# taz.de -- Rennverein gibt nicht auf: Bremen galoppiert weiter | |
> Zu wenig Zuschauer, zu wenig Wettgeschäft, zu wenig Staatsknete – noch im | |
> Herbst wollte der Bremer Rennverein Schluss machen. Nun macht er weiter. | |
> Irgendwie | |
Bild: Dieses Jahr mindestens fünf Rennen: Der Rennbahn-Betrieb in Bremen geht … | |
BREMEN taz | Der Bremer Rennverein will die Pferderennen doch nicht | |
einstellen. Das teilte der Präsident des Rennvereins, der Bremer Kaufmann | |
George C. Muhle, am Montag auf der Sitzung seinem Verein mit. Und der hat | |
offenbar weiter Vertrauen zu Muhle. | |
Im vergangenen Oktober hatte Muhle so ziemlich das Gegenteil erklärt: Ohne | |
neue staatliche Subventionen könnten im Jahr 2013 keine Pferderennen mehr | |
stattfinden, verkündete er da. Er wollte den Verein auflösen, selbst | |
jedenfalls als Präsident zurücktreten. Die Begründung war plausibel: Die | |
Stadt Bremen hatte in Zeiten der großen Koalition Jahr für Jahr Millionen | |
in den laufenden betrieb und den Ausbau des Rennsports gesteckt. Sowohl das | |
Hotel an der Rennbahn wie auch die Trainingsanlage in Mahndorf erfreuten | |
sich staatlicher Unterstützung in zweistelliger Millionenhöhe. Das reichte | |
allerdings nicht, um die Rennbahn zu einem „Tourismus-Magneten“ für Bremen | |
zu machen. | |
Die rot-grüne Koalition, die Bremen seit 2007 regiert, hatte daraufhin die | |
Subventionen eingestellt – nicht ohne dem Rennverein den Abschied im Jahre | |
2010 noch einmal mit 1,4 Millionen Euro zu versilbern. Die Summe war | |
zweckgebunden – auf zehn Jahre sollte damit die Rasen- und Geländepflege | |
des großen Geländes abgegolten werden. | |
Dieses Geld ist weg, so schien es im vergangenen Herbst. Nun geht es auf | |
der Rennbahn doch weiter, mindestens fünf Rennen kündigte der Rennverein | |
für 2013 an. Dass er als Präsident weitermacht, begründete Muhle damit, er | |
habe keinen Nachfolger so schnell gefunden. | |
Im Herbst hatte es eine andere Diskussion gegeben, die Muhle damals schon | |
von dem strikten Kurs, den Rennbetrieb zu beenden, unsicher werden ließ: | |
Die Stadt hatte die 1,4 Millionen zwar cash bezahlt, rein | |
zuwendungsrechtlich aber für einen Rennbetrieb auf zehn Jahre bewilligt. | |
Wenn die Stadt nun für sechs Jahre den Zuschuss zurückfordern würde, hätte | |
der Vorstand des Rennvereins ein Problem – er haftet persönlich. Oder hatte | |
Muhle damals nur geblufft, um neuerliche staatliche Zuschüsse zu ertrotzen? | |
Die Linke in der Bremischen Bürgerschaft will nun in der nächsten Sitzung | |
der Wirtschaftsdeputation am 27. Februar vom zuständigen Senator Klarheit | |
darüber bekommen, was zwischen Wirtschaftsressort und Rennbahn-Präsident | |
besprochen wurde. Klaus-Rainer Rupp, wirtschaftspolitischer Sprecher der | |
Linken, formulierte es drastisch: „Der Rennbahnverein steht mit | |
heruntergelassenen Hosen da. Weder findet sich ein neuer Vorstand noch gibt | |
es ein nachvollziehbares Konzept.“ | |
13 Feb 2013 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
Klaus Wolschner | |
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