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# taz.de -- Annäherung von Nord- und Südkorea: Mehr Frieden, aber keine Abrü…
> Nord- und Südkorea nähern sich einander an. Im Prozess zeigen sich jedoch
> Gegensätze zwischen den Regierungen in Seoul und Washington.
Bild: Soldaten aus Südkorea, Nordkorea und den USA im innerkoreanischen Grenzo…
SEOUL taz | Endlich wird die entmilitarisierte Zone zwischen Süd- und
Nordkorea ihrem Namen gerecht: Am Montag haben sich Seoul und Pjöngjang mit
der UN-Waffenstillstandskommission darauf geeinigt, sämtliche Soldaten und
Waffen aus der gemeinsamen Sicherheitszone Panmunjom abzuziehen. Bereits
Anfang Oktober hatten beide Staaten mit einer großflächigen Minenräumung
begonnen. Auch eine Flugverbotszone soll es bald geben.
Zweifellos hat Südkoreas Präsident Moon Jae In mit seiner
Annäherungspolitik gegenüber Pjöngjang in den letzten Wochen große
Fortschritte erreicht: Bereits drei [1][Gipfeltreffen beider Staaten] gab
es in diesem Jahr. Bald wird Kim Jong Un voraussichtlich als erster
Machthaber Nordkoreas überhaupt die südkoreanische Hauptstadt besuchen.
Auch [2][wirtschaftlich haben die beiden Nachbarstaaten viel vor] – unter
anderem die Wiederinstandsetzung einer gemeinsamen Eisenbahnlinie, für die
noch dieses Jahr der Spatenstich erfolgen soll. Bald werde man, so die
Vision des linksgerichteten Präsidenten Moon, mit dem Zug von Seoul bis
Berlin fahren können.
Im Vergleich dazu können die Denuklearisierungsverhandlungen nicht
ansatzweise mithalten: Pjöngjang hat zwar mit symbolträchtigen Maßnahmen,
darunter der Schließung einer Raketentestanlage, sein Atomprogramm derzeit
praktisch eingefroren. Im Hinblick auf eine tatsächliche Abrüstung hat das
Regime jedoch bisher keine nennenswerten Zugeständnisse gemacht.
## „Weniger Sanktionen gleich mehr Denuklerarisierung“
Seine Strategie zur Ankurbelung des Abrüstungsprozesses machte Moon bei
seiner jüngsten Europa-Reise deutlich: „Wir müssen den
Denuklearisierungsprozess des Nordens beschleunigen, indem wir die
UN-Sanktionen lockern“, sagte er letzte Woche bei seinen Besuchen bei
Emmanuel Macron und Theresa May.
Dass der 65-Jährige ausgerechnet mit Macron und May traf, ist kein Zufall.
Schließlich entscheiden Frankreich und Großbritannien als Mitglieder des
UN-Sicherheitsrats über Sanktionen gegen Nordkorea.
In Washington dürfte Moons Charme-Offensive bitter aufstoßen. Denn laut
US-Experten sind die Sanktionen die letzte Karte, die man als Druckmittel
gegenüber Nordkorea in der Hand habe. Viele hatten den sich abzeichnenden
Riss zwischen Seoul und Washington längst prophezeit. Bisher traten die
unterschiedliche Ansichten aber fast nur in diplomatischen Hinterzimmern
auf. Nach außen demonstrierten beide, Moon und Trump, Einigkeit.
Dabei hat Trump zuletzt seine Sympathiepunkte in Seoul fahrlässig
verspielt. Nachdem Südkoreas Medien berichtet hatten, Seouls
Außenministerium denke über eine mögliche Lockerung seiner – wohlgemerkt
bilateralen – Sanktionen gegen Nordkorea nach, konterte der US-Präsident in
gewohnt ignorantem Duktus: „Die machen nichts ohne unsere Erlaubnis.“
Unter südkoreanischen Linken war dies erneut eine undiplomatische
Erinnerung daran, unter den Fittichen geopolitischer US-Interessen zu
stehen.
## US-Forderungen gelten als unrealistisch und einseitig
Dass sich Nordkorea, wie von den USA gefordert, komplett nuklear abrüstet,
ohne zumindest im Laufe des Prozesses wirtschaftliche Zugeständnisse und
eine formelle Beendigung des offiziell noch andauernden Koreakriegs zu
erhalten, wird von vielen nicht nur als unrealistisch eingeschätzt, sondern
auch als hochgradig einseitig.
Scheinheilig ist die Forderung allemal, schließlich hat Trump erst am
Montag erklärt, das [3][eigene Nukleararsenal solange aufstocken] zu
wollen, bis die anderen Staaten „zur Vernunft“ kämen.
Südkorea und auch allen Nachbarstaaten mit Ausnahme Japans ist der
innerkoreanische Friedensprozess zunächst wichtiger ist als die Atomfrage.
Laut dem Korea Society Opinion Institute wollen über 86 Prozent der
Südkoreaner ein Ende des Koreakriegs.
Für Europa stellen sich daher unangenehme Fragen: War man bislang in seiner
Nordkorea-Politik sowohl im Einklang mit Seoul als auch Washington, wird es
künftig darauf hinauslaufen, ob man dem Friedensprozess oder der baldigen
Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel eine höhere Priorität
beimisst.
24 Oct 2018
## LINKS
[1] /Gipfeltreffen-zwischen-den-Koreas/!5533353
[2] /Kommentar-zum-Korea-Gipfeltreffen/!5534439
[3] /Kommentar-Ruestungspolitik-der-USA/!5541043
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
Nordkorea
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