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# taz.de -- IT-Sicherheitsmängel in der Medizin: OP-Berichte ohne Passwortschu…
> Eine Untersuchung zeigt: Ärzte, Kliniken und Apotheken schützen
> Patientendaten zu wenig. Rechner im Gesundheitswesen sind leicht zu
> hacken.
Bild: Sieht kompliziert aus – aber auch ohne beleuchtete Tastatur lassen sich…
Berlin taz | Die persönlichen Daten von Patient:innen sind in Arztpraxen,
Apotheken und Kliniken meistens nur unzureichend geschützt. Das ist das
Ergebnis einer [1][Untersuchung], die der Gesamtverband der
Versicherungswirtschaft (GDV) am Montag vorgestellt hat. Demnach haben die
meisten der untersuchten Einrichtungen gleich mehrere Probleme: Unsichere
oder gar keine Passwörter zum Zugriff auf das System, veraltete
Verschlüsselungsmechanismen für die Kommunikation per E-Mail und fehlende
Updates beim Betriebssystem.
Die Untersuchung bestand aus zwei Teilen: Im ersten Teil testete eine
Unternehmensberatung die IT-Sicherheit von 1.200 Arztpraxen, 250 Apotheken
und 250 Kliniken von außen, also ohne deren Mitwirkung. Dabei ging es unter
anderem um die Frage, ob die Mailserver auf aktuelle
Verschlüsselungsmethoden setzen. Im zweiten Teil hackte sich ein
IT-Sicherheitsexperte in die Systeme von 25 Arztpraxen. Die Praxen meldeten
sich freiwillig für die Untersuchung.
Ein Ausschnitt der Befunde: 22 der 25 Praxen verwendeten keine oder leicht
zu erratende Passwörter wie „praxis“. In 9 der 25 Praxen fehlten aktuelle
Sicherheitsupdates – teilweise fand der Tester Hinweise darauf, dass das
System über zwei Jahre nicht aktualisiert wurde. Und 90 Prozent der 250
Apotheken und 81 Prozent der 1.200 Arztpraxen verwendeten für die
Kommunikation per E-Mail eine veraltete Verschlüsselung. Gleichzeitig ergab
eine repräsentative Forsa-Umfrage bei den für IT-Sicherheit zuständigen
Mitarbeiter:innen von 200 Arztpraxen und 100 Apotheken: Bei 81 Prozent der
Apotheken und 77 Prozent der Arztpraxen sind die Mitarbeiter:innen der
Ansicht, gut geschützt zu sein.
## Live auf den Praxisrechner
Bei der Vorstellung der Untersuchung demonstrierte der
IT-Sicherheitsexperte Michael Wiesner live, wie einfach es ist, auf den
Rechner einer Arztpraxis zu gelangen. Denn die Praxis hatte ihr System
nicht mit einem Passwort abgesichert. Mit Hilfe einer auf mit dem Internet
verbundene Geräte spezialisierten Suchmaschine konnte er gezielt nach
Systemen suchen, die eine häufige Praxissoftware nutzen. Auf der Festplatte
waren Ordner etwa mit dem Namen OPs zu sehen – die Wiesner aber nicht
öffnete, um nicht in den strafbaren Bereich zu geraten.
Die Ärzt:innen verließen sich komplett auf ihre IT-Dienstleister, erklärt
Wiesner das Problem. „Aber da macht nur die Hälfte einen guten Job und die
andere Hälfte einen richtig schlechten.“ Persönlich spreche er sich daher
dafür aus, dass die Dienstleister in der Haftung seien – dann hätten sie
ein Interesse daran, die IT-Systeme ihrer Auftraggeber tatsächlich
bestmöglich abzusichern.
Die Versicherungswirtschaft hat in dem Kontext ein eigenes Interesse:
Verschiedene Versicherungen verkaufen sogenannte Cyberpolicen. Mit denen
sollen sich beispielsweise Praxen und Apotheken absichern können, wenn in
Folge eines Angriffs beispielsweise wirtschaftliche Schäden durch
Unterbrechungen des Betriebs entstehen oder Patient:innen Schadensersatz
fordern. Teuer werden kann es für die Inhaber:innen dennoch: Denn Bußgelder
decken die Policen nicht mit ab.
Bußgelder gibt es aber durchaus. So sagt Barbara Körffer, stellvertretende
[2][Landesdatenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein] der taz, dass es
regelmäßig Beschwerden über Datenschutzprobleme etwa bei Praxen gebe und
auch vor der Datenschutzgrundverordnung habe man bereits Bußgelder
verhängt. Seit dem vergangenen Jahr kann das noch schmerzhafter werden: Die
Datenschutzgrundverordnung sieht einen Bußgeldrahmen von bis zu bis 20
Millionen Euro vor.
9 Apr 2019
## LINKS
[1] https://www.gdv.de/de/medien/aktuell/deutschlands-aerzte-haben-ein-passwort…
[2] https://www.datenschutzzentrum.de/
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
IT-Sicherheit
Hacking
Gesundheitsdaten
Datenschutz
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