# taz.de -- Berliner Clubkultur: Ein Modell für das Feiern im Freien | |
> Im Kulturausschuss diskutierten Abgeordnete und Vertreter der | |
> Clubcommission die Zukunft und Ängste der Berliner Clubs. | |
Bild: Für das Berghain und andere Berliner Clubs kamen 2018 drei Millionen Tou… | |
Mitte Februar hatte die Clubcommission, der Verband der Berliner Clubs, | |
ihre Studie zur Clubkultur vorgestellt. Am Montag haben nun Berliner | |
Abgeordnete und Vertreter des Verbandes im Kulturausschuss über Berliner | |
Clubkultur diskutiert. Anwesend waren neben Kultursenator Klaus Lederer | |
(Linke) auch Vertreter der Senatsverwaltungen für Wirtschaft, Umwelt und | |
Stadtentwicklung. | |
Die Macher der [1][Clubcommission-Studie] hatten vor allem die | |
wirtschaftliche Bedeutung der Berliner Clubs unterstrichen: Drei Millionen | |
Touristen sind 2018 wegen des Nachtlebens nach Berlin gekommen. Im | |
Durchschnitt blieben sie 2,4 Tage und gaben am Tag 205 Euro aus. Insgesamt | |
sollen sie Berlin einen Umsatz von knapp 1,5 Milliarden Euro beschert | |
haben. | |
So kreisten die Diskussionen am Montag um ebendiese wirtschaftliche | |
Bedeutung der Clubs. Die Linken-Abgeordnete Regina Kittler fragte etwa, | |
weshalb nur 28 Prozent der knapp 9.000 Club-Beschäftigten | |
sozialversicherungspflichtig angestellt seien. Pamela Schobeß, Vorsitzende | |
der Clubcommission, antwortete darauf: „Nicht Vollbeschäftigung heißt nicht | |
gleich keine faire Vergütung.“ Viele Mitarbeiter seien Studierende und | |
Freiberufler aus der Kunst. Der Job in den Clubs sei für sie ein Verdienst, | |
um sich ihre eigentlichen Tätigkeiten finanzieren zu können. | |
Florian Kluckert (FDP) fragte, wieso die Clubs auf öffentliche Förderung – | |
etwa durch den Lärmschutzfonds – angewiesen seien. Sein Vorschlag: | |
Ökonomisch erfolgreiche Clubs könnten weniger erfolgreichen helfen. Auf | |
diese und ähnliche Nachfragen hin relativierte Schobeß das Bild mancher | |
Abgeordneter, Clubs seien reine profitorientierte Wirtschaftsbetriebe: „Es | |
geht darum, dass wir Geld erwirtschaften, um ein Kulturprogramm auf die | |
Beine zu stellen.“ | |
Beim Thema Verdrängung von Clubs wegen Wohnungsbau appellierten Vertreter | |
der Clubcommission an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: Neue | |
Bauvorhaben sollten Rücksicht auf das nehmen, was in den Kiezen bereits | |
existiere. Das Besondere an Berlin sei, dass gerade durch den Mauerfall | |
viel Freiraum in den Innenstadtbezirken entstanden sei, mit dem dann | |
experimentiert worden ist, so Schobeß. Ein Ergebnis: die Clubs. Die | |
„Kreuzberger Mischung“, also eine Innenstadt, in der man wohnen, leben und | |
arbeiten kann, gelte es deshalb gerade mit Blick auf andere Metropolen, in | |
denen die Innenstädte sich alle gleichen, aufrechtzuerhalten. | |
Stadtforscherin Mary Dellenbaugh stellte schließlich eine Studie über die | |
Berliner Free-Open-Air-Szene vor. Die Untersuchung mit dem Namen „Model | |
Space Projekt“ aus dem Jahr 2018 soll das Vorhaben der Regierungskoalition | |
unterstützen, Orte im öffentlichen Raum für nicht kommerzielle Musik- und | |
Partyveranstaltungen unter freiem Himmel zu entwickeln. Das Ergebnis der | |
Studie: Weniger als die Hälfte solcher Veranstaltungen waren 2018 von Amts | |
wegen genehmigt. Der Grund dafür sei, dass die Genehmigungspraxis sehr | |
komplex, der Umgang der 12 Berliner Bezirke bei Anträgen sehr | |
unterschiedlich gewesen sei. Zudem seien 82,5 Prozent der öffentlich | |
nutzbaren Grünflächen geschützte Grünanlagen, weshalb Veranstaltungen dort | |
nicht genehmigt würden. | |
Kultursenator Lederer zeigte sich den Anliegen der Clubcommission in diesem | |
wie in anderen Punkten wohlgesonnen: „Grünanlagen sind nichts, das man sich | |
nur vorsichtig von außen angucken darf, sondern etwas, das man nutzen | |
kann.“ Manche der Hindernisse für die Clubs seien landesrechtlich nicht | |
bearbeitbar, das „starre“ Grünanlagengesetz aus den 1990ern aber schon. | |
12 Mar 2019 | |
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## AUTOREN | |
Volkan Ağar | |
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