Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nabu akzeptiert Weiterbau der A26: Der Grünbrücken-Deal
> Im Gegenzug für zusätzlichen Natur- und Lärmschutz verzichten die
> Naturschutzverbände auf die Möglichkeit, gegen den Bau der A 26 nach
> Stade zu klagen.
Bild: Im August 2008 wurde der erste Autobahnabschnitt der A26 für den Verkehr…
Hamburg taz | Autofahrer atmen auf: Zumindest die zwischen Cuxhaven und
Hamburg werden in Zukunft ein leichteres Leben haben – so wie die Bewohner
des Alten Landes südwestlich der Hansestadt: Nach einer Einigung zwischen
Hamburgs rot-grünem Senat und Naturschutzverbänden kann die Autobahn 26
zwischen Stade und der A7 fertig gebaut werden.
Das verkürzt die Fahrzeit und entlastet die Dörfer, hat aber auch einen
Preis: Um die [1][Obstmarschen] möglichst wenig zu beeinträchtigen, führt
die neue Autobahn hart am Rande des europäischen Vogelschutzgebietes
Moorgürtel entlang. Sie zerschneidet die Landschaft, trennt Lebensräume
voneinander und erzeugt Lärm.
Trotzdem zeigt sich Alexander Porschke, der Vorsitzende des Hamburger
Naturschutzbundes (Nabu) erleichtert: Das fünfjährige Ringen mit den
Behörden habe sich gelohnt. Es sei nicht nur gelungen, die Belastung durch
die Autobahn zu verringern, sondern auch bedeutende Gewinne für die Natur
zu erzielen.
„Das erreichte Ergebnis ermöglicht es uns nun, auf eine Klage gegen die von
uns weiterhin grundsätzlich abgelehnte Autobahn zu verzichten“, sagt
Porschke, der federführend für die [2][Arbeitsgemeinschaft Naturschutz
Hamburg] agiert hat; darin sind sieben nach dem Naturschutzgesetz
anerkannte Verbände organisiert.
Die A26, so wie sie sich die Verkehrsplaner vorstellen, könnte einmal Teil
eines Autobahnrings um die Stadt herum sein. Mit dem Bau der Autobahn ist
2002 bei Stade begonnen worden. Bis heute ist sie 16 Kilometer weit
vorangekommen und endet kurz vor Buxtehude. Die Planung für den letzten
Abschnitt auf niedersächsischem Gebiet ist seit dem 6. November
unanfechtbar, wie die niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und
Verkehr auf ihrer [3][Website] mitteilt.
Der [4][Planfeststellungsbeschluss] für den Hamburger Abschnitt muss jetzt
erst noch einmal öffentlich ausgelegt werden. Gehe alles glatt, also ohne
weitere Widersprüche, könnte die Autobahn Ende 2023/Anfang 2024 bei
Moorburg an die A7 angeschlossen sein, sagt Christian Füldner, Sprecher der
Hamburger Verkehrsbehörde.
Um die Lebensräume trennende Wirkung der Autobahn zu verringern, wird es
eine 50 Meter breite „Grünbrücke“ geben – so wie bei solchen Planungen
heutzutage üblich. Dazu kommen mehrere kleine Brücken mit Gehölzen, an
denen sich Fledermäuse orientieren können, dazu Gewässerdurchlässe. Und die
vorgesehenen Lärmschutzwände sollen neben Menschen auch die Vögel schützen
helfen.
Zusätzlich ausverhandelt hat die AG Naturschutz einen „Biotopkorridor“, der
den Moorgürtel mit dem Naturschutzgebiet Alte Süderelbe verbindet. Das
Prinzip dabei sei, Teile der Obstmarschen als Lebensraum für Tiere und
Pflanzen so zu verbessern, dass der Zerschneidungseffekt der Autobahn
ausgeglichen werde, sagt Eike Schilling vom Nabu: Wenn in Zukunft weniger
Tiere und Pflanzen zwischen dem Moorgürtel und der Alten Süderelbe hin und
her wandern könnten, erhielten sie in dem Gebiet dazwischen bessere
Möglichkeiten, sich zu vermehren, so Schilling. Voraussetzung dafür sei
neben der Sicherung der Flächen aber auch deren Entwicklung und dauerhafte
Pflege. „Die Stadt hat sich verpflichtet, dafür Geld bereitzustellen“, und
das gelte auch für den Bund.
„Wir haben uns auf diesen Kompromiss eingelassen, da es bei diesem
Autobahnabschnitt vernünftigerweise nicht mehr um das Ob, sondern nur noch
um das Wo und Wie gehen konnte“, sagt Nabu-Chef Porschke. Er zieht
allerdings eine scharfe Grenze zwischen der Zustimmung zur sogenannten „A26
West“ und der „A26 Ost“. Diese bezeichnet die Verlängerung der Autobahn
quer durch den Hamburger Hafen und den Stadtteil Wilhelmsburg. Im
Bundesverkehrswegeplan genießt dieses Stück, so wie die A26 West, höchste
Priorität. In der Stadt stößt sie aber auf noch größeren Widerstand als die
bisherigen Abschnitte.
„Die A26 Ost ist eine planerische Altlast aus dem vergangenen
Autojahrhundert“, kritisiert etwa das [5][Bündnis Verkehrswende] Hamburg.
Sie helfe dem Hafen nicht, locke Pendler weg von der Bahn, führe zu
Ausweichverkehr in den benachbarten Stadtvierteln und sei unverhältnismäßig
teuer.
Der rot-grüne Senat hingegen verspricht gerade Vorteile für den Hafen und
die Quartiere. Akzeptabel machen will er die Autobahn, indem er sie auf 1,4
Kilometern Länge zu überdeckeln verspricht.
14 Jan 2019
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Obstmarschenweg
[2] http://agnaturschutz-hamburg.de/
[3] http://www.strassenbau.niedersachsen.de/projekte/grosse_einzelprojekte/plan…
[4] https://www.hamburg.de/bwvi/np-aktuelle-planfeststellungsverfahren/7702654/…
[5] https://verkehrswende-hamburg.net/
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
A7
Autoverkehr
Autobahnbau
Stade
A26
Autobahn
Verkehr
Nabu
A26
A26
Autobahn
Naturschutz
Autobahn
Moorburg
Autobahn
## ARTIKEL ZUM THEMA
Streit um Autobahnzubringer in Buxtehude: Urteil schon gefällt
In Buxtehude wurden 100 Bäume für den geplanten Zubringer der A26 gefällt.
Das ist legal, aber noch steht eine Gerichtsverhandlung aus.
Landkreis verliert vor Gericht: Buxtehude ohne Autobahn-Anschluss
Das Verwaltungsgericht Stade verwirft die Planung für den Anschluss
Buxtehudes an die Autobahn A26 nach Hamburg vollständig.
Lärmschutz-Pläne für neue Autobahn: Deckel drauf
Hamburgs Senat will einen langen Lärmschutzdeckel für die neue A26.
Naturschützer und Stadtteilaktivisten halten das ganze Projekt für
unzeitgemäß.
Leben an der Autobahn: Die Brücke der Tiere
Die Grünbrücke über die Autobahn A7 bei Bad Bramstedt verbindet Lebensräume
von Tier- und Pflanzenarten. Ein Besuch.
Umstrittener Autobahndeckel in Hamburg: Deckel drauf
Hamburg will vierten Autobahnabschnitt überdeckeln. Die Trasse zerschneidet
den Stadtteil Wilhelmsburg. Der Naturschutzbund kritisiert den Ausverkauf
der Natur
Dorf gegen Autobahn: Moorburg kämpft nicht allein
Von den Plänen der „Hafenpassage“ ist das Dorf Moorburg besonders
betroffen, hat sich aber mit Anliegern zusammengeschlossen, um das Projekt
zu verhindern
Fertiger A26-Abschnitt für Autofahrer gesperrt: Geisterbahn bis Jork
Rund fünf Jahre soll eine fertige Spur der A2 6 von Horneburg bis Jork für
den Verkehr gesperrt bleiben. Das Land Niedersachsen fürchtet Klagen von
Anwohnern.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.