# taz.de -- Verschärfte Schuldenbremse in Berlin: Gesetz zum Geldverbrennen | |
> Grüne und Linke kritisieren Finanzsenator Kollatz (SPD) für die geplante | |
> Schuldenvollbremsung. Dabei trickst der Senat ohnehin schon bei | |
> Verschuldung. | |
Bild: Demonstrant*innen verbrennen Geld bei Protesten gegen Sparmaßnahmen | |
Einig sind sich alle in einem Punkt: Berlin braucht Investitionen. Da hört | |
es aber fast auch schon auf. Dissens mit unterschiedlichen Positionen | |
sowohl in Koalition als auch Opposition gibt es in der Frage der Berliner | |
Umsetzung der Schuldenbremse. Die greift auf jeden Fall ab dem 1. Januar | |
2020. Wie stark die im Grundgesetz verankerte Bremse zieht, ist allerdings | |
den Ländern überlassen. | |
Wie die [1][taz anhand von geleakten Gesetzesvorlagen für Änderungen in der | |
Berliner Verfassung und Landeshaushaltsordnung berichtete], will | |
Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) eine Vollbremsung, während beide | |
Koalitionspartner eher nach dem Motto „Wer bremst, hat Angst“ agieren. | |
Nach der Ablehnung der Linken haben sich mittlerweile auch die Grünen | |
geäußert: „Die Antwort ist ein klares Nein!“, sagt Daniel Wesener zum | |
Vorhaben des Finanzsenators, eine verschärfte Schuldenbremse einzuführen. | |
„Damit würde aus der Schuldenbremse eine Investitionsbremse für die | |
öffentliche Hand. Mit seiner Neuauflage der ‚Sparen, bis es | |
quietscht‘-Politik steht Senator Kollatz alleine“, [2][schrieb Wesener auf | |
Twitter]. | |
Nicht mittragen wollen die Koalitionspartner die Verschärfung der | |
Schuldenbremse, weil sie auch für verschiedene öffentliche Unternehmen | |
gilt. Dann müsste Berlin nicht nur die 30 Milliarden Kernhaushalt des | |
Senats, sondern auch die sogenannten Extrahaushalte ohne Einnahmen aus | |
Krediten ausgleichen. [3][Zu den Extrahaushalten gehören über 80 | |
landeseigene Unternehmen] wie die Bäderbetriebe, öffentliche Hochschulen | |
und die Berliner Immobilienmanagement GmbH BIM. | |
## Senat trickst ohnehin schon bei der Schuldenbremse | |
Wie widersprüchlich Kollatz’ (SPD) restriktive Schuldenbremse ist, wird | |
deutlich, wenn man sich das größte R2G-Infrastrukturprojekt dieser | |
Legislatur mal näher anschaut: Schon jetzt trickst der Senat, um für die | |
Schulbauoffensive für 5,5 Milliarden [4][die Schuldenbremse zu umgehen]. | |
Die dringend erforderlichen Sanierungen und Neubauten von Schulen kann | |
Berlin nämlich nur mit Krediten stemmen, die das Land wegen der | |
Schuldenbremse nicht direkt aufnehmen darf. | |
Um das Geld aufzutreiben, hat Berlin mit der [5][landeseigenen | |
Baugesellschaft Howoge die Aufgaben] im Rahmen einer | |
öffentlich-öffentlichen Partnerschaft scheinprivatisiert: Die Bezirke gaben | |
der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Howoge Grundstücke und bröckelnde | |
Schulgebäude, welche diese bebaut und saniert – um sie dann wieder an den | |
Bezirk zu vermieten und so die Kredite zu bezahlen. Berlin blecht am Ende | |
also so oder so. | |
Dabei wird allerdings viel Geld verbrannt. Denn diese Art der Finanzierung | |
erlaubt zwar, dass die Kredite nicht dem Staat angerechnet werden, dafür | |
sind sie aber teurer. Denn die Howoge zahlt für Kredite mehr Zinsen als die | |
öffentliche Hand. | |
Wenn der jetzige Senat die verschärfte Schuldenbremse also durchzieht, | |
müssten künftige Landesregierungen für größere Investitionen ähnliche | |
Finanzierungsmodelle wie beim Schulbau anstreben. Und wären somit | |
gezwungen, noch mehr Geld zu verbrennen. | |
26 Apr 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Schuldenbremse-fuer-Landeshaushalt/!5587920 | |
[2] https://twitter.com/dpwes/status/1121713746278268928 | |
[3] https://www.destatis.de/DE/Themen/Staat/Oeffentliche-Finanzen/Fonds-Einrich… | |
[4] https://www.berlin.de/sen/finanzen/haushalt/schulbauoffensive/artikel.61386… | |
[5] https://www.berlin.de/sen/finanzen/haushalt/schulbauoffensive/howoge/ | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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