| # taz.de -- Zuwanderungsgesetz und Pflege: Hoffnung: Pflegerinnen aus Übersee | |
| > Das neue Zuwanderungsgesetz soll Pflegekräfte aus Asien und Afrika | |
| > leichter nach Deutschland bringen. Doch ganz so einfach ist es nicht. | |
| Bild: Das neue Zuwanderungsgesetz soll Pflegekräfte aus dem Ausland holen | |
| Ein VW-Bulli stand am Flughafen Frankfurt am Main bereit, um Tong Mira und | |
| ihre Kolleginnen in das Altenpflegeheim zu bringen, wo die Südkoreanerinnen | |
| schon erwartet wurden. Das war vor 50 Jahren. An die | |
| „Krankenschwesternaktion“, in deren Zuge in den 60er Jahren 10.000 | |
| südkoreanische Krankenschwestern nach Deutschland kamen, erinnern die | |
| Hoffnungen, die Pflegeheime jetzt mit dem [1][künftigen Zuwanderungsgesetz] | |
| verbinden. | |
| „Das neue Fachkräfte-Einwanderungsgesetz [2][wird Erleichterungen | |
| bringen]“, sagt Friedhelm Fiedler, Vizepräsident des Arbeitgeberverbandes | |
| Pflege: „Wenn dann Pflegekräfte aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland | |
| kommen, werden die Visaverfahren hoffentlich vereinfacht.“ | |
| Bisher schon stehen zwar Berufe in der Alten- und Krankenpflege auf der | |
| „Positivliste“ der Bundesagentur für Arbeit. Das bedeutet, Fachkräfte aus | |
| diesem Bereich können schon jetzt auch aus Nicht-EU-Ländern nach | |
| Deutschland kommen, wenn sie ein Jobangebot vorweisen. | |
| In der Praxis aber kamen solche Fachkräfte vor allem über Modellprojekte | |
| nach Deutschland. Eine Hürde ist der Spracherwerb. Im Rahmen eines | |
| Modellprojekts, das auch der Arbeitgeberverband Pflege begleitete, nahmen | |
| 50 Chinesinnen in Deutschland eine Arbeit in der Altenpflege auf. | |
| ## Zuerst bei den Arbeitsbedingungen ansetzen | |
| Die ausgebildeten Krankenpflegerinnen wurden vor fünf Jahren von deutschen | |
| Arbeitgebervertretern in China ausgewählt, bekamen schon im Heimatland acht | |
| Monate lang Deutschunterricht, der dann hierzulande fortgesetzt wurde. Die | |
| meisten der Frauen blieben in Deutschland und in der Pflege, erzählt | |
| Fiedler. | |
| Dem direkten Anwerben von Pflegekräften in Drittstaaten setzt ein Globaler | |
| Verhaltenskodex der World Health Organization (WHO) allerdings Grenzen, den | |
| auch Deutschland im Jahr 2010 unterzeichnete. Danach sollen keine | |
| Pflegekräfte in Ländern angeworben werden, in denen es selbst zu wenig | |
| Fachkräfte in der Gesundheitsversorgung gibt. | |
| Dazu zählen viele afrikanische Länder, aber auch Indien und Pakistan. In | |
| diesen Ländern besteht allerdings durchaus ein Interesse, Pflegekräfte nach | |
| Deutschland zu schicken. „Von den Rücküberweisungen lebt mitunter die | |
| Familie im Heimatland“, sagt Fiedler. | |
| Kommt das neue Zuwanderungsgesetz, ist es auch Pflegekräften aus den | |
| indexierten WHO-Ländern erlaubt, nach Deutschland einzureisen und sich hier | |
| in Eigenregie innerhalb eines halben Jahres einen Arbeitgeber zu suchen. | |
| Sozialleistungen gibt es während dieser Zeit allerdings nicht. Sinnvoll ist | |
| es, schon im Heimatland einen Deutschkurs zu besuchen. In den meisten | |
| Ländern ist die Pflegeausbildung eine Art Fachhochschulstudium, das mit | |
| einem Bachelor abschließt. | |
| Johanna Knüppel, Sprecherin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe, | |
| warnt davor, die Anwerbung aus Drittstaaten als Lösung für die | |
| Fachkräftelücke zu sehen. Die Zahlen aus den Modellprojekten seien bisher | |
| klein, gibt Knüppel zu bedenken. Um Fachpersonal in der Pflege zu halten, | |
| müsse man „zuallererst bei den Arbeitsbedingungen ansetzen, damit im Land | |
| ausgebildete Pflegefachpersonen an ihren Arbeitsplätzen bleiben wollen und | |
| können“, sagt Knüppel. | |
| 4 Oct 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Barbara Dribbusch | |
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