| # taz.de -- Mietpreisbremse wird verschärft: Wohnen bleibt ein teures Vergnüg… | |
| > Die Bundesregierung beschließt eine Verbesserung der Mietpreisbremse. Dem | |
| > Mieterbund geht sie trotzdem noch nicht weit genug. | |
| Bild: Ein bisschen mehr Schutz für Mieter: Wohnhäuser in Dresden | |
| BERLIN taz | Das Bundeskabinett hat am Mittwoch Verbesserungen bei der | |
| Mietpreisbremse beschlossen. Demnach müssen Vermieter in Zukunft | |
| unaufgefordert Ausnahmegründe nennen, die bei einer Neuvermietung eine | |
| Miete von mehr als zehn Prozent über dem ortsüblichen Mietspiegel | |
| rechtfertigen. Diese ist zulässig, wenn bereits der Vormieter diese höhere | |
| Miete gezahlt hat. Zu einer Senkung ist der Vermieter in diesem Fall | |
| weiterhin nicht verpflichtet. | |
| Bisher mussten Mieter die Vormiete allerdings beim Vermieter erfragen. Für | |
| Neubauten gilt die Mietpreisbremse nicht. Sanktionen gegen Vermieter, die | |
| sich nicht an das Gesetz halten, sind weiterhin nicht vorgesehen. Mieter | |
| können eine zu viel gezahlte Miete aber zurückerhalten, wenn die | |
| Mietpreisbremse überschritten wurde. Die jetzige verschärfte Regelung der | |
| Mietpreisbremse hatte die Union noch in der letzten Legislaturperiode | |
| blockiert. | |
| Eine Änderung gibt es auch bei der Modernisierungsumlage. In den | |
| vergangenen Jahren konnten Vermieter über Modernisierungen immense | |
| Mietsteigerungen durchsetzen, die ihnen nach dem Mietrecht ansonsten nicht | |
| möglich gewesen wären. Sie nutzten wiederholt die Mietsteigerungen sowie | |
| die langen Bauarbeiten während der Modernisierung auch zum Wegmobben von | |
| Mietern, sodass die Wohnungen leichter in Eigentumswohnungen umgewandelt | |
| werden konnten. | |
| Hier schiebt die Bundesregierung nun einen kleinen Riegel vor: Künftig | |
| sollen nur noch acht statt wie bisher elf Prozent der Modernisierungskosten | |
| zeitlich unbefristet auf die Miete aufgeschlagen werden dürfen. Innerhalb | |
| eines Zeitraums von sechs Jahren dürfen die Modernisierungsmieterhöhungen | |
| höchstens drei Euro pro Quadratmeter betragen. Bei gezielten | |
| „Herausmodernisierungen“ droht Vermietern künftig ein Bußgeld – etwa, w… | |
| zwölf Monate nach der Modernisierungsankündigung immer noch nicht mit den | |
| Bauarbeiten begonnen wurde. Bei anderen Maßnahmen zur Mietervertreibung, | |
| etwa dem wiederholten Ausfall von Strom und Wasser, dürfte der Vorsatz des | |
| Vermieters in der Praxis kaum nachweisbar sein. | |
| ## Macht der Länderparlamente | |
| Zudem wurde auf Druck der Union der ursprüngliche Gesetzentwurf zur | |
| Modernisierungsumlage, den Justizministerin Katarina Barley (SPD) entworfen | |
| hatte, geändert. Darin war vorgesehen, die Begrenzung auf acht Prozent | |
| flächendeckend einzuführen. Nun gilt sie wie die Mietpreisbremse nur in den | |
| Gebieten, in denen die Länderparlamente einen angespannten Wohnungsmarkt | |
| festgestellt haben. Dies bietet Vermietern die Möglichkeit, die Zeit bis zu | |
| einem solchen Beschluss verstärkt für eine Modernisierung zu nutzen. Zudem | |
| könnten Modernisierungen zukünftig gerade in solchen Gebieten stattfinden, | |
| die am Rande eines solchen angespannten Wohnungsmarktes liegen und sie | |
| damit ebenfalls zu einem angespannten Wohnungsmarkt machen. | |
| Der Deutsche Mieterbund kritisiert daher den Gesetzentwurf: „Das | |
| Gesetzespaket enthält zwar positive Ansätze, ist aber im Ergebnis | |
| unzureichend und muss deshalb erheblich nachgebessert werden“, sagt | |
| Mieterbund-Bundesdirektor Lukas Siebenkotten. Mit dem Gesetzespaket werde | |
| es nicht gelingen, den „drastischen Mietpreisanstieg in Deutschland zu | |
| stoppen“. Der Mieterbund setzt sich für eine geringere | |
| Modernisierungsumlage von vier Prozent ein. Caren Lay von der Linkspartei | |
| fordert gar die Abschaffung der Modernisierungsumlage. Die Grünen wollen | |
| dagegen eine Begrenzung auf sechs Prozent – nur „noch für Maßnahmen für | |
| Barriereabbau, Klima- und Einbruchschutz“, so der wohnungspolitische | |
| Sprecher Chris Kühn. | |
| 5 Sep 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Martin Reeh | |
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