| # taz.de -- Verkehr in Berlin: Es kommt, es kommt nicht, es kommt… | |
| > Die rot-rot-grüne Koalition einigt sich und will das jüngst von der | |
| > SPD-Fraktion gestoppte Mobilitätsgesetz doch noch vor der Sommerpause | |
| > beschließen. | |
| Bild: Ein radelnder SPDler: Neuköllns neuer Bürgermeister Martin Hikel | |
| Die rot-rot-grüne Koalition hat beim Mobilitätsgesetz noch die Kurve | |
| gekriegt und kann es doch wie versprochen vor der Sommerpause im | |
| Abgeordnetenhaus beschließen. SPD, Linkspartei und Grünen stimmten am | |
| Dienstagnachmittag in ihren Fraktionssitzungen einem Kompromissvorschlag | |
| zu. Vergangene Woche hatte die SPD den Gesetzentwurf kurz vor der | |
| Abstimmung im Verkehrsausschuss gestoppt: Es gebe noch Beratungsbedarf. Den | |
| Sozialdemokraten fehlte dem Vernehmen nach ein eigenes Kapital zum Thema | |
| Autoverkehr, so wie es auch konkrete Festlegungen zu Rad-, Fuß- und Bus-, | |
| Tram- und Bahnverkehr gibt. | |
| Mancher Sozi war seit langem sauer: Was offiziell Mobilitätsgesetz heißt, | |
| ist im normalen Sprachgebrauch zwischen Abgeordneten und Journalisten oft | |
| nur „das Radgesetz“ und die Umsetzung der großen Radinitiative von 2016. | |
| Die steuerte damals auf einen erfolgreichen Volksentscheid zu, bis die neue | |
| rot-rot-grüne Koalition versprach, zügig ein entsprechendes Gesetz auf den | |
| Weg zu bringen. SPD-Fraktionschef Raed Saleh allerdings warnte schon Anfang | |
| 2017: „Die SPD-Fraktion wird einer Politik entgegen stehen, die sich gegen | |
| Autofahrer richtet.“ Am 20. Februar dieses Jahres beschloss der Senat dazu | |
| schließlich einen Gesetzentwurf, der seither dem Abgeordnetenhaus vorlag. | |
| Ein eigenes Kapitel zum Autoverkehr gibt es allerdings auch nach der | |
| jüngsten Überarbeitung nicht. Zwar verweist die neu eingebaute Präambel, | |
| also das Vorwort fürs Ganze, auch auf die Bedeutung des Autoverkehrs. „Aber | |
| das ist doch nur lächerliche Kosmetik“, kommentierte der | |
| CDU-Verkehrspolitiker Oliver Friederici. „Wir warnen davor, die Autofahrer | |
| weiter zu drangsalieren.“ Seine Fraktion lud passenderweise am | |
| Dienstagabend zu ihrem Jahresempfang in eine noble Oldtimer-Werkstatt ein. | |
| Tatsächlich taugt der Hinweis auf den Autoverkehr wenig, SPD-nahe | |
| Autofahrer zu beruhigen: In der Präambel ist nämlich auch davon die Rede, | |
| dass der sogenannte Umweltverbund Vorrang habe. Dieser Begriff steht für | |
| Fuß- und Radverkehr und den öffentlichen Personennahverkehr aus Bus und | |
| Bahnen. | |
| Die SPD-Fraktion stellte die Sache am Dienstag leicht anders da: Demnach | |
| ging es bei ihren Bedenken gar nicht so sehr um den Autoverkehr, sondern | |
| vielmehr um gleiche Verhältnisse in allen Bezirken, innerhalb und außerhalb | |
| des S-Bahn-Rings. Das soll sich auch auf das Angebot an Leihrädern und das | |
| Wirkungsfeld der Fahrrad-Staffel der Polizei beziehen. „Es darf kein Gesetz | |
| nur für Kreuzberg geben“, hieß es aus der Fraktion. Und das sei nun in der | |
| Präambel fest geschrieben. | |
| Der Regierende Bürgermeister und SPD-Landesvorsitzende Michael Müller hatte | |
| am frühen Nachmittag vor der SPD-Fraktionssitzung die Aufregung um die | |
| Verzögerung gar nicht verstehen wollen. „Die Überraschung darüber müsste | |
| sich in Grenzen halten“, sagte er auf Frage der taz, „die SPD-Seite im | |
| Senat hat von Anfang an gesagt: Wir müssen im Blick haben, dass es auch | |
| noch Autofahrer gibt.“ | |
| 29 May 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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