# taz.de -- Kommentar Zukunft Kataloniens: Jetzt ist Europa gefragt | |
> Die Wahl des Separatisten Joaquim Torra zeigt: Spanien kommt so schnell | |
> nicht zur Ruhe. Die Zukunft Kataloniens ist längst ein europäisches | |
> Problem. | |
Bild: Joaquim Torra nach seiner Wahl am Montag. Am Jackett: die gelbe Schleife … | |
Wer hoffte, die Zwangsverwaltung durch Madrid, die Absetzung der Regierung | |
von Carles Puigdemont sowie die Anordnung von Neuwahlen würde die Lage in | |
Katalonien beruhigen, der muss spätestens nach der [1][Wahl von Joaquim | |
Torra] zum neuen katalanischen Ministerpräsidenten einsehen, dass dem nicht | |
so ist. Die Lage hat sich gar verschärft: Druck erzeugt noch mehr | |
Gegendruck. | |
Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy ließ wertvolle Zeit | |
verstreichen. Statt auf Verhandlungen – und damit auf Politik – setzte er | |
zuerst [2][auf einen brutalen Polizeieinsatz am 1. Oktober], dem Tag des | |
Unabhängigkeitsreferendums, und dann auf die Justiz. „Rebellion“ und | |
„Veruntreuung“ werden Puigdemont, vier seiner ebenfalls im Exil lebenden | |
Minister sowie sieben inhaftierten Politikern und Aktivisten vorgeworfen. | |
Wer sieht, wie schwer sich die deutsche, belgische und schottische Justiz | |
mit den entsprechenden Auslieferungsanträgen tut, der weiß, wie weit diese | |
Vorwürfe aufgebauscht wurden, um „die Unabhängigkeitsbewegung zu | |
enthaupten“, wie Rajoys Stellvertreterin einst erklärte. | |
Sicher erhoffte sich Rajoy von seiner Haltung einen Sympathiegewinn im | |
restlichen Spanien. Doch weit gefehlt. Die wesentlich radikaleren | |
Ciudadanos können von der Lage in Katalonien und vom unermüdlichen Schüren | |
des Konflikts profitieren. Die sich selbst als liberales Zentrum | |
definierende Partei geht mittlerweile so weit zu fordern, dass die | |
Zwangsverwaltung auch mit einer neuen Regierung aufrechterhalten werde. | |
Liberalismus sieht anders aus. | |
Es bleibt nur ein Ausweg, und der heißt Dialog. Wenn sowohl die Politiker | |
in Barcelona als auch die in Madrid weiterhin unfähig sind, aufeinander | |
zuzugehen, dann ist wohl Vermittlung nötig. Und diese Rolle fällt Europa | |
zu. Bisher zierte sich die Union, um den Konflikt nicht zu | |
internationalisieren. Aber spätestens seit den Auslieferungsanträgen gegen | |
Puigdemont und Co ist das Katalonienproblem auch ein deutsches, belgisches, | |
schottisches und damit europäisches Problem. | |
15 May 2018 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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