| # taz.de -- Kommentar Seehofer tritt zurück: Die allerletzte Chance | |
| > Seehofer hat schon so viel Unheil angerichtet, dass es mehrmals für einen | |
| > Rücktritt gereicht hätte. Je schneller er geht, desto besser für die | |
| > Große Koaliton. | |
| Bild: Horst Seehofer ist der Meister der angekündigten Rücktritte | |
| Auf dieser Großen Koalition liegt kein Segen. Im Kabinett soll es zwar | |
| manierlich zugehen. Man nimmt dort die Schreckensmeldungen über den | |
| rasanten Imageverlust offenbar mit ratlosem Staunen zur Kenntnis. Die SPD, | |
| unwillig in die Regierung eingetreten, leidet schlimmer als befürchtet. Die | |
| große Koalition aus Not zu verlängern war keine gute Idee. Angela Merkel | |
| hat, geschickt wie sie ist, das Unabänderliche erkannt und [1][verschwindet | |
| als CDU Chefin] und wohl bald auch als Kanzlerin. Jetzt folgt ihr Horst | |
| Seehofer. | |
| Seine Ankündigung, bald [2][als CSU-Chef zurückzutreten,] ist nur logisch. | |
| Seehofer würde im Sommer 2019 niemals wieder zum Vorsitzenden gewählt. Er | |
| hat die Wahl, entweder von selbst zu gehen oder vom Hof gejagt zu werden. | |
| Seehofer hat mit seinem verstockten [3][Kampf gegen Merkels | |
| Flüchtlingspolitik] im Herbst 2015 viel zum miesen Image der Regierung | |
| beigetragen. Es war, je länger er dauerte, ein Kampf in dem es fast nur | |
| Verlierer gab: Die CSU verstörte ihre liberale Klientel, den | |
| Unions-WählerInnen ging der Streit, der nur noch Rechthaberei war, auf die | |
| Nerven. Die Regierung wirkte gelähmt. Nur die AfD triumphierte ohne eigenes | |
| Zutun. Seehofer hat als Innenminister in ein paar Monaten so viel Unheil | |
| angerichtet, dass es mehrmals für einen Rücktritt gereicht hätte. | |
| In der [4][Bamf-Affäre um vermeintlichen massenhaften Missbrauch] von | |
| Asylrecht agierte er wenig weitblickend. Er freute sich fast bösartig über | |
| die Abschiebung von 69 Afghanen. Er trat nachts zurück, und dann konfus vom | |
| Rücktritt zurück. Migration machte er zur „Mutter aller Probleme“. Als in | |
| Chemnitz Nazis Migranten jagten, bekundete er, immerhin | |
| Verfassungsminister, er hätte sich in die Front von besorgten Bürgern und | |
| Nazis eingereiht. Die Krönung war, dass er dem heftig nach rechts | |
| blinkenden egomanen Ex-Verfassungschef Maaßen bis zum letzten Moment die | |
| Treue hielt. | |
| ## Unfähig, Krisen zu managen | |
| Die Liste ist trostlos und noch länger. Seehofer ist so fixiert auf die | |
| Idee, gegen Merkel Recht zu behalten, dass er unfähig ist, das zu tun, was | |
| die Union braucht: verlässliche, konservative Politik zu machen und die | |
| Gemüter zu beruhigen. Seehofer ist als Innenmister nicht nur unfähig, | |
| Krisen zu managen – er scheint sie regelrecht zu brauchen. | |
| Wahrscheinlich hat die Große Koalition keine Zukunft mehr. Die Regierung | |
| hat zu viel Kredit verspielt. Sie ist unfähig, zentrale Probleme wie den | |
| Diesel-Skandal zu lösen. Ihr Zentrum zerfällt, die Zentrifugalkräfte nehmen | |
| zu. Das wird beschleunigt geschehen, falls Merz CDU-Chef werde sollte. | |
| Seehofers schneller Rücktritt auch als Innenminister wäre eine der letzten | |
| Chancen, dem entnervten Publikum zu zeigen: Wir haben verstanden. | |
| 12 Nov 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
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