| # taz.de -- Sicherheitskonferenz in München: „Bayrischer Hof“ ausgebucht | |
| > So viele TeilnehmerInnen wie nie, aber auch viel Konfliktstoff: Am | |
| > Freitagnachmittag startet die Münchner Sicherheitskonferenz. | |
| Bild: 4.400 PolizistInnen im Einsatz: die Münchner Sicherheitskonferenz | |
| Eigentlich ist die Gesprächsbereitschaft in der internationalen Politik | |
| derzeit so gering wie seit Jahrzehnten nicht. Die Organisatoren der | |
| [1][Münchner Sicherheitskonferenz] (Siko) aber vermelden entgegen dem Trend | |
| so großen Zulauf wie nie zuvor. „Wir werden am kommenden Wochenende | |
| zahlenmäßig und auch von der inhaltlichen Bedeutung her die wichtigste und | |
| größte Sicherheitskonferenz erleben, die wir bisher die Ehre hatten zu | |
| organisieren“, sagte Konferenzleiter Wolfgang Ischinger am Montag bei der | |
| Präsentation des Programms in Berlin. | |
| Die Konferenz, die traditionell im Februar stattfindet, ist weltweit eine | |
| der größten für außenpolitische und militärische Fragen. Für dieses Jahr | |
| rechnen die VeranstalterInnen insgesamt mit rund 600 TeilnehmerInnen, | |
| darunter 35 Staats- und RegierungschefInnen und 80 Außen- und | |
| VerteidigungsministerInnen. | |
| Entsprechend groß sind die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Tagungsort | |
| Bayerischer Hof. Die Münchner Innenstadt befindet sich das ganze Wochenende | |
| über im Ausnahmezustand. Rund 4.400 PolizistInnen aus dem gesamten | |
| Bundesgebiet und 40 Tonnen Absperrgitter sind im Einsatz. | |
| Die Themen der Tagung bergen reichlich Konfliktstoff. Die Palette reicht | |
| von der [2][Aufkündigung des INF-Abrüstungsvertrages] durch die USA und | |
| Russland über die Krisenherde Nahost und [3][Afghanistan] bis zu dem | |
| massiven Druck der USA, das Iran-Abkommen zu sprengen – inklusive der | |
| [4][aktuellen Kriegsdrohungen an Iran]. Auch die Nato-Verteidigungsausgaben | |
| sorgen weiter für Streit. Das transatlantische Bündnis bröckelt. „Wir haben | |
| es mit dem Phänomen des ordnungspolitischen Zerfalls zu tun“, beschreibt | |
| Wolfgang Ischinger die Gemengelage. | |
| ## „Großartiges Signal“ | |
| Am Freitagnachmittag werden die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von | |
| der Leyen und ihr britischer Amtskollege Gavin Williamson gemeinsam die | |
| Siko eröffnen. Aus Berlin reist das halbe Kabinett an. Bundeskanzlerin | |
| Angela Merkel bringt neben von der Leyen auch noch Außenminister Heiko | |
| Maas, Finanzminister Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Peter Altmaier und | |
| Gesundheitsminister Jens Spahn mit. Ebenso haben sich mehr als 45 | |
| Bundestagsabgeordnete aller Fraktionen angemeldet. | |
| Die US-Delegation wird Vizepräsident Mike Pence anführen. Mit dabei ist | |
| auch der geschäftsführende Verteidigungsminister Patrick Shanahan. Statt | |
| Vertretern der Trump-Regierung hebt Konferenzleiter Ischinger aber | |
| besonders amerikanische Abgeordnete hervor: Es sei ein „großartiges | |
| Signal“, dass sich aus dem Kongress doppelt so viele TeilnehmerInnen | |
| angemeldet hätten wie in den vergangenen Jahren, darunter erstmals die | |
| Demokratin Nancy Pelosi. Die Teilnahme der Präsidententochter Ivanka Trump | |
| erwähnt Ischinger dagegen nicht. | |
| Aus Staaten jenseits von EU und Nato haben sich unter anderem die | |
| Präsidenten Petro Poroschenko (Ukraine) und Paul Kagame (Ruanda) | |
| angekündigt. Aus China kommt Politbüro-Mitglied Yang Jiechi. Die Teilnahme | |
| eines so hochrangigen Chinesen ist laut Ischinger eine Premiere. | |
| Einige Absagen musste er aber auch verkraften: Frankreichs Präsident Macron | |
| und Israels Ministerpräsident Netanjahu haben beide ihre Teilnahme | |
| gestrichen. Russland wird nach dem Scheitern des INF-Vertrags über die | |
| Begrenzung von Atomwaffen zwar im Mittelpunkt der Konferenz stehen, statt | |
| Präsident Putin oder Ministerpräsident Medwedjew wird aber nur | |
| Außenminister Lawrow erscheinen. Auch zur Diskussion über das iranische | |
| Atomprogramm wird nur Außenminister Sarif teilnehmen. | |
| ## Platz für gute Geschäfte | |
| Zwar werden die mehr als 100 führenden RegierungsvertreterInnen aus aller | |
| Welt das mediale Bild der Konferenz prägen. Hinzu kommen allerdings wieder | |
| zahlreiche hochrangige Militärs sowie mehrere Dutzend Vorstandschefs großer | |
| Konzerne. Denn bei der Tagung geht es jenseits des offiziellen Programms | |
| auch stets um gute Geschäfte. Gerade für die Rüstungsindustrie ist die | |
| Sicherheitskonferenz ein formidabler Ort zur Geschäftsanbahnung. Das lässt | |
| sie sich auch etwas kosten: Waffenschmieden wie Krauss-Maffei Wegmann, | |
| MBDA, Raytheon, Hensoldt oder Lockheed Martin gehören auch in diesem Jahr | |
| zu den Sponsoren der Veranstaltung. | |
| Seit 1963 gibt es die Tagung in der bayrischen Landeshauptstadt, die sich | |
| damals noch „Internationale Wehrkunde-Begegnung“ nannte. Nicht nur in ihren | |
| Anfangszeiten stark geprägt vom Kalten Krieg, war sie nie unumstritten. Als | |
| halboffizielles Forum für westliche geopolitische GroßerzählerInnen und | |
| RüstungslobbyistInnen stößt sie bis heute bei Friedensbewegten auf heftige | |
| Kritik. | |
| So wird die Siko auch in diesem Jahr wieder von zahlreichen Gegenaktionen | |
| begleitet. Dazu gehört eine [5][„Internationale Friedenskonferenz“], die | |
| von Freitag bis Sonntag im Alten Rathaus und im DGB-Haus in München | |
| stattfinden wird, vor allem jedoch die traditionelle Demonstration des | |
| [6][„Aktionsbündnisses gegen die Nato-‚Sicherheits'konferenz“]. Die | |
| OrganisatorInnen gehen von bis zu 4.000 TeilnehmerInnen aus, die am Samstag | |
| unter dem Motto „Frieden statt Aufrüstung! – Nein zum Krieg!“ durch die | |
| Münchner Innenstadt ziehen werden. | |
| 15 Feb 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.securityconference.de/aktivitaeten/munich-security-conference/m… | |
| [2] /!5567197/ | |
| [3] /!5573429/ | |
| [4] /!5573422 | |
| [5] http://www.friedenskonferenz.info/ | |
| [6] https://sicherheitskonferenz.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Pascal Beucker | |
| Tobias Schulze | |
| ## TAGS | |
| Sicherheitskonferenz | |
| Mike Pence | |
| Sergej Lawrow | |
| Schwerpunkt Angela Merkel | |
| INF-Vertrag | |
| Aufrüstung | |
| Militär | |
| Rüstung | |
| Rüstungsindustrie | |
| Sicherheitskonferenz | |
| Schwerpunkt Angela Merkel | |
| Sicherheitskonferenz | |
| Schwerpunkt Afghanistan | |
| Sicherheitskonferenz | |
| Türkei | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Bütikofer kritisiert Geldumleitung: EU pampert Rüstungskonzerne | |
| Ein europäischer Verteidigungsfonds könnte sogar Massenvernichtungswaffen | |
| fördern. Gegen Kontrollen blockt die Große Koalition. | |
| Kommentar Sicherheitskonferenz: Europa muss anders stark sein | |
| Die militärische Logik hat die Weltpolitik zurückerobert. Der Schutz der | |
| USA ist passé und so sucht Europa seine Kraft als eigener Akteur. | |
| Merkel auf der Sicherheitskonferenz: Lieber miteinander reden | |
| Die Bundeskanzlerin wirbt in München für mehr Kooperationsbereitschaft in | |
| der Politik. Der Aplaus ist groß – außer bei US-Vize Mike Pence. | |
| Von der Leyen auf Sicherheitskonferenz: Ein Versprechen und ein Seitenhieb | |
| Die Verteidigungsministerin eröffnet die Münchner Konferenz. Sie verspricht | |
| einen höheren Wehretat und kritisiert die USA durch die Blume. | |
| Afghanistan-Einsatz geht weiter: Bundeswehr bleibt am Hindukusch | |
| Die Regierung beschließt, vier Militärmandate im Ausland zu verlängern, | |
| darunter auch Afghanistan. Wie lange es dauert, hängt an den USA. | |
| Protest gegen Sicherheitskonferenz: Das andere München | |
| Gegen Geschäfte mit dem Krieg: Wie in jedem Jahr demonstrieren | |
| Friedensbewegte gegen das Treffen von Politik, Militärs und | |
| Rüstungsindustrie. | |
| Sicherheitskonferenz in München: Von Ohrfeigen und Atomwaffen | |
| Der verbale Schlagabtausch zwischen Regionalmächten, den USA, Russland und | |
| der EU bestimmt die Debatten. Die Türkei steht im Zentrum der | |
| Aufmerksamkeit. |