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# taz.de -- Liebeserklärungen an Summer Food: So schmeckt der Sommer
> Pommes im Schwimmbad, wohltemperierte Gazpacho und Stracciatella-Eis mit
> dem perfekten Schoko-Anteil: fünf Huldigungen an Speisen für die langen,
> heißen Tage.
Bild: So schmeckt der Sommer
## Ein mentaler Italienurlaub
Vorhin erst wieder, in der Mittagspause, habe ich ein Stracciatella-Eis
gegessen, eine Kugel im Hörnchen. Und da war es wieder, das Gefühl, in
diesem Moment nicht in Berlin zu sein, sondern am Lago Maggiore in Italien.
Zugegeben, in Italien rollen sie die Kugel Eis nicht so peinlich streng auf
die Waffelöffnung wie in Deutschland. Sie schieben – man könnte es
schmieren nennen, wenn das nicht eine Riesensauerei suggerieren würde – das
Eis mit einem Spatel auf einen trapezähnlichen Waffelzapfen, einen Zapfen,
der die eher selten zutreffende Bezeichnung „eine Tüte Eis“ mal so was von
verdient.
Eine Kugel Stracciatella ist ein mentaler Italienkurzurlaub. Dafür braucht
es natürlich die genau richtige Mischung aus Vollmilcheis und
Schokoraspeln. Fatal, wenn von einem nicht genug da ist, besonders fatal,
wenn es zu wenig Schokolade ist. Ob die Mischung perfekt ist, erkennt man
übrigens daran, dass man sich zwar über jedes Schokostückchen aufs Neue
freut, dass man aber keine nagende Angst verspürt, es könnte das letzte
gewesen sein. Hanna Voß
***
## Knister, ritsch-ratsch, Tüte auf, schhhhh
Die Fruchtkaltschale, überhaupt die kalte Suppe, ist ein uraltes Gericht.
Wahrscheinlich stammt sie aus der Zeit, als die Menschen noch über
keinerlei Möglichkeiten verfügten, Wasser zu erhitzen. Sehr alt also.
Zugleich dürfte die Kaltschale eines der ersten Gerichte gewesen sein, das
mit der Absicht entwickelt wurde, der Hausfrau – denn fast nur um die ging
es ja, wenn es früher darum ging, irgendwas mit Lebensmittelzubereitung zu
machen – die Arbeit zu erleichtern. Die Geschichte der Instant-Kaltschale
ist also auch schon wieder recht alt.
Was aber durch all die Zeiten geblieben ist: So eine Instant-Kaltschale –
knister, ritsch-ratsch, Tüte auf, schhhhh, Inhalt in Schüssel, Wasser
drauf, rühren, fertig – ist ein wunderbares Sommergericht, kühl und
erfrischend, wenn auch nur 2,1 Prozent gefriergetrocknete Sauerkirschstücke
darin sind wie in der „Komet Fruchtkaltschale Sauerkirsche“.
Fühlen Sie sich ermuntert und bereiten Sie eine zu. Sie werden sich schon
beim ersten Löffel sommerlich leicht fühlen. Felix Zimmermann
***
## Olé, oléoléolé!
Mitten in der Ära des Smoothies, in der alles in den Mixer darf, was bei
drei noch an den Bäumen hängt, droht dieses Gericht zwischen die
Schneidblätter zu geraten. Erinnert sich noch jemand an Gazpacho? Genau,
die kalte Tomaten-Paprika-Suppe aus Spanien. Nicht einfach nur flüssiges
Gemüse, richtig gemacht die Oléoléoléolé-Version
Ich bereite sie in den kühlen Morgenstunden zu: Paprika, Gurken, Tomaten
und Stangensellerie kommen zusammen in den Mixer. Und als Geschmacksbooster
Chili, getrocknete Tomaten, Anchovis, Sojasauce oder ein Schuss Wodka, ach
was, am besten von allem etwas. Für Sämigkeit und zur Abrundung kommt noch
trockenes Brot dazu.
Gazpacho muss ziehen, um richtig Geschmack zu entwickeln – drei Stunden
mindestens. Für ein bisschen Crunch kann man Schinkenchips drüberstreuen,
frittierte Algen aus dem Asiamarkt oder selbst eine Handvoll Kapern in Öl
ausbacken. Dauert drei Minuten. Das Tolle an der Suppe: Sie macht
Heißhunger, auch in flimmernder Hitze. Man sollte einen nächsten Gang parat
haben. Jörn Kabisch
***
## Knackig-ölige Sexiness
Es gibt kein anderes Grundnahrungsmittel, das derart talentiert darin ist,
immer neue Aggregatzustände anzunehmen: die Kartoffel, der Formwandler
unter den Lebensmitteln. Flüssig, matschig, glitschig, gebraten, gebacken –
sie kann alles, darf alles. Am besten aber schmeckt sie in Stifte
geschnitten, frittiert und gesalzen.
Pommes gehören zum Schwimmbadbesuch wie das Handtuch (nicht umsonst teilen
sich die Wörter Pommes und Sommer so viele Buchstaben). Deshalb verkörpern
sie auch im Winter noch knackig-ölige Sexiness. Sie helfen bei
Seekrankheit, Liebeskummer und Kater, und ich würde mein Kind ohne zu
zögern mit zweitem Namen Fritz nennen, wenn mir ein erster einfiele, der
sich mit „Pomm“ abkürzen lässt.
Schwer auch, Pommes zu versauen. Aber es geht. Mit Firlefanz wie
Zimtketchup oder gar einem kompletten Austausch des Rohstoffes. Memo:
Stifte aus Süßkartoffeln sind keine Pommes, sondern ein Dessert! Und
Country Fries, Kartoffelecken, Wedges oder Spiralpommes nur alberne
Variationen. Franziska Seyboldt
***
## Rot soll alles sein
Ferien im Sommer, Barfußlaufen im Garten und Erdbeeren auf der Zunge – das
ist ein Dreigestirn mit Botschaft: Das Leben ist schön. Nicht nur, dass die
Erdbeere gut schmeckt, sie ist auch perfekt für den Verzehr in rauen
Mengen: auf Geburtstagstorten, im Eisbecher oder einfach pur. Die kleinen
gelben Nüsschen auf ihrer Oberfläche geben ihr den nötigen Biss. Die
Erdbeere ist die Königin des Sommers.
Als ich klein war, prägte sie sogar meine Kleiderwahl. Rot sollte alles
sein, rot wie die Erdbeere. Auch Fertigeis, Joghurts und Süßigkeiten
wählte ich immer in dieser Geschmacksrichtung. Doch die sind meist nur eine
rosa verwässerte Erdbeerparodie, genau wie Import-Erdbeeren im Winter eher
Konzept sind als Genuss.
Das ist in Ordnung. Denn noch ist ja Saison, noch scheint die Sonne stark
genug, um die Beeren strahlend rot und ihr Aroma süß und fruchtig zu
machen. In zwei Monaten wird das vorüber sein. So erinnert die Erdbeere
auch stets daran, dass es Dinge gibt, die man zur rechten Zeit tun muss.
Johanna Kleibl
2 Jul 2018
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