| # taz.de -- Klimapolitik und Wirtschaft: „Kapitalismus kann das Klima retten�… | |
| > Niemand geht für grüne Ideen ins Risiko, sagt Jochen Wermuth. Der | |
| > Millionär über den Atomausstieg, das Finanzsystem und die Bereitschaft zu | |
| > Investitionen. | |
| Bild: Berät die Bundesregierung, wie sie die Milliarden für den Atomausstieg … | |
| taz am wochenende: Herr Wermuth, in Davos hat sich wieder die | |
| [1][internationale Elite der Wirtschaft getroffen], angeblich, um die Welt | |
| besser zu machen. Nutzt das aus Ihrer Sicht etwas? | |
| Jochen Wermuth: Das Treffen bietet immerhin die Chance, dass sich | |
| Unternehmer, Politiker und die Zivilgesellschaft treffen, um gemeinsam an | |
| globalen Lösungen zu arbeiten. | |
| Offiziell galt in Davos die Aufmerksamkeit auch dem Klima. Trotzdem | |
| passiert wenig, selbst wenn die Reichen und Mächtigen erklären, dass sie | |
| sich darum sorgen. | |
| Leider achten einige der großen Firmen im Gegensatz zu ihren öffentlichen | |
| Behauptungen kaum darauf, was ihre Aktionen für die Umwelt und die Menschen | |
| bedeuten. Aber ich bin optimistisch, dass die Marktkräfte diejenigen | |
| verdrängen, die nur so tun, als ob ihnen das Thema wichtig ist. | |
| Sie sind der einzige Mensch, den ich kenne, der beim Klimawandel gute Laune | |
| bekommt. Woran liegt das? | |
| Es gibt viele traurige Erlebnisse in meiner Familie, die mich zur | |
| Energiewende gebracht haben, vor allem nach dem Atomunfall in Tschernobyl. | |
| Aber jetzt haben wir die Riesenchance, nicht nur am Beginn der | |
| Energiewende, sondern auch einer Verkehrswende, einer Agrarwende, einer | |
| Finanzwende und insgesamt einer grünen Revolution zu stehen. Und das macht | |
| mir großen Spaß. | |
| Spaß ist nicht gerade das, was viele mit der Energiewende verbinden. Sie | |
| sehen da mehr die Chancen als die Risiken? | |
| Es ist gefährlich, nicht über Risiken zu reden. Aber es ist immer besser, | |
| positive Nachrichten zu senden. Zum Beispiel: Mit der Solarenergie kostet | |
| Strom jetzt 2 bis 3 Cent pro Kilowattstunde. Das entspricht einem Preis von | |
| 5 Dollar pro Fass Erdöl – statt der 60 Dollar, die momentan gehandelt | |
| werden. Das ist für mich ein Freudenfest. Denn das heißt, dass Länder wie | |
| Saudi-Arabien oder Russland, wo Despoten herrschen, in Zukunft deutlich | |
| schlechter gestellt sein werden, weil der Ölpreis sinkt. Und es führt dazu, | |
| dass sich manche Elektroautos selbst bezahlen. Sie kosten 20.000 Euro, aber | |
| Sie sparen im Jahr 1.000 Euro beim Tanken und verdienen 1.000 Euro, wenn | |
| Sie die Batterie als Stromspeicher vermieten. | |
| Haben Sie deshalb dem Papst ein Elektroauto geschenkt – damit er mit ihm | |
| Geld verdient? | |
| Ich habe Papst Franziskus, der sich überzeugend für den Klimaschutz | |
| einsetzt, ein Projekt angeboten: den Vatikan auf 100 Prozent erneuerbare | |
| Energien umzustellen. Dafür haben wir dem Papst für ein Jahr einen Nissan | |
| Leaf gestellt. Und dabei haben wir gelernt, was es auch im Vatikan an | |
| starken Kräften gibt, die gegen solche Ideen sind, den Klimawandel für eine | |
| Lüge halten und das aggressiv vertreten. | |
| Wie sah das im Vatikan aus? | |
| Es hieß: Vielen Dank fürs Geschenk, aber der Hausmeister kann keine | |
| Steckdose finden. Oder: Leider sind die Papiere nicht dabei, Sie müssen das | |
| Auto wieder mitnehmen. Oder: Es passt nicht, dass dieses Auto von mehreren | |
| geteilt wird. | |
| Warum verdienen Sie Ihr Geld nicht wie andere Investoren? | |
| Ich spende schon lange für Greenpeace. Eines Tages kam ein Freund und | |
| sagte: Jochen, du bist der größte Greenpeace-Spender für Osteuropa, aber du | |
| investierst in Gas und Öl, fällt dir was auf? Dann waren wir im Norden | |
| Russlands und haben gesehen, wie dort jedes Jahr 5 Millionen Tonnen Öl in | |
| die Arktis laufen, so viel wie die havarierte Ölplattform „Deepwater | |
| Horizon“ 2010 vor Texas verloren hat. Da haben wir entschieden: Mit unserem | |
| privaten Geld unterstützen wir nichts mehr, was nicht irgendeine positive | |
| Auswirkung auf die Umwelt hat. | |
| Dann sind Sie vom Investor zum Divestor geworden, der sein Geld aus | |
| dreckigen Investments abzieht und andere davon überzeugen will. | |
| Ja, ich bin dem Divest-Invest-Movement beigetreten. Wir wollen aus | |
| moralischen Gründen nicht mehr in Gas, Öl und Kohle investieren. Und wir | |
| haben versucht, das finanzielle Argument gegen diese Geldflüsse aufzubauen. | |
| Im Sommer 2014 waren wir bei weltweit 50 Milliarden, die aus den fossilen | |
| Brennstoffen abgezogen wurden. Dann sagten wir: Ein ganz aggressives Ziel | |
| wären 150 Milliarden bis nächsten Sommer. Dann kam im Winter die Nachricht, | |
| dass in Dubai ein Solarkraftwerk Strom für 3 Cent die Kilowattstunde | |
| liefert, also für umgerechnet 5 Dollar pro Fass Öl. Das tut den Ölstaaten | |
| am Golf weh, denn BP fördert für 60 bis 100 Dollar das Fass. Plötzlich | |
| haben ganz viele Investoren verstanden, dass es ja nicht nur moralischer, | |
| sondern auch finanzieller Irrsinn ist, ihr Geld in die Suche nach Öl, Gas | |
| und Kohle zu stecken. Und statt der erhofften Verdreifachung hatten wir im | |
| Sommer danach 3,1 Billionen – 63-mal so viel wie im Sommer 2014. | |
| Wieso fließt trotzdem noch viel Geld in fossile Projekte? Andere können | |
| doch genauso gut rechnen wie Sie. | |
| Als Mathematiker und Volkswirt verzweifle ich da auch. Ich dachte, dass die | |
| Milch auf der linken Straßenseite nicht mehr kosten kann als auf der | |
| rechten Straßenseite, und dass das jeder versteht. Aber die Realität sieht | |
| anders aus. Es ist totaler Unsinn, noch in Öl, Kohle und Gas zu | |
| investieren. Trotzdem machen die 28 Billionen Dollar, die wir mit unserer | |
| Gruppe von verantwortlichen Investoren, den „Institutional Investors on | |
| Climate Change“, klimabewusst anlegen, nur ein Zehntel des weltweiten | |
| Marktes für Aktien und Anleihen aus. | |
| Warum riskieren diese Anleger ein aus Ihrer Sicht so schlechtes Investment? | |
| Es ist unglaublich, welches Unwissen auf dem Niveau von professionellen | |
| Investoren herrscht. Einer der Chefs der weltweit größten Investmentfonds, | |
| die Milliarden anlegen, hat mich Dinge gefragt, wo du denkst, der ist doof. | |
| Allen Ernstes sagte der zu mir: Um ein Solarpanel zu bauen, brauchen Sie | |
| mehr Energie, als das Panel in seinem Leben liefert. Da habe ich als guter | |
| Vermarkter gelernt, nicht zu sagen: Falsch, du Idiot, sondern: Jaaa, das | |
| war so vor 20 Jahren, aber heute amortisiert es sich in eineinhalb Jahren. | |
| Sie meinen, Finanzinvestoren, die über Milliardensummen entscheiden, lassen | |
| sich von den Dummheiten der Klimaleugner beeindrucken? | |
| Was liest denn so ein Investor? Den Economist, die Financial Times, | |
| vielleicht noch Bloomberg. Zu Bloomberg New Energy Finance kommt er schon | |
| nicht mehr. Wir haben Milliardäre, die den Zusammenhang von Klimakrise und | |
| Investments nicht verstanden haben. Das ist dramatisch. Ich könnte mich | |
| freuen und sagen, dann investiere ich da eben. Aber wir müssen so viel Geld | |
| so schnell bewegen, dass dafür keine Zeit ist. Wir haben noch drei Jahre, | |
| wenn wir den Klimawandel auf 1,5 Grad begrenzen wollen. | |
| Das ist der Punkt, an dem viele verzweifeln. | |
| Aber es gibt ja nicht nur den Klimawandel, sondern auch den Wandel bei den | |
| Investoren! Natürlich gehen immer noch 90 Prozent in die falsche Richtung, | |
| aber 10 Prozent sind schon eine ganze Menge. Das kann schneller umschlagen, | |
| als es sich viele vorstellen. Wir können, realistisch betrachtet, in fünf | |
| Jahren weltweit bei 100 Prozent erneuerbarer Energie sein. Wir können fast | |
| genauso schnell zu einem Ende der Verbrennungsmotoren kommen – in drei, | |
| vier, fünf Jahren. | |
| Woher kommt Ihr Optimismus? | |
| Die Marktkräfte werden es schaffen. Ob wir schnell genug sind, um den | |
| Klimawandel aufzuhalten, hängt von den Politikern ab. Die Bundesregierung | |
| müsste einen Mindestpreis von 130 Euro pro Tonne CO2 einführen und | |
| Risikokapital für grüne Techniken fördern. Aber selbst wenn die Regierung | |
| dabei total versagt – der Kapitalismus kann das Klima retten. Es gehen mehr | |
| und mehr Investoren in die richtige Richtung. Und wer sich damit | |
| beschäftigt, ist davon so überzeugt wie ich. Es gibt eine Firma in Berlin, | |
| Mobisol, die kann auf jedes afrikanische Haus eine Solaranlage schrauben. | |
| Damit bekommen die Menschen Strom für ihr Handy, einen Fernseher und einen | |
| Kühlschrank. Damit holen wir Milliarden von Menschen aus der Armut. | |
| Warum passiert das nicht in großem Maßstab? | |
| Weil die Kredite dafür nicht fließen. Mobisol kann nur Geld von einem | |
| professionellen Investor bekommen. Wir müssen das demokratisieren. Wir | |
| brauchen so etwas wie eine Blockchain-Finanzierung, bei der wir Geld von | |
| kleinen Anlegern einsammeln können, um die großen Finanzströme zu | |
| beeinflussen. Wir brauchen dafür jährlich 1,5 Billionen Dollar, es fehlt | |
| noch eine Billion: Die kommt aber nicht, weil es kaum Angebote an | |
| nachhaltigen Investmentfonds gibt. | |
| Sie erschüttern unseren Glauben in den Kapitalismus. Wo Nachfrage nach | |
| grünen Investitionen ist, sollte es doch ein Angebot geben. | |
| Die meisten Gelder der Welt werden von Pensionskassen verwaltet. Da sitzen | |
| Leute drauf, die ein bescheidenes Gehalt, einen bescheidenen Lebensstil und | |
| bescheidene Ziele haben. Die wollen das Geld mündelsicher anlegen. | |
| Konservativ. Sie stecken ihr Geld in Fonds oder Projekte, die seit | |
| Jahrzehnten immer dasselbe machen. Jetzt reden wir hier aber über einen | |
| kompletten Umbruch. Der Klimawandel überfordert Investoren. Wie arbeiten | |
| diese Leute? Sie bilden in ihren Fonds möglichst genau den Weltmarkt an | |
| Aktien ab. Sie denken nicht kreativ. Wenn der Weltindex 50 Prozent verliert | |
| und ihr Portfolio auch, dann sind alle glücklich. Wenn ihr Portfolio vom | |
| Index abweicht, riskieren sie ihren Job. | |
| Dann ist der Finanzkapitalismus also keineswegs so innovativ, wie er immer | |
| tut? | |
| Nur wenn er sich mit Aktienhandel, Wechselkursgeschäften oder | |
| hochriskanten, kaum durchschaubaren Finanzprodukten beschäftigt. Aber | |
| niemand geht für grüne Ideen ins Risiko. Es gibt in Stuttgart eine Firma, | |
| die macht Papier nicht aus Bäumen, die in 45 Jahren wachsen, sondern aus | |
| Gras, das nur 45 Tage braucht. Tolle Sache: halb so viel CO2 und Chemie. | |
| Aber es gibt keine Kredite dafür. Warum? Weil sich nach der Finanzkrise | |
| 2008 die deutschen Banken aus dem Risikokapitalgeschäft zurückgezogen | |
| haben. Es gibt viel Geld für kleine Tech-Start-ups und riesige Fonds, die | |
| Milliarden in gewohnte Industrien, bestehende Windparks oder Immobilien | |
| stecken. Aber für neue Ideen hat keiner den Mut. | |
| Was sollte der Finanzminister dagegen tun? | |
| Er sollte sich in der Regierung starkmachen für aggressive Klimaziele und | |
| für einen CO2-Mindestpreis jenseits des Emissionshandels. Wir brauchen aber | |
| auch Regeln, die die Firmen zwingen, den CO2-Fußabdruck bei ihren Produkten | |
| offenzulegen. Das kann ich bisher als Investor ja gar nicht wissen und | |
| deshalb meine Entscheidung nicht darauf gründen, wie sehr eine Firma das | |
| Klima zerstört. Und wir brauchen bessere Regeln für grünes Investment. | |
| Heute muss ein Pensionsfonds höhere Rücklagen bilden, wenn er in einen | |
| sicheren deutschen Windpark investiert, als wenn er in hochriskante | |
| griechische Staatsanleihen geht. Das ist doch komplett absurd. | |
| Sie helfen dem Bund, unser Geld nachhaltig anzulegen. Als Berater des | |
| „Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung“, mit dem der Staat | |
| das Ende des Atomzeitalters finanzieren will. Laut manager magazin sollen | |
| Sie eine Zielrendite von 4,8 Prozent erreichen. Wie läuft das denn? | |
| Der Bund hat von den Stromkonzernen insgesamt 23,6 Milliarden Euro | |
| überwiesen bekommen, die Rückstellungen der Atomkonzerne. Davon müssen die | |
| gesamten Kosten für Zwischen- und Endlagerung des Mülls gedeckt werden. Wir | |
| brauchen also eine ordentliche Zielrendite über eine lange Zeit, damit die | |
| Kosten gedeckt werden können, ohne dass der Steuerzahler noch drauflegt. | |
| Das Ziel ist natürlich nicht, mit dem Geld aus der dreckigen Atomindustrie | |
| in nichtnachhaltige Anlagen zu gehen. Sondern Anlagen zu finden, die | |
| ökologisch und finanziell tragfähig für Jahrzehnte sind. Wir haben mit Anja | |
| Mikus eine sehr erfahrene Chefin für den Atomfonds, die die Szene sehr gut | |
| kennt. Aber wir sind von der Bundesregierung gehalten, über die konkrete | |
| Anlagestrategie nicht zu sprechen. | |
| Und Sie denken, mit grünem Kapitalismus kann man die Probleme lösen, die | |
| der Kapitalismus geschaffen hat? | |
| Ich bin in einer sozialdemokratischen Familie aufgewachsen und glaube fest | |
| an die soziale Marktwirtschaft. Ich habe auch viel in der ehemaligen | |
| Sowjetunion gearbeitet und dort gesehen, was ohne Preissignal passiert. | |
| Aber wir haben derzeit einen Cowboykapitalismus, wo die Kontrolle viel zu | |
| schwach ist. Man kann einen Banker, der 10 Millionen an Bonus verdient und | |
| Milliarden verwaltet, nicht von einem Menschen kontrollieren lassen, der | |
| 50.000 Euro im Jahr verdient. | |
| Müsste der Banker weniger verdienen oder der Beamte mehr? | |
| Wahrscheinlich beides. Aber vor allem muss wieder die Haftung gelten. Im | |
| Lissabon-Vertrag der EU ist das Verursacherprinzip festgelegt. Das heißt, | |
| dass die Kosten auch von denen bezahlt werden müssen, die sie verursachen. | |
| Das sollten wir einfach mal umsetzen. Eine Tonne CO2 verursacht 60 Euro an | |
| Gesundheitskosten und Umweltschäden in Höhe von 70 Euro. Deshalb sollte man | |
| wie in Schweden eine Steuer von 130 Euro pro Tonne CO2 erheben. | |
| Und was hieße das Verursacherprinzip für den Banker? | |
| Der Banker müsste sein Geld verdienen nicht auf Basis der Gewinne von | |
| heute, sondern müsste langfristig, über zehn Jahre, an Gewinn und Verlust | |
| seines Engagements beteiligt sein. Grundsätzlich ist das Finanzsystem | |
| krank. Nur ein kleiner Teil – das sogenannte alternative Finanzsystem – | |
| funktioniert richtig, so wie unsere Fonds: Ich investiere mein privates | |
| Geld, das ich verdient und versteuert habe, und lade andere ein, das auch | |
| zu tun. Was ist mein Risiko? Ich verliere mein Geld und das der anderen. | |
| Wie arbeiten 99 Prozent der Finanzberater? Die würden den Teufel tun und | |
| Ihnen sagen, wo sie ihr privates Geld investieren, oder mit Ihnen ins | |
| Risiko gehen. Man müsste als Grundsatz haben: Ehe Sie einen Fonds auflegen, | |
| müssen Sie selbst in ihn investieren, und wenn Sie Ihre Anteile wieder | |
| verkaufen wollen, müssten Sie es Ihren Kunden vor dem Verkauf sagen. | |
| Wie viel legen Sie selbst an? | |
| Wir sind sehr klein. Wir haben in der Spitze mal eine Milliarde verwaltet. | |
| Wie viel davon ist Ihr privates Geld? | |
| Typischerweise legen wir 5 bis 10 Prozent der Fondsgröße selbst an. Aber | |
| der neue Fonds hat jetzt zum Beispiel 20 Millionen, da sind dann am Anfang | |
| 5 Millionen von meinem privaten Kapital drin. Ich hoffe, dass der Fonds auf | |
| 250 Millionen wächst, dann ist mein Anteil nur noch bei 2 Prozent. | |
| Wie hoch ist Ihr persönliches Vermögen? | |
| Das hängt vom Wetter ab. | |
| Heute ist es ja nicht allzu kalt. | |
| Ich habe kleine Kinder und gebe da nicht gern mit an. | |
| Aber es ist genug, um 5 Millionen investieren zu können. | |
| Ja. | |
| Bekannt wurden Sie mit einer Investition von 300.000 Euro aus Ihrem | |
| Privatvermögen. 2016 haben Sie den Grünen in Baden-Württemberg dieses Geld | |
| gegeben; dafür sind Sie als grüner Großspender hart kritisiert worden, | |
| [2][auch von der taz]. | |
| Die taz hat kritisiert, dass da ein Privater so viel Einfluss nehmen kann. | |
| Das war der beste Kommentar, fand ich, die taz hatte recht. Es kann | |
| eigentlich nicht sein, dass eine Privatperson im Wahlkampf eine Partei so | |
| extrem unterstützen kann, wie es mir gelungen ist. Die Grünen selbst sind | |
| ja für eine Begrenzung der Spenden auf 100.000 Euro, aber das war eben | |
| nicht Gesetz. | |
| Haben Sie den Grünen durch die Spende eher genutzt oder geschadet? | |
| Eher genutzt, die größte Unterstützung war wohl das Signal, dass ein | |
| Finanzprofi sagt: Ich spende so viel wie ein Haus im Land der Häuslebauer | |
| an die Grünen. Die Intention war: Das merkt jemand. | |
| Das ist ja gelungen. | |
| Das Signal hieß: Hier spendet ein Volkswirt und Investor, denn er denkt: | |
| Das ist die beste Partei für die Volkswirtschaft im Lande. Keine Ahnung, | |
| wofür die Grünen das Geld ausgegeben haben. Es glaubt ja keiner, aber meine | |
| Motive waren selbstlos. Das Ganze war für mich sogar geschäftsschädigend. | |
| Ich habe Anrufe bekommen von Leuten, die sagten: Bist du ein Depp, du | |
| sollst dich um mein Geld kümmern und dich nicht mit irgendwelchen | |
| Pädophilen und Veggiburger-Verordnern abgeben. Manche haben sich beschwert | |
| und ihr Geld zurückgezogen. Auch für meine Firmen war das kein Vorteil. | |
| Denn wenn ich in Deutschland keine Anlagemöglichkeiten finde, geht das | |
| Kapital nach China. Ich habe das aus reinem Patriotismus gemacht. Denn eine | |
| Firma, die Autobatterien für E-Mobile baut und Mehrwert und Jobs schafft, | |
| die geht dahin, wo das am besten funktioniert. Und ich denke eben, dass die | |
| Bedingungen dafür unter einer grünen Regierung am besten wären. Hat es sich | |
| gelohnt? Für mich nicht ökonomisch, aber vielleicht für Deutschland, weil | |
| Baden-Württemberg, das industrielle Herz Deutschlands, weiter erfolgreich | |
| grün regiert wird. | |
| 26 Jan 2019 | |
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| Bernhard Pötter | |
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