# taz.de -- IS-Ehemalige Carla S.: Zurück aus dem Kalifat | |
> Lange wurde über Rückholungen deutscher IS-Anhänger in Syrien debattiert, | |
> nun erfolgte die erste: Carla S. aus Oberhausen. | |
Bild: Auf der Flucht vor dem IS: Frauen mit ihren Kindern im Osten Syriens | |
BERLIN taz | Seit Wochen läuft die [1][Debatte um mögliche Rückholaktionen] | |
von deutschen IS-Anhängern in syrischer Haft. Auch US-Präsident Donald | |
Trump setzte Deutschland hier unter Druck. Nun gab es die erste Rückreise: | |
Am Donnerstagabend kehrte die Oberhausenerin Carla S. mit ihren Kindern, | |
und mit Hilfe des Auswärtigen Amtes, von Syrien nach Deutschland zurück – | |
und sitzt nun in Haft. | |
Die 31-Jährige hatte im Herbst 2015 ihren deutschen Mann verlassen und war | |
aus Nordrhein-Westfalen mit ihren drei Kindern zum Islamischen Staat nach | |
Syrien ausgereist. Dort lebte sie drei Jahre. Im vergangenen Dezember soll | |
Carla S. von der oppositionellen „Freien Syrischen Armee“ verhaftet worden | |
sein, als sie mit einem Schmuggler versuchte, Syrien zu verlassen. Seitdem | |
saß sie einem nordsyrischen Lager nahe der türkischen Grenze fest, das | |
unter der Kontrolle der Türkei steht. | |
Die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf bestätigte am Freitag der taz, | |
dass Carla S. am Donnerstagabend nach Stuttgart einreiste und dort | |
verhaftet wurde. Bereits zuvor habe ein Haftbefehl gegen sie bestanden. Die | |
31-Jährige werde nun nach Nordrhein-Westfalen in die Untersuchungshaft | |
überführt. | |
Der Vorwurf gegen sie laute auf Kindesentziehung, erklärte ein Sprecher der | |
Generalstaatsanwaltschaft. Da eines der inzwischen vier Kinder von Carla S. | |
in Syrien verstorben sei, laute hier die Mindeststrafe auf ein Jahr | |
Freiheitsstrafe. Die Kinder seien nun in Obhut des Jugendamtes. | |
## IS-Nähe bsilang kein Haftgrund | |
Auch [2][Mahmut Erdem], der Anwalt von Carla S., bestätigte, dass die Frau | |
am Donnerstagabend ausgeflogen wurde. Die türkische Armee habe Carla S. mit | |
ihren Kindern in die Türkei gebracht und dort Vertretern des Auswärtigen | |
Amtes übergeben. Sie sei erst nach Istanbul und dann weiter nach Stuttgart | |
geflogen worden. | |
Tatsächlich war das Auswärtige Amt zuletzt intensiv mit dem Fall Carla S. | |
befasst. Auch die Familie der 31-Jährigen hatte sich um deren Rückholung | |
bemüht. Carla S. soll in Syrien mit einem IS-Kämpfer zusammengelebt haben, | |
der zuletzt auch inhaftiert war. Ihr Sohn soll bei einem Bombenangriff ums | |
Leben gekommen sein. | |
Auch wegen möglicher Aktivitäten für den „Islamischen Staat“ werde gegen | |
Carla S. noch ermittelt, erklärte ein Sprecher der | |
Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf. Dies sei aber nicht Teil des | |
Haftbefehls gewesen. Anwalt Erdem begrüßte die Rückholaktion. „Meine | |
Forderung an die Bundesregierung wurde gehört. Nun müssen weitere | |
Rückkehrwillige folgen.“ | |
Das Auswärtige Amt befasst sich momentan noch mit einer Vielzahl weiterer | |
deutsche IS-Anhänger, die in Syrien in Haft sitzen, zumeist in | |
Kurden-Gebieten. Laut Bundesregierung betrifft dies 61 Personen, die | |
Mehrzahl davon Frauen. Gerade in den Kurdengebieten gestalten sich die | |
Verhandlungen indes zäh, weil diese kein offizieller Verhandlungspartner | |
für die Bundesregierung sind. Daneben sollen elf Deutsche im Irak in Haft | |
sitzen. Insgesamt befinden sich laut Bundesregierung zudem mindestens 62 | |
Kinder von Deutschen in Syrien und Irak. | |
Das Auswärtige Amt bestätigte am Freitag, dass aus dem Irak zuletzt eine | |
Zahl minderjähriger Kinder „im hohen einstelligen Bereich“ nach Deutschland | |
zurückgeholt worden sei – unter Zustimmung der Eltern. Sie seien zu hier | |
lebenden Verwandten gebracht worden. Die Verhandlungen mit dem Irak sind | |
leichter, weil Deutschland mit dem Land diplomatischen Kontakt hält und in | |
Bagdad eine Botschaft sowie in Erbil ein Generalkonsulat betreibt. | |
5 Apr 2019 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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