# taz.de -- Streit um Autobahnzubringer in Buxtehude: Urteil schon gefällt | |
> In Buxtehude wurden 100 Bäume für den geplanten Zubringer der A26 | |
> gefällt. Das ist legal, aber noch steht eine Gerichtsverhandlung aus. | |
Bild: Nach den Baumfällarbeiten stellen Anwohner*innen Kreuze auf | |
Bremen taz | Rund 100 Buxtehuder Bäume sind gefällt. Und weitere sollen | |
nächste Woche folgen. Für einen Autobahnzubringer, der in rund einem Jahr | |
noch einmal vor Gericht stehen wird. Das Oberverwaltungsgericht | |
Niedersachsen (OVG) kippte zwar Mitte Januar ein Urteil, welches eineinhalb | |
Jahre zuvor den [1][Bau des Zubringers gestoppt hatte], aber damit ist der | |
Fall noch nicht entschieden. | |
Landrat Michael Roesberg lasse nun mit dem unverzüglichen Baubeginn „die | |
Säbel rasseln“, empört sich Carsten Hinrichs, betroffener Anwohner und | |
Mitglied der Bürgerinitiative Rübker Straße (BI). | |
Aus der Sicht von Hinrichs gebe es „eine ganze Menge“ Alternativen zur | |
Rübker Straße. Warum der Landkreis so vehement an dieser Option festhalte, | |
wisse er nicht. Nur dass er die Straße, die durch ein Wohngebiet führt und | |
an der links und rechts drei Meter hohe Lärmschutzwände hochgezogen werden | |
sollen, für ungeeignet hält. „Das ist eine Verkehrspolitik, die man vor 40 | |
Jahren so hätte machen können.“ 21.000 Autos werden Prognosen zufolge den | |
Zubringer täglich nutzen. | |
[2][Um den Bau der A26] und auch den Rest der Küstenautobahn streiten sich | |
seit Jahren Behörden, Autobahngegner*innen und Naturschützer*innen. | |
Die A26 führt inzwischen von Stade bis nach Jork, nur wenige Kilometer | |
fehlen noch bis Buxtehude. | |
Auch der Autobahnzubringer auf der Rübker Straße, der in Buxtehude geplant | |
ist, war schon einmal vor Gericht: Im November 2019 kippte das | |
Verwaltungsgericht Stade überraschenderweise die Baupläne. | |
Anwohner*innen hatten geklagt, weil sie eine extreme Lärmbelastung | |
befürchteten. Das hatte das Gericht für unzumutbar gehalten. | |
Das OVG entschied aber im Januar dieses Jahres, die Berufung gegen die | |
damalige Entscheidung zuzulassen. Diese hatte das Verwaltungsgericht in | |
seinem Urteil eigentlich ausgeschlossen. Nun wird der Fall beim OVG noch | |
einmal „umfangreich geprüft“, sagt eine Gerichtssprecherin. Das dauert. Und | |
wer gewinnt, ist offen. | |
Trotz der ausstehenden Entscheidung ist der Landkreis grundsätzlich | |
berechtigt, jetzt schon weiter zu bauen. Grund dafür ist die „sofortige | |
Vollziehbarkeit“ des Baus, die [3][im Planfeststellungsbeschluss von 201]7 | |
vorgesehen ist, weil es „im öffentlichen Interesse“ liege, dass der Bau | |
schnell voranschreitet. In ihrer Antwort auf die Frage, warum man nicht das | |
Urteil des OVG abwarte, beruft sich Kreisbaurätin Madeleine Pönitz auf | |
diesen Passus. | |
Hinrichs vermutet, dass der Landkreis mit der Aktion die BI provozieren | |
möchte, ein Eilverfahren einzuleiten, um die „sofortige Vollziehbarkeit“ | |
anzugreifen. Eine Anwältin der BI habe aber prognostiziert, dass man dabei | |
wenig Chancen habe; man sei durch die Baumfällungen nicht direkt betroffen. | |
„Wenn wir verlieren, könnte sich das negativ auf die zweite Verhandlung | |
auswirken“, so Hinrichs. Denn dann gebe es bereits eine Tendenz für das | |
OVG. „Das ist eine ganz verzwickte Situation.“ | |
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag Stade, Hartwig Holthusen, | |
hält das Vorgehen des Landrats angesichts des unsicheren Ausgangs vor | |
Gericht ebenfalls für vorschnell. Roesberg habe zwar nach dem Urteil vom | |
Oberverwaltungsgericht weitere Maßnahmen angekündigt, so Holthusen, aber | |
nicht, dass „jetzt auf die Schnelle 100 Bäume, zum Teil alte Eichen, | |
gefällt werden“. | |
Holthusen selbst habe es aus der Presse erfahren, informiert worden sei der | |
Kreistag nicht. „Wir waren entsetzt“, sagt er. „Einem Landrat darf so etw… | |
nicht passieren. Er hätte zumindest vorher den Kreistag und die Anwohner | |
mit einbeziehen müssen.“ | |
## Grüne Stade sind grundsätzlich gegen den Autobahnzubringer | |
Der Landrat habe im Kreisausschuss Anfang Februar sehr wohl über die Pläne | |
informiert, sagt dagegen Kreisbaurätin Pönitz. Neben den Baumfällungen | |
stehe auch der Bau eines Regenrückhaltebeckens an. Und weitere Fällungen. | |
Allerdings, stellt sie klar, gehen insgesamt nur rund 35 Bäume auf die | |
Kappe des Landkreises; der Rest sei im Auftrag des Bundes erfolgt. | |
Die Grünen in Stade sehen den Bau des Autobahnzubringers grundsätzlich | |
kritisch: Man habe schon zwei Auffahrten in der Nähe, sagt Holthausen. Das | |
sagt auch Hinrichs. Beide meinen die Auffahrten in Jork und Neu Wulmstorf – | |
sie sind neun und zwölf Autominuten vom Buxtehuder Zentrum entfernt. Neben | |
den „längeren Fahrtwegen“ seien bei dieser Variante die jeweiligen | |
Anwohner*innen mehr belastet, sagt Pönitz. | |
Hintergrund der Hauruckaktion ist wohl auch, dass Baumfällungen nur noch | |
bis zu Beginn der Brutsaison Anfang März erlaubt sind. Aber da das | |
Oberverwaltungsgericht ohnehin noch rund ein Jahr für seine Entscheidung | |
brauchen wird, argumentieren BI und Grüne, hätte man damit locker bis zum | |
nächsten Winter warten können. | |
8 Feb 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Landkreis-verliert-vor-Gericht/!5640290 | |
[2] /Nabu-akzeptiert-Weiterbau-der-A26/!5561462 | |
[3] https://docplayer.org/73003122-Planfeststellungsverfahren-ausbau-der-k40-ru… | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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