach einem Abwärtstrend nach dem Kalten Krieg liegen die globalen
Rüstungsausgaben 2018 nun 76 Prozent höher als 1998. Weltweit würden im
Schnitt 2,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ins Militär gesteckt, pro
Kopf jährlich 239 Dollar. Laut aktuellen [4][OECD-Zahlen] sind das 12,5-mal
so viel wie die öffentliche Entwicklungshilfe.
29 Apr 2019
## LINKS
[1] /Bericht-von-Friedensforschungsinstitut/!5499596
[2] /Sipri/!t5016581
[3] /China/!t5007543
[4] https://www.oecd.org/development/financing-sustainable-development/developm…
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Entwicklungszusammenarbeit
Friedensforschung
USA
China
Militärausgaben
Verteidigungspolitik
BIP
Thorsten Schäfer-Gümbel
Verteidigungsministerium
China
Münchner Sicherheitskonferenz
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