# taz.de -- Parteigroßspenden 2016: Der grüne Geldgeber | |
> Der Investor und Anlageberater Jochen Wermuth pusht mit seinen Geldern | |
> die Grünen im Ranking auf Platz zwei. Nur die CDU kassierte mehr. | |
Bild: Spendabel was den Wahlkampf der Grünen angeht: Jochen Wermuth | |
Jochen Wermuth hat es geschafft. Mit seinen 599.989 Euro, die er für die | |
Wahlkämpfe in Baden-Württemberg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern | |
spendierte, hat der 47-jährige Investor und Anlageberater die Grünen im | |
diesjährigen Parteigroßspendenranking sensationell auf den 2. Platz | |
katapultiert. Nur die CDU kassierte mehr. | |
Dabei rangieren die Grünen normalerweise weit hinter CDU, CSU, SPD und FDP | |
nur unter ferner liefen. Anders als in ihrer Anfangszeit – und im Gegensatz | |
zur Linkspartei – werden zwar auch sie schon seit Jahren von dem einen | |
Unternehmen oder dem anderen Lobbyverband bisweilen großzügig bedacht. Aber | |
die 50.000-Euro-Grenze, ab der Spenden unverzüglich dem | |
Bundestagspräsidenten anzuzeigen sind, überschreiten die Zuwendungen nur | |
selten. | |
So tauchte in den vergangenen fünf Jahren nur Südwestmetall als treuer | |
Großspender in der Liste auf – Winfried Kretschmann sei Dank. Seit dessen | |
Regierungsantritt 2011 hat der Verband der baden-württembergischen Metall- | |
und Elektroindustrie insgesamt eine halbe Million Euro an die einstigen | |
Ökopaxe gezahlt. | |
Diese Summe hat Wermuth in diesem Jahr locker getoppt. Auch er hat ein | |
Faible für Kretschmann. Der sei „hervorragend“, schwärmt Wermuth. Denn | |
Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident habe „gezeigt, dass | |
Nachhaltigkeit eine Renditemaschine ist“. | |
Der größte Einzelspender in der grünen Geschichte, seit April auch Mitglied | |
der Partei, ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltungsgesellschaft | |
Wermuth Asset Management. Das Familienunternehmen hat sich auf vermeintlich | |
nachhaltige Investitionen spezialisiert. Mit seinen Spenden wolle er sich | |
„aktiv für die zukunftsfähige Politik der Grünen“ einsetzen, begründete | |
Wermuth seinen Geldregen. Außerdem mache ihm spenden Spaß. | |
Wermuth stammt aus einer AkademikerInnenfamilie. In Boston geboren, wuchs | |
er in Mainz auf. Nach dem Studium in den USA und Großbritannien beriet der | |
Mathematik- und Wirtschaftswissenschaftler in den neunziger Jahren – | |
zunächst für die EU, dann für die Weltbank – das russische | |
Finanzministerium. Schließlich arbeitete er in jener Raubritter-Zeit der | |
Jelzin-Ära, in der sich in Russland kräftig Kasse machen ließ, für die | |
Deutsche Bank in Moskau. Bis heute verfügt er über ausgezeichnete Kontakte | |
nach Russland. 1999 gründete er seine eigene Vermögensverwaltung. | |
Mit seiner zweiten Ehefrau, einer russischen Ökologin, und drei Kindern | |
lebt Wermuth mittlerweile in Berlin – wenn er die Zeit dazu findet. Denn | |
nach eigener Aussage verbringt er die Hälfte des Jahres im Flugzeug und auf | |
Reisen. Wermuth sei, urteilte der Spiegel, „zwar Greenpeace-Unterstützer, | |
aber gewiss kein Ökoesoteriker“. Seine Devise laute: „Finance first.“ | |
30 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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