# taz.de -- Nahostkonferenz in Warschau: Kriegsdrohungen an Iran | |
> Mit immer mehr arabischer Unterstützung bauen die US- und die israelische | |
> Regierung eine Front gegen Iran auf. Westeuropa macht bislang nicht mit. | |
Bild: Netanjahu beim Warschauer Gipfel | |
Berlin taz | Selten verläuft ein Gipfel so wenig konfrontativ wie die | |
Nahost-Konferenz diese Woche in Warschau. Offiziell wollten sich die | |
Teilnehmerstaaten dem „Frieden und der Sicherheit im Nahen Osten“ widmen, | |
nicht jedoch ohne Bezug zum Iran zu nehmen. Zu der Konferenz eingeladen | |
hatten die USA und Polen. Gekommen waren vor allem hochrangige Vertreter | |
arabischer Staaten. Aus Westeuropa kamen keine hochrangigen Vertreter. | |
US-Vizepräsident Mike Pence verlangte dennoch von den europäischen | |
Verbündeten einen Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran. Pence | |
bezeichnete den Iran am Donnerstag als „größte Bedrohung“ in der Region u… | |
beschuldigte die Führung in Teheran, einen „neuen Holocaust“ vorzubereiten. | |
Es sei „unmöglich, Frieden und Stabilität im Nahen Osten zu erreichen, ohne | |
Iran zu konfrontieren“, resümierte US-Außenminister Mike Pompeo. Das war | |
Musik in den Ohren von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, der die | |
Bühne nutzte, um das „gemeinsame Interesse“ der 60 Teilnehmernationen zu | |
betonen, „gegen den Iran zu kämpfen“. Damit schwächte er seine anfänglic… | |
Formulierung von „einem Krieg gegen Iran“, wie er im Vorfeld des Gipfels | |
gesagt hatte, deutlich ab. | |
„Ein israelischer Ministerpräsident und die Außenminister führender | |
arabischer Staaten stehen zusammen mit ungewöhnlicher Kraft, Klarheit und | |
Einheit gegen die gemeinsame Bedrohung des iranischen Regimes“, betonte | |
Netanjahu und warf Pompeo den Ball zu. Die „Huthi, die Hamas und die | |
Hisbollah“, so benannte der US-Außenminister die „bösartigen Kräfte im | |
Libanon, Jemen, Syrien und Irak“. | |
Zu den engen Verbündeten Israel und den USA stoßen über den gemeinsamen | |
Feind Iran immer offener zahlreiche arabische Staaten dazu. Netanjahu | |
frohlockte angesichts der neuen „Möglichkeiten der Kooperation, die über | |
die Sicherheit in jeden Bereich“, reichen könnte. Von „historischen | |
Dimensionen“ war die Rede. | |
## Palästinenser in Warschau nicht dabei | |
Beobachter erinnerten an die Konferenz 1991 in Madrid. Damals saß mit | |
Itzhak Schamir zum ersten Mal ein israelischer Ministerpräsident mit | |
zahlreichen arabischen Regierungschef zusammen am Verhandlungstisch. Es war | |
der Auftakt zum Friedensprozess mit der Palästinensischen | |
Befreiungsorganisation (PLO). | |
Diesmal waren im Gegensatz zu 1991 zwar offizielle Vertreter der PLO | |
eingeladen, die Palästinenser boykottierten die Konferenz jedoch aus | |
Protest gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump. Die USA habe | |
„durch die komplette Einseitigkeit für Israel den Frieden und Sicherheit in | |
unserer Region untergraben“, kommentierte Nabil Shaat, ehemals | |
palästinensischer Außenminister. „Die Warschauer Konferenz ist Teil dieses | |
Kontexts.“ | |
Hinter verschlossenen Türen dürfte auch Trumps „Jahrhunderteplan für einen | |
Nahostfrieden“ verhandelt worden sein, der, wie Trumps Schwiegersohn und | |
Nahostbeauftragter Jared Kushner am Donnerstag twitterte, gleich im | |
Anschluss an die israelischen Wahlen Mitte April veröffentlicht wird. Der | |
200 Seiten umfassende Plan sieht, soweit an die Öffentlichkeit | |
durchsickerte, Jerusalem auch als Hauptstadt Palästinas vor. | |
Aus Protest gegen Trump, der Jerusalem im Dezember 2017 [1][als Hauptstadt | |
Israels anerkannte] und im vergangenen Jahr offiziell die Botschaft aus Tel | |
Aviv dorthin ziehen ließ, kooperiert die PLO nicht länger mit dem Weißen | |
Haus. | |
Das Gespräch unter Gleichgesinnten kam letztendlich auch dadurch zustande, | |
dass Andersdenkende entweder gar nicht eingeladen waren oder trotz | |
Einladung gar nicht erst kamen. Einzig Großbritannien schickte | |
Außenminister Jeremy Hunt, aber auch der reiste vorzeitig wieder ab. | |
Die Diskrepanz zwischen Trump, der das Atomabkommen mit Iran im letzten | |
Jahr [2][aufkündigte] und den EU-Staaten, die daran festhalten, bleibt auch | |
nach dem Warschauer Gipfel unverändert bestehen. | |
14 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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