| # taz.de -- Merkel auf der Sicherheitskonferenz: Lieber miteinander reden | |
| > Die Bundeskanzlerin wirbt in München für mehr Kooperationsbereitschaft in | |
| > der Politik. Der Aplaus ist groß – außer bei US-Vize Mike Pence. | |
| Bild: Publikumsliebling: Angela Merkel am Samstag auf der Münchner Sicherheits… | |
| München taz | Standing Ovations erhalten RednerInnen auf der Münchner | |
| Sicherheitskonferenz selten. Insofern war der Applaus für Angela Merkel am | |
| Samstagvormittag eine Besonderheit: Reihenweise standen die ZuhörerInnen | |
| aus Politik, Militär und Wirtschaft auf, nachdem die deutsche Kanzlerin | |
| ihren Beitrag beendet hatte. Zuvor hatte sie eine halbe Stunde lang über | |
| nahezu alle relevanten Konflikte der aktuellen Weltpolitik gesprochen – und | |
| dabei nur wenige Streitpunkte ausgelassen. | |
| Im Zentrum ihrer Rede stand ein Appell für mehr Kooperationsbereitschaft in | |
| der internationalen Politik. Es sei besser, sich manchmal „in die Schuhe | |
| des anderen zu versetzen“ und nach „Win-Win-Lösungen“ zu schauen, als zu | |
| meinen, „alles alleine lösen zu können“. Als Beispiele für Probleme, die | |
| Zusammenarbeit erforderten, nannte sie unter anderem Fluchtbewegungen aus | |
| Krisenregionen, den Nuklear-Konflikt mit dem Iran und die Rüstungskontrolle | |
| nach der [1][Aufkündigung des INF-Vertrags] über das Verbot | |
| atomwaffenfähiger Mittelstreckenraketen in Europa. | |
| Für das Scheitern des Vertrags machte Merkel alleine Russland | |
| verantwortlich. Nach „jahrelangen Vertragsverletzungen durch Russland“ sei | |
| die Kündigung des Vertrags durch die USA notwendig gewesen. Dennoch seien | |
| jetzt neue Verhandlungen über Rüstungskontrollmechanismen notwendig, nach | |
| Möglichkeit unter Teilnahme weiterer Staaten wie etwa China, das ebenfalls | |
| über Mittelstreckenraketen verfügt. | |
| Für eine Doppelstrategie gegenüber Russland warb Merkel auch in anderen | |
| Bereichen. Neben Härte und Abschreckung seien auch hier | |
| Kooperationsangebote nötig. „Bewusst Russland auszuschließen, halte ich | |
| politisch für falsch“, sagte sie. Entsprechend verteidigte sie | |
| beispielsweise die geplante deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream 2. | |
| ## Mehr Militär | |
| Explizit führte Merkel aus, wie die Bundesregierung die militärische | |
| Komponente in der deutschen Außenpolitik ausgebaut hat – offenbar ein | |
| Versuch, den Vorwurf der USA zu entkräften, sich militärisch zu sehr | |
| zurückzuhalten. Merkel erwähnte den starken Anstieg der deutschen | |
| Rüstungsausgaben, Auslandseinsätze in Afghanistan und Mali sowie | |
| Waffenlieferungen an die kurdischen Peschmerga im Nord-Irak. Diese seien | |
| für deutsche Verhältnisse „krass“ gewesen. | |
| Gleichzeitig betonte Merkel, dass die Nato kein rein militärisches Bündnis | |
| sei, sondern auch ein politisches. „Wir brauchen die Nato als | |
| Stabilitätsanker in stürmischen Zeiten, wir brauchen sie als | |
| Wertegemeinschaft“, sagte sie. Auf den Abbau der Demokratie beim | |
| Nato-Mitglied Türkei ging sie allerdings nicht ein. | |
| Nach Merkel sprach auf der Sicherheitskonferenz US-Vizepräsident Mike | |
| Pence. Er kritisierte Merkels Position zunächst, ohne sie explizit zu | |
| nennen. Unter anderem sprach er sich gegen Nord Stream 2 aus. Von den | |
| Nato-Mitgliedern forderte er, das Zwei-Prozent-Finanzierungsziel zu | |
| erfüllen. Seine Rede beendete er mit den Worten „God bless America“. | |
| [2][Auf der Sicherheitskonferenz] treffen sich an diesem Wochenende über | |
| 600 PolitikerInnen, WirtschaftsvertreterInnen und Militärs. Die Konferenz | |
| dauert bis Sonntag. Für Samstagnachmittag ist in der Münchner Innenstadt | |
| eine Gegendemonstation angekündigt. | |
| 16 Feb 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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