# taz.de -- Trumps Vorschlag für Oberstes US-Gericht: Konservativer Wunschkand… | |
> Donald Trump hat den Konservativen Brett Kavanaugh als neuen Obersten | |
> Richter vorgeschlagen. Der Supreme Court würde damit nach rechts rücken. | |
Bild: Handshake: zwischen Brett Kavanaugh (links) und US-Präsident Donald Trump | |
New York taz | Der US-Präsident hatte zwölf Tage lang konsultiert und | |
KandidatInnen getroffen, die allesamt Positionen [1][rechts von dem | |
scheidenden Obersten Richter Anthony Kennedy] vertreten. Schließlich sprach | |
sich Trump für den Richter aus, von dem er weiß, dass er ihn vor | |
juristischer Verfolgung schützen wird. „Niemand ist qualifizierterer als | |
Brett Kavanaugh“, sagte Donald Trump am Montagabend, als er im Weißen Haus | |
seinen neuen Mann für das Oberste Gericht nominierte. | |
Kavanaugh hat zwar als junger Anwalt bei den Ermittlungen mitgearbeitet, | |
die zu dem Amtsenthebungsverfahren gegen Bill Clinton führten, hat aber | |
inzwischen seine Meinung radikal geändert. Und veröffentlicht, dass er | |
dagegen sei, US-Präsidenten mit zivil- oder strafrechtlichen Ermittlungen | |
zu belasten. | |
Trumps Nominierung sorgte in der republikanischen Partei für sofortige | |
Schulterschlüsse und stürzte zugleich SenatorInnen der Demokratischen | |
Partei wenige Monate vor den Halbzeitwahlen in ein Dilemma. Auf der Straße | |
versammelten sich noch am Abend Tausende Mitglieder von Bürgerinitiativen, | |
Gewerkschaften und NGOs zu einem Protest auf den Stufen vor dem Obersten | |
Gericht. | |
Sie nannten Trumps Mann für das Oberste Gericht eine [2][Gefahr für die | |
Rechte von Frauen] und von Minderheiten, für die Umwelt und für | |
betriebliche Rechte und schworen, dass sie kämpfen werden, um seine | |
Bestätigung durch den Senat zu verhindern. Zeitgleich skandierten | |
Trump-UnterstützerInnen in Rufweite ihren Hauptarbeitsauftrag an den | |
mutmaßlichen nächsten Obersten Richter: Er soll das [3][Recht auf | |
Abtreibung] abschaffen. | |
## George W. Bush gratulierte zuerst | |
Der 53-jährige Kavanaugh erschien mit Frau und beiden Töchtern zu Trumps | |
Ansprache im Weißen Haus. In seiner Dankrede sprach der Jurist über die | |
Unabhängigkeit der Justiz und lobte die „Transparenz“ und den Respekt vor | |
der Justiz, die er bei dem Auswahlprozess des US-Präsidenten beobachtet | |
habe. Dann erzählte er ausführlich über seine eigene Familie, sein | |
jesuitisches Gymnasium und seine Begeisterung für Baseball. Seine | |
juristische Karriere streifte er nur in Ausschnitten, die dem Zweck | |
dienten, politische Brücken zu bauen. Einst war er Sekretär im Büro von | |
Richter Kennedy, seit erstes Date mit seiner künftigen Frau hatte er am Tag | |
vor den Attentaten vom 11. September 2001. | |
Unter den ersten Gratulanten für die Nominierung war ein Republikaner, | |
dessen Clan gewöhnlich Trump kritisiert. Dieses Mal lobte Ex-Präsident | |
George W. Bush Kavanaugh mit denselben euphorischen Worten, mit denen Trump | |
ihn vorgestellt hatte, als „brillanten Juristen“. Kavanaugh hat in Bushs | |
erster Amtszeit im Weißen Haus gearbeitet. Im Jahr 2006 entsandte Bush ihn | |
an ein Berufungsgericht in Washington, an dem er seither arbeitet. | |
Im anderen politischen Lager warnte der Chef der demokratischen Fraktion im | |
US-Senat, Chuck Schumer, dass der Richter „die reproduktiven Rechte, die | |
Freiheit und die Gesundheit von Millionen Amerikanern“ gefährde. Die | |
Senatorin Elisabeth Warren mahnte, dass der Richter den Verbraucherschutz | |
und die Kontrolle von Unternehmen behindert. Und Senator Bernie Sanders | |
sprach von bevorstehenden „harten Kämpfen“ gegen den Richter. | |
Als nächstes muss der US-Senat entscheiden. Dort hat die Republikanische | |
Partei mit 51 gegen 49 SenatorInnen eine knappe Mehrheit. Doch ihr Senator | |
John McCain kann wegen seines Hirntumors nicht an der Abstimmung | |
teilnehmen. Und die beiden einzigen republikanischen Senatorinnen, die | |
öffentlich für das Recht auf Abtreibung eintreten, Susan Collins und Lisa | |
Murkowski, hatten während Trumps Auswahlprozess eine gewisse Skepsis | |
angekündigt. Am Montagabend zeigten sich beide Frauen jedoch beeindruckt | |
von Kavanaughs' Lebenslauf und erklärten, dass sie sich auf bevorstehende | |
Vier-Augen-Gesprächen mit ihm freuten. | |
## Gegen das Recht auf Abtreibung | |
Ob die demokratische Fraktion geschlossen gegen Kavanaugh stimmen wird, ist | |
offen. Mehrere demokratische SenatorInnen aus Bundesstaaten, in denen Trump | |
bei den Präsidentschaftswahlen mit großem Vorsprung gewonnen hat, | |
kandidieren im November erneut. Unter ihnen sind Heidi Heitkamp aus North | |
Dakota, Joe Manchin aus West Virginia und Joe Donnelly. Sie wägen ab, ob | |
eine Stimme für Trumps Richter ihnen bei den Halbzeitwahlen nützen wird. | |
An der Basis der Demokratischen Partei herrscht Konsens gegen Kavanaugh. In | |
seinen zahlreichen Gerichtsentscheiden und anderen Veröffentlichungen war | |
er immer wieder bereit, die politischen und juristischen Fortschritte der | |
letzten Jahrzehnte zurückzudrehen. Unter anderem ist er gegen die positive | |
Diskriminierung für bestimmte Minderheiten und gegen jede Einschränkung des | |
zweiten Verfassungszusatzes aus dem Jahr 1791, der den Bürgern das Recht | |
auf Schusswaffen garantiert. | |
Zudem hat er wiederholt das Recht auf Abtreibung zurückgedrängt. Letzteres | |
entspricht einem Wahlkampfversprechen von Trump. „Greift zum Telefon, ruft | |
Eure Senatoren an“, forderten am Montagabend DemonstrantInnen vor dem | |
Obersten Gericht, „diese Rückschritte können wir nicht zulassen.“ | |
10 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Oberster-Richter-in-den-USA-geht-in-Rente/!5516837 | |
[2] /Womens-March-in-den-USA/!5478649 | |
[3] /!t5480560/ | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Abtreibung | |
Donald Trump | |
Richter | |
Supreme Court | |
Minderheitenrechte | |
Frauenrechte | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Brett Kavanaugh | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Einreiseverbot | |
Einreiseverbot | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Oberstes US-Gericht: Traum-Richter für Trump | |
Brett Kavanaugh ist als Richter am Supreme Court ein Garant für | |
gesellschaftliche Rückschritte. Gerade das hat das linke Lager | |
kämpferischer gemacht. | |
Brett Kavanaugh im US-Senat: Trumps Garant am Obersten Gericht | |
Donald Trump will den Supreme Court mit Brett Kavanaugh nach rechts rücken. | |
Im US-Senat wurde der konservative Jurist jetzt angehört. | |
Kommentar Neuer US-Verfassungsrichter: Die Tore zur Radikalisierung geöffnet | |
Ganz egal, wie die nächsten Wahlen ausfallen: Donald Trumps Kandidat für | |
den Obersten Gerichtshof wird dessen Weichen nach rechts stellen. | |
Oberster Richter in den USA geht in Rente: Trumps Mehrheit am Supreme Court | |
Der Rücktritt des moderaten Richters Anthony Kennedy führt wohl auf | |
Jahrzehnte zu einer konservativen Mehrheit am Obersten Gericht. | |
Oberstes Gericht segnet „Muslim Ban“ ab: „Eine Katastrophe für die USA“ | |
Der Supreme Court hat das von Trump erlassene Einreiseverbot für Bürger aus | |
fünf muslimischen Ländern bestätigt. Es sei nicht diskriminierend. | |
Neuestes Einreiseverbot gebilligt: Teilsieg für Trump | |
Seit Januar läuft ein juristisches Tauziehen um Trumps Einreisesperren. Nun | |
hat er vor dem Supreme Court einen kleinen Sieg errungen. |