# taz.de -- Transparenz bei Parteienfinanzierung: Schluss mit Rent-a-Sozi | |
> Die SPD-Fraktion will im Januar einen Gesetzentwurf mit schärferen Regeln | |
> für Parteiensponsoring vorlegen. Hat das Aussicht auf Erfolg? | |
Bild: Will das Parteiensponsoring transparenter machen: SPD-Fraktionschef Thoma… | |
Berlin taz | Die SPD-Fraktion im Bundestag will Ende Januar einen | |
Gesetzentwurf vorlegen, der das Sponsoring von Parteien neu regelt und | |
transparenter macht. Sponsoren ab einer bestimmten Größe müssten in den | |
Rechenschaftsberichten der Parteien genannt werden, sagte | |
SPD-Fraktionsgeschäftsführerin Christine Lambrecht am Mittwoch. Auch die | |
Beträge, die geflossen seien, müssten öffentlich ausgewiesen werden. | |
Lambrecht kündigte ein Gesetzespaket mit mehreren Komponenten an. Die SPD | |
fordert ein Lobbyregister beim Bundestag, das alle Vertreter von Verbänden, | |
Initiativen und anderen Lobbygruppen verzeichnen soll. Außerdem werde der | |
Gesetzentwurf einen „legislativen Fußabdruck“ enthalten, sagte die | |
SPD-Fraktionsgeschäftsführerin. Damit würde transparent gemacht, welche | |
Beiträge externe Berater bei Gesetzentwürfen geleistet haben. | |
Diese Ideen sind alle nicht neu, sie stehen auch im Regierungsprogramm der | |
SPD 2013. Doch die Union sperrt sich bisher gegen Verschärfungen für | |
Lobbyisten. Der Grund, warum die SPD ihre Forderungen im Januar nochmal neu | |
präsentiert, ist auch ein taktisches Interesse. Die Sozialdemokraten müssen | |
ihre [1][peinliche Rent-a-Sozi-Affäre] vergessen machen. | |
Vor einer Woche wurde öffentlich, dass eine Werbeagentur, die zur | |
Unternehmensgruppe der SPD gehört, Treffen zwischen Sponsoren und | |
prominenten SPD-Politikern organisierte. Unternehmen oder Lobbygruppen | |
konnten nach einem Bericht des ZDF-Magazins Frontal 21 für 3.000 bis 7.000 | |
Euro so genannte Vorwärts-Gespräche mit SPD-Bundesministern und anderen | |
Spitzenleuten buchen. | |
## Rot-Rot-Grün wäre sich einig | |
Die SPD [2][stoppte diese Gespräche] sofort nach dem Fernsehbericht – und | |
schob die Schuld der Agentur zu. SPD-Schatzmeister Dietmar Nietan betonte, | |
den SPD-Politikern seien weder Details etwaiger Absprachen zwischen | |
Sponsoren und der Agentur noch die Höhe etwaiger Zahlungen bekannt gewesen. | |
Keiner der eingeladenen Politiker sei über die Geschäftspraktiken | |
informiert gewesen, sagte Nietan. | |
Dass die Union dem SPD-Vorstoß nachgibt, ist nicht zu erwarten. Falls sich | |
CDU und CSU weiter weigerten, sei mehr Transparenz für Lobbygruppen auch | |
ein geeignetes Wahlkampfthema, hieß es am Dienstag in der SPD-Fraktion. Es | |
gäbe allerdings noch eine weitere Möglichkeit. Linkspartei und Grüne werben | |
für ähnliche Ideen, Rot-Rot-Grün hat eine knappe Mehrheit im Parlament. | |
Doch dass die SPD aus der Koalitionsdisziplin ausbricht, ist | |
unwahrscheinlich. | |
Die Grünen werden am Donnerstag einen Antrag ins Parlament einbringen, der | |
neue Regeln für das Parteiensponsoring fordert. Sie habe sich den | |
Grünen-Antrag genau angeschaut, sagte Lambrecht – und er sei ihr in der | |
derzeitigen Gemengelage „nicht weitgehend genug“. Will heißen: Die SPD wird | |
am Donnerstag nicht zustimmen. | |
Zeit für eine Neuregelung wäre es. Im Parteispendengesetz klafft beim | |
Sponsoring eine Lücke. Während Parteispenden über 10.000 Euro in den | |
Rechenschaftsberichten ausgewiesen werden müssen, ist das bei | |
Sponsoring-Geldern für Parteitage, parlamentarische Abende oder Sommerfeste | |
nicht der Fall. | |
Zuletzt hatte die nordrhein-westfälische CDU in diesem Graubereich auf sich | |
aufmerksam gemacht. Sie hatte 2010 Sponsoren angeboten, einen Stand auf | |
ihrem Parteitag anzumieten. Zu dem Paket gehörte auch ein Besuch des | |
damaligen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers am Stand – und ein | |
Gespräch mit ihm. | |
30 Nov 2016 | |
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## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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