# taz.de -- Aus taz FUTURZWEI: „Flugtaxis sprengen Ihre Fantasie“ | |
> Wie sehen Sie künstliche Intelligenz, Dorothee Bär? Die | |
> Digital-Staatsministerin über Ängste, Konservativismus und die digitale | |
> Erziehung ihrer Kinder. | |
Bild: „What you see is what you get“: Dorothee Bär | |
Dorothee Bär hat ihr Büro im sechsten Stock des Kanzleramtes in Berlin. Die | |
Staatsministerin für Digitales zeigt erst einmal den großartigen Blick, den | |
man von hier hat. Auf der einen Seite über den Reichstag Richtung Osten, | |
auf der anderen über das Haus der Kulturen der Welt hinweg Richtung Westen. | |
Dann bittet sie an den Besprechungstisch und schaut länger auf das vor ihr | |
auf dem Tisch liegende Cover der taz FUTURZWEI, die wir mitgebracht haben, | |
[1][mit drei jungen Frauen auf dem Titel]. | |
Dorothee Bär: Die Frau mit dem Hut ist Diana Kinnert, klar. Das links ist | |
Marie Nasemann? Und wer ist sie in der Mitte? | |
taz FUTURZWEI: Aline Abboud, Nachrichtenredakteurin des ZDF. | |
Danke, das musste ich klären. Weil ich mich sonst nicht konzentrieren kann. | |
Dann jetzt voll konzentriert, Frau Bär: Ist künstliche Intelligenz ein | |
Hype? | |
Ich glaube, dass der Deutsche an sich hofft, dass es nur ein Hype ist. | |
Der Deutsche an sich? | |
Ja, ich sage es deshalb so, weil wir ja schon sehr bedenkenträgermäßig | |
geprägt sind in unserem Land. Das ist der Durchschnitt von dem, was ich | |
erlebe. Wenn ich das diskutiere, spüre ich eine starke Hoffnung, dass das | |
alles Hype-Themen sind, ob das nun Blockchain ist, Quantencomputing oder | |
das berühmte Flugtaxi. | |
Von dem Sie in Ihrem ersten „heute-journal“ nach Ihrer Ernennung zur | |
Staatsministerin gesprochen haben. | |
Wir wollen sehr stark in Ruhe gelassen werden. Bloß nichts verändern | |
müssen, man hat sich ja doch auch im Großen und Ganzen gemütlich | |
eingerichtet. | |
Im Vergleich mit anderen Zeiten haben wir viele Gründe, die Fortschritte | |
der Nachweltkriegszeit bewahren zu wollen. | |
Gottseidank. Ich bin ja auch schon zweite Nachkriegsgeneration, meine | |
Großeltern haben den Krieg noch erlebt, meine Eltern sind schon | |
Nachkriegsgeneration, 1947 und 1951 geboren. Aber wir sind halt sehr satt | |
geworden. | |
Das ist ein starker Vorwurf. | |
Das sehe ich so. Wann entsteht denn etwas Großes? Wenn eine Notwendigkeit | |
besteht. Wenn man sagt: Wir müssen jetzt springen, wir müssen jetzt mutiger | |
sein. Ich wüsste nicht, wann wir in den letzten Jahren mal so mutig gewesen | |
wären zu sagen, wir blicken mal nicht nur bis zum Ende der | |
Legislaturperiode, sondern fragen, was in zehn, zwanzig Jahren ist. Wo | |
wollen wir hin? | |
Wo wollen Sie hin? | |
Worauf ich hinaus will: Uns fehlt der Druck. Wir sind nicht bereit zu | |
sagen, wir machen, zum Beispiel, eine Revolution im Bildungssystem. Wir | |
sagen: Wir sind doch eine erfolgreiche Industrienation. Aber das macht uns | |
nicht automatisch zu einer erfolgreichen Digitalnation. | |
Wenn man die künstliche Intelligenz anschaut, sind wir jetzt beim dritten | |
Euphorie-Hype. Zweimal folgte Ernüchterung. Auch jetzt ist es so, dass die | |
KI zwar selbst lernen kann, aber nur innerhalb klar definierter Probleme. | |
Oder wie schätzen Sie die Potenziale ein? | |
Ich finde es spannend, dass Sie Euphorie feststellen. Ich erlebe große | |
Ängste. Wie viel Arbeitsplätze fallen weg, was bedeutet das für unser | |
Sozialsystem? Deshalb entstehen jetzt auch solche Vorschläge wie die Idee | |
eines bedingungslosen Grundeinkommens. Oder: Wenn wir alle | |
wegrationalisiert sind und die Roboter uns übernommen haben, werden wir | |
keine Rolle mehr spielen. Die Ängste habe ich persönlich überhaupt nicht, | |
nehme sie aber ernst. | |
Also sind Sie die Euphorische? | |
Das wäre vielleicht zu viel, aber ich sehe das überwiegend sehr positiv. In | |
Ansätzen euphorisch bin ich, was KI leisten kann, im medizinischen Bereich | |
und besonders in der Diagnostik. Da sagen auch seriöse Ärzte, dass niemals | |
ein Kollege von ihnen so gut sein wird wie eine Weiterentwicklung von IBM | |
Watson oder ähnlichen Systemen. Selbst wenn sich alle zusammenschlössen, | |
würden sie das Hundertfache an Zeit brauchen und hätten eine viel höhere | |
Fehlerquote. Die Therapie ist wieder eine andere Frage, aber für die | |
Diagnostik ist KI sehr vielversprechend. | |
Es wird am Ende weiter den Menschen-Arzt brauchen? | |
Wenn die einfachen Diagnosen vom Computer gemacht werden, nur die ganz | |
schwierigen Fälle vom Menschen beurteilt werden, und der Arzt zudem von | |
Dokumentation oder anderen lästigen Arbeiten entlastet wird, kann er durch | |
die KI besser werden. | |
Theoretisch könnte die Beziehung zwischen Ärztin und Patient aufgewertet | |
werden und nicht abgeschafft? | |
Definitiv, auch die zwischen Pfleger und Patient. Wenn bestimmte | |
körperliche Belastungen für sie wegfallen, können auch Pflegekräfte ihren | |
Beruf länger ausüben. | |
Ihre Gesellschaftsdiagnostik, dass die Leute verteidigen wollen und sich | |
nicht bewegen, ist ja für eine konservative Partei wie Ihre CSU ideal. | |
Das sehe ich nicht so. Ich bin über jede Bewegung froh. | |
Dann müssen Sie den Konservatismus neu definieren für unsere historische | |
Situation und Problemstellung. Da reichen Kruzifixe nicht? | |
Für mich ist Konservatismus ganz klar definiert. Schon immer. Aus der Bibel | |
heraus zitierend: Darum prüfet alles, das Gute aber behaltet. So einfach | |
ist das. Alles, was sich bewährt hat, stellt man nicht infrage. Wenn sich | |
etwas nicht mehr bewährt, muss man neue Wege gehen und die Möglichkeit | |
haben, umzusteuern. Strauß hat mal gesagt… | |
Oje. | |
… konservativ sein heißt an der Spitze des Fortschritts marschieren. | |
Gerade dieser Strauß-Spruch kommt heute bei Altkonservativen nicht mehr gut | |
an. | |
Ich sehe das aber so. | |
Da sind Sie in einer Minderheit. | |
Ich glaube, dass Strauß in Berlin nie gut ankommt. Es liegt mir auch fern, | |
immer Strauß zu zitieren. Es gibt viele Zitate, die ich nie zitieren würde. | |
Das hier schon. Unsere Partei steht auf vier Säulen. Konservativ, liberal, | |
christlich – den Umweltgedanken und die Bewahrung der Schöpfung | |
eingeschlossen – und das Soziale. Das ist wie bei einem Stuhl mit vier | |
Beinen, wenn eines zu kurz ist, ruckelt es. | |
Die Frage ist, wie Sie das konservative Bedürfnis und die notwendige | |
progressive Dynamik zusammen kriegen, die Sie vermissen. Ohne dass wir | |
alles mitmachen müssen und mit dem Flugtaxi durch die Gegend fliegen. Wir | |
haben da kein Interesse daran. | |
Warum nicht? | |
Weil wir, zumindest in Berlin, mit dem Fahrrad fahren können. | |
Weil Sie es sich vielleicht auch nicht vorstellen können. Weil das Ihre | |
Vorstellungskraft sprengt. Was sind Sie für ein Jahrgang? | |
1963. | |
So, ich bin 1978, und wir sind beide schon alt im Vergleich zu denjenigen, | |
die im Jahr 2018 auf die Welt kommen, mit drei Jahren die ersten Flugtaxis | |
sehen. Die sagen dann eben nicht: Das interessiert mich nicht oder damit | |
komme ich nicht zurecht. Es gibt Theorien, die sagen: Alles was da ist, | |
wenn man auf die Welt kommt, wird als normal gesehen. Was später dazu | |
kommt, davor fürchtet man sich. | |
Wir fürchten uns nicht vor Flugtaxis, wir brauchen sie nicht. | |
Natürlich können Sie hier in Berlin schön sagen, Sie fahren mit dem | |
Fahrrad. Aber wenn Sie das in meinem Wahlkreis sagen, dann werden Sie vom | |
Hof gejagt. Ich fahre auch gern Fahrrad und ich lauf auch gern, aber in | |
meinem Wahlkreis sind sie aufgeschmissen, wenn sie kein Auto haben. Da ist | |
das Ziel eingekaufte Mobilität. Und als Zwischenschritt ist vielleicht | |
möglich, dass nicht jeder zwei Autos zu Hause hat. Das ist im Moment | |
Realität. Ich habe auch drei kleine Kinder, alle drei machen etwas anderes, | |
zusammen machen sie zehn bis zwölf Aktivitäten in der Woche, zu zweien | |
können sie laufen, beim Rest muss sie jemand fahren, das ist zu weit. Da | |
gibt es keinen ÖPNV. Und selbst wenn, würde keiner ein Kindergartenkind | |
alleine in den Bus setzen. | |
Wir sind auch vom Land, wir kennen die Probleme. | |
Ja, dann wissen Sie aber auch, dass man nicht sagen kann, Flugtaxi | |
interessiert mich nicht. Da geht es auch darum, Mobilität in die Luft zu | |
verlagern, um weniger Abnutzung zu haben, was Infrastruktur betrifft. So | |
etwas ersetzt doch nicht Radfahren, sondern es ersetzt Autofahren. Ich will | |
jetzt nicht Stoiber zitieren, aber wenn fünf Leute vom Münchener Flughafen | |
zum Hauptbahnhof wollen, dann kann jeder einzeln in ein Taxi steigen. Die | |
brauchen dann sechzig Minuten und stehen alle auf der A9 im Stau. Oder Sie | |
transportieren die fünf Leute in einem Flugtaxi und sind in unter zehn | |
Minuten vor Ort. | |
Die entscheidende Frage ist doch, ob autonome Fahrzeuge nicht in Wahrheit | |
anti-autonom sind; nämlich weitere Datenabsaugmaschinen. Wir nicht Kunde, | |
sondern Produkt. | |
Da sind wir bei einer ganz anderen Frage: Wie schaffen wir es, dass wir | |
nicht unsere Freiheit aufgeben, sondern selbstbestimmt über unsere Daten | |
herrschen können? Solche Verkehrsdaten können sehr persönlich sein. Denken | |
Sie an eine Person, die regelmäßig zu einer Adresse der Anonymen | |
Alkoholiker oder zu einer Fruchtbarkeitsklinik fährt. Diese Daten spiegeln | |
also wider, was Geist und Herz beschäftigt, und betreffen damit unser | |
Innerstes. Um eine Analogie aus dem physischen Bereich zu nehmen: Ich kann | |
mich ganz bewusst entscheiden, ob ich Blut oder eine Niere spende. Die | |
gleiche Klarheit und Entscheidungsfreiheit für jeden Einzelnen brauchen wir | |
auch bei der Frage, wem ich Zugriff auf meine Daten gebe. – Ob nun ein | |
amerikanisches oder in Zukunft ein chinesisches Unternehmen zugreift oder | |
der Staat. | |
Die Frage, wie man die Daten der Leute schützt, ist eine zentrale. | |
Die Selbstbestimmtheit ist momentan nicht gegeben, weil wir im Zeitalter | |
der Exzesse leben. Genauso wie zu Beginn der Industrialisierung, als es | |
Kinderarbeit gab, keine Gewerkschaften, keine 38-Stunden-Woche. Die | |
gleichen Exzesse haben wir jetzt. Im Moment sind wir uns nicht einig, ob | |
wir diesen Exzessen einen Riegel vorschieben können. Manche sagen, wir | |
können es gar nicht mehr. Es sei alles schon zu spät. | |
Was meinen Sie konkret mit Exzessen? | |
Dass niemand weiß, wann und wie er getrackt wird. Manche sagen, sie kriegen | |
das schon raus, aber der, ich nenne ihn mal, Otto Normalverbraucher hat gar | |
keine Ahnung, wer alles Zugriff auf die ganzen Daten hat, nicht nur | |
Bewegungsdaten, auch Inhalte. Was mit den Daten geschieht, wie die weiter | |
verkauft werden und und und. Den Ansatz verstehe ich, dass Sie es deswegen | |
nicht wollen. | |
Wo bleibt die Privatheit als zentrales Moment von Demokratie? | |
Ich fände es in dem Zusammenhang wichtig, eine andere Begriffsdefinition zu | |
machen, zwischen Privatheit auf der einen und Transparenz auf der anderen | |
Seite. Da haben wir auch im politischen und gesellschaftlichen Diskurs | |
keine richtige Antwort gefunden, was in einem digitalen System an | |
Privatheit möglich ist und wie es gleichzeitig trotzdem eine gewisse | |
Transparenz an den Tag legt. | |
Ihr Vergleich mit dem Manchester-Kapitalismus ist interessant. Da gab es | |
dann eine Arbeiterbewegung, die gegen diese Exzesse gekämpft hat. Bei den | |
Exzessen der Digitalisierung fehlt das oder sehen Sie eine Bewegung? | |
Ich sehe wenig bis gar keinen Widerstand. | |
Was bedeutet das politisch, wenn es keine zivilgesellschaftliche Bewegung | |
gibt, richtet man sich ein und die großen Unternehmen bleiben unangetastet? | |
Es ist auch bequem für die Politik, wenn kein Widerstand da ist. Es ist | |
schwer, notwendigen Druck aufzubauen, wenn die Leute nicht auf die Straße | |
gehen und sagen: Meine Daten gehören mir. | |
Betrachten Sie es auch als Ihre Aufgebe zu sensibilisieren? | |
Ja, ich betrachte das als meine Aufgabe und auch, jedem Kollegen jeden Tag | |
zu sagen, dass es nichts Wichtigeres gibt als das Thema Digitalisierung in | |
all seinen Facetten. Aber wie Sie sehen, gibt es tagesaktuelle Ereignisse, | |
die immer viel wichtiger sind beziehungsweise scheinen. | |
Das heißt, dass wir keine Debatte führen über das, was unser aller Leben | |
verändern wird. | |
Gar keine würde ich nicht sagen, aber zu wenig, definitiv. Und immer | |
mindestens eine Legislaturperiode zu spät. Das fängt bei Strukturen an, der | |
Schaffung dieser Position zum Beispiel. Ihre philosophischen Gedanken jetzt | |
hier: Da wäre ich froh, wenn wir die schon diskutieren könnten, aber wir | |
sind ja noch nicht mal auf einer konkreten Ebene dazu in der Lage, die über | |
einen Zeitraum von 12 Uhr bis Mittag hinausgeht. | |
Es gibt keine Technologie, die unsere Welt so stark imprägniert wie diese. | |
Positiv und negativ. Die große Frage lautet: Ist die negative Seite | |
demokratiekompatibel? | |
Sie werden es nur schaffen, dass die Menschen selbstbestimmter an das Thema | |
herangehen, wenn wir auch in der Digitalisierung ein Zeitalter der | |
Aufklärung bekommen. Analog zum Buchdruck, zu Gutenberg, als nicht mehr nur | |
Mönche Lettern abgeschrieben haben. Ich erlebe oft, dass die Mehrheit der | |
Leute sagt: Das betrifft mich doch gar nicht mehr. | |
Was tun? | |
Dieses neue Zeitalter der Aufklärung hat einen Schlüssel, und das ist für | |
mich Bildung. Tenor ist im Moment aber eher wieder: Lass es aus den Schulen | |
heraus, die Kinder kommen noch früh genug damit in Verbindung. Das kommt | |
nicht unbedingt von Lehrern, sondern sehr stark von Eltern, weil sie mit | |
einer neuen Herausforderung in der Erziehung konfrontiert sind: Sie haben | |
nicht die Hoheit, weder über die Daten, noch über das Wissen, noch haben | |
sie die Fähigkeiten, um mit ihren Kindern Schritt halten zu können. Deshalb | |
kommt da eine Vogel-Strauß-Methode. | |
Was sollen Kinder lernen? | |
Da geht es nicht nur um die reinen Fertigkeiten wie Robotik oder | |
Programmieren, sondern beispielsweise auch schon um das sogenannte | |
Computational Thinking. Was ist ein Algorithmus, was macht das mit einem, | |
warum hast du andere Suchergebnisse als dein Nachbar, obwohl ihr den | |
gleichen Suchbegriff eingegeben habt, warum beherrscht ihr nicht die | |
Technik, sondern lasst es zu, euch von der Technik beherrschen zu lassen? | |
Manche Silicon-Valley-Milliardäre … | |
Jetzt kommt das Argument. | |
… schicken ihre Kinder auf Waldorfschulen, damit die nicht mit dem | |
Digitalzeug in Berührung kommen, mit dem sie angeblich die Welt besser | |
machen wollen. | |
Ich habe nichts gegen Waldorfschulen und bin ein großer Fan von | |
Montessori-Schulen, von denen viele digitale Vorreiter sind. Von dem | |
Argument mit dem Milliardär halte ich überhaupt nichts, weil dieses | |
Argument von denen benutzt wird, auch von meinen Kollegen, die sagen, wir | |
müssen die Kinder beschützen und daher von der Digitalisierung abschirmen. | |
Das ist eine elitäre Diskussion, die über vereinzelte Milliardärskinder | |
stattfindet. Im Übrigen kann mir keiner erzählen, dass diese Eltern nicht | |
auch eine Mischung aus „sowohl als auch“ machen. | |
Sie selbst verbieten Ihren Kindern gar nichts Digitales. Die dürfen alles. | |
Nein, so habe ich das nicht gesagt. Außerdem darf ja nur eine. Die anderen | |
beiden sind zu klein. | |
Was ist die Altersvorschrift? | |
Unsere Große ist jetzt zwölf und hat mit zehn Jahren ein Handy bekommen. | |
Ich habe natürlich Zugang zu ihrem Handy. Muss ihn aber nicht nutzen, weil | |
sie extrem vernünftig ist. Das wird bei den zwei Kleineren eventuell eine | |
größere Herausforderung sein, da müssen wir als Eltern individuell schauen. | |
Sie kontrollieren also nicht? | |
Ich kontrolliere schon auch und bin streng. Sie darf, zum Beispiel, keinen | |
offenen Instagram-Account haben. Bei jeder Freundschaftsanfrage lasse ich | |
mir das vorlegen, 99 Prozent muss ich ablehnen, weil wir die nicht | |
persönlich kennen. Deshalb hat sie auch nur vierzig Follower. Was zu ganz | |
großen Verwerfungen führt, weil sie es natürlich unmöglich findet, dass ich | |
zwanzigtausend habe und sie vierzig. Sie sieht es nicht ein, dass ich sie | |
anders behandele, als ich selbst meiner Arbeit nachgehe. | |
Sie haben mal gesagt: Ich habe sogar mehr Follower als Ministerpräsident | |
Söder. Was sagt uns das? | |
So habe ich es auch nicht gesagt. Ich sagte scherzhaft, dass ich meinen | |
Account schöner finde. Da streiten wir immer drüber. Er findet ganz viel | |
verrückt, was ich mache auf meiner Seite. Und da sagte ich mal: So ganz | |
falsch kann es nicht sein, ich habe immerhin mehr Follower als du. Das ist | |
mehr so ein gegenseitiges Frotzeln. | |
Sie machen da so Landlust-Ästhetik. | |
Finden Sie? | |
Ja. | |
Echt? | |
Kommentieren Sie jetzt nicht? | |
Ich empfinde es nicht so. Ich finde aber Landlust-Ästhetik per se sehr | |
schön. What you see is what you get. So bin ich halt nun mal. Ich würde | |
genauso Glitzer und Einhorn und Heimat und Heimatliebe machen, wenn ich | |
Grundschullehrerin wäre. Das bin ich und das kriegen Sie. Die Bürgerinnen | |
und Bürger wissen bei mir ganz genau, woran sie sind. | |
Auf der Suche im FAZ-Archiv nach einem großen Interview von 2018 mit Ihnen | |
findet man auch eines, aber nicht über Digitalisierung, sondern über High | |
Heels. Was bedeutet das? | |
Das war die Idee der FAZ. Ein High-Heels-Interview hätte ich keiner | |
Frauenzeitschrift gegeben, aber wenn eine altehrwürdige Zeitung wie die FAZ | |
der Meinung ist, über Mode und Schuhe sprechen zu wollen, dann habe ich mit | |
Augenzwinkern gesagt: Ist doch wunderbar, wenn man ein Interview geben kann | |
über ein Thema, bei dem man sich super auskennt. | |
Sie lachen. Absätze dürfen nicht über drei Zentimeter sein, hat man Ihnen | |
mal gesagt, sonst kannst Du keine Karriere machen. | |
Drei Zentimeter nicht, aber nach dem Motto: Mit hohen Schuhen ist es | |
schlecht, hör mal auf damit. Ich habe heute seriöse taz-Schuhe an, ganz | |
flach. | |
Witzig. | |
Mir macht Mode Spaß. Das darf man als deutsche Politikerin nicht sagen, das | |
ist ganz böse. In Frankreich ist es stattdessen erlaubt. Wenn ich jedes Mal | |
überlegen würde, was man nicht darf und was sich nicht schickt, hätte ich | |
keinen Spaß mehr am Leben und dann würde ich das ausstrahlen. Wir haben | |
genug muffelige Leute herumsitzen. Außerdem versuche ich nach Sheryl | |
Sandbergs Zitat zu leben: What would you do if you weren't afraid. | |
Was würdest Du tun, wenn Du keine Angst hättest? | |
Das heißt, Chancen zu sehen und sich nicht von diffusen Ängsten leiten zu | |
lassen. Ich übe meinen Beruf mit einer extrem hohen Leidenschaft aus. | |
16 Dec 2018 | |
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Harald Welzer | |
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