# taz.de -- Bebauung des Bremer Rennbahngeländes: Galopper wehren sich | |
> Mit einem Volksbegehren will eine Bürger-Ini die Bebauung des | |
> Rennbahngeländes in der Vahr verhindern. Die Stadt Bremen will dort über | |
> 1.000 Wohnungen bauen. | |
Bild: Davongaloppiert: Seit März läuft nichts mehr auf der Bremer Rennbahn | |
BREMEN taz | Wenn es nach der „Bürgerinitiative Rennbahngelände“ (BI) geh… | |
soll es am Tag der Bürgerschaftswahl im Mai 2019 eine Volksabstimmung geben | |
– gegen die vom Bremer Senat geplante Bebauung des Rennbahngeländes. Die | |
für den Antrag auf ein Volksbegehren erforderlichen 4.000 Unterschriften | |
hat die BI in der vergangene Woche beim Wahlamt abgegeben. | |
Nach den Vorstellungen der Bürgerinitiative soll das 36 Hektar große | |
Gelände unbebaut bleiben – „für Erholung, Freizeit, Sport und Kultur unter | |
Beibehaltung der jetzigen Nutzung und als grüne Ausgleichsfläche für die | |
schon vorhandene, verdichtete Bebauung und Industrie-Ansiedlung im Bremer | |
Osten“. Die Stadt konnte den Vertrag mit dem Bremer Rennverein wegen des | |
akuten Wohnraumbedarfs dank einer Klausel im Pachtvertrag kündigen. Würden | |
die Pläne für den Wohnungsbau wieder aufgegeben, wäre der Bremer Rennverein | |
aber wieder im Spiel. | |
Um eine Volksabstimmung herbeizuführen, müsste die Bürgerinitiative in der | |
Stadtgemeinde Bremen über 20.000 weitere Stimmen für ihren nun gestellten | |
Antrag sammeln. Ob sie das schaffen, dürfte spannend werden, denn eine | |
Bebauung des großen Rennbahngeländes würde auf Jahre den Druck von anderen | |
bebaubaren Grünflächen nehmen. | |
Als Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) 2015 zum ersten Mal die | |
Kündigung des Rennvereins andeutete, sprach er von 1.000 möglichen | |
Wohnungen. Wie viele es tatsächlich werden sollen, ist unklar, denn die | |
Baubehörde hält sich bisher mit Zahlenspielen zurück. Nach dem Maßstab | |
anderer Bauprojekte könnte die Zahl der dort entstehenden Wohnungen | |
angesichts des großen Areals durchaus 3.000 betragen. | |
Erst über Umwege kam es überhaupt zur Idee, die Galopprennbahn mit | |
Wohnungen zu bebauen: Der Bausenator Joachim Lohse (Grüne) plante zunächst | |
ohne die Fläche, weil für diese formal der Wirtschaftssenator formal | |
zuständig war. | |
Erst namhafte Stimmen im Rennverein selbst brachten den Wirtschaftssenator | |
auf die Idee. Sie wollten mit Hinblick auf eine drohende Insolvenz ihre | |
Verpflichtungen zu dauerhaften Spenden loswerden. Netter Nebeneffekt: Die | |
Wirtschaftsförderung kann aus den Grundstücksverkäufen erhebliche Erlöse | |
erzielen. | |
Bis zum Jahre 1977 war die Rennbahn ein rein privater Verein – Pferdenarr | |
Walter Jacobs glich das jährliche Defizit aus der Kasse seines | |
Kaffee-Unternehmens aus. Inzwischen ist Kaffee-Jacobs längst mehrfach an | |
internationale Konzerne weiterverkauft. Damals hatte der Bremer Senat das | |
Rennbahngelände dem Rennverein abgekauft und per Pachtvertrag zurückgegeben | |
– und vertraglich zugesagt, dass der Staat Grün- und Gebäudepflege | |
spendiert. | |
## Pferdenarr im Wirtschaftsressort | |
Die Pacht betrug weniger als 5.000 Euro im Monat. Der Rennverein hatte mit | |
dem Staatsrat Frank Haller im Wirtschaftsressort einen neuen Pferdenarr | |
gefunden, der insbesondere bei den Rennpferden seiner Frau mitfieberte und | |
aus der Staatskasse über die Jahre sicherlich 20 Millionen Euro in die | |
Galopprennbahn steckte. | |
Als im Jahre 2008 die rot-grüne Koalition Schluss machte mit jeglicher | |
Förderung der Rennbahn, blieben nur noch die Kosten der staatlichen | |
Grünpflege von rund 250.000 Euro jährlich. | |
Ende März hat nun der letzte Renntag auf der Galopprennbahn stattgefunden. | |
Der Golfklub in der Mitte des Rennbahn-Geländes, der einen unkündbaren | |
Pachtvertrag bis zum Jahr 2034 bekommen hatte, musste für 3,89 Millionen | |
Euro zum Ausgleich für entgangene Gewinne abgefunden werden. | |
6 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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