Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Spekulationen über Ministeramt für Giffey: Neukölln ist überall
> Franziska Giffey, Bezirksbürgermeisterin von Neukölln, wird in der SPD
> als künftige Bundesministerin gehandelt. Dafür ist sie in jeder Hinsicht
> gut qualifiziert.
Bild: Franziska Giffey blickt vom Neuköllner Rathausturm in Richtung Bundestag
Eins steht fest: Wahrscheinlich könnte sie es. Wahrscheinlich wäre
Franziska Giffey eine gute Bundesministerin.
Und wahrscheinlich sind es gar dieselben Gründe, die dagegen und dafür
sprechen, dass die sozialdemokratische Neuköllner Bezirksbürgermeisterin
einen solchen Posten bekommt. Aus SPD-Kreisen hieß es jedenfalls am
Dienstag, sie habe gute Chancen, Bundesministerin zu werden. Vor allem der
konservative Seeheimer Kreis unterstütze sie. Und dpa meldet, dass es dabei
um das Arbeits- und Sozial- oder das Familienministerium ginge. In den
nächsten Tagen soll die Entscheidung fallen.
Vor fast drei Jahren hat die 1978 in Frankfurt an der Oder geborene Giffey,
Doktorin der Politikwissenschaft, den Neuköllner Bürgermeisterstuhl von
Heinz Buschkowsky übernommen. Anders als ihr Probleme gerne zuspitzender
Vorgänger ist sie eine Pragmatikerin: Probleme sind da, damit sie sie löst.
Und das tut Giffey bisher in Neukölln ganz ordentlich – etwa in
Bildungsdingen, für die sie vor ihrem Antritt als Bürgermeisterin als
Stadträtin zuständig war, oder auch in Sachen Zuwanderung aus ärmeren
EU-Staaten, wo sie pragmatisch gegen Obdachlosigkeit und für Bildung der
Kinder vorzugehen sucht. In TV-Talkshows tritt sie dabei ebenso gern wie
ihr Vorgänger auf – wenn auch nicht so laut.
Doch die Frage ist: Was qualifiziert Giffey für einen Posten in der
Bundesregierung aus der Sicht der SPD? Zwei Dinge sind dabei klar: Sie ist
eine Frau und sie ist aus dem Osten. Das ist gut, macht aber noch keine
gute Ministerin. Ihre Neukölln-Credibility macht die bald Vierzigjährige –
etwas Zynismus muss erlaubt sein – sicher fit für das Überleben in ihrer
Partei. Wer sich mit kriminellen Clans anlegt, besteht vermutlich auch auf
der Führungsebene der SPD.
Und wahrscheinlich hängt es letztlich genau mit diesen zusammen, dass mit
Franziska Giffey – bei allem Respekt vor ihrem politischen Können – nun
eine Bezirksbürgermeisterin ohne jede landes- oder bundespolitische
Erfahrung für die Spitze eines Bundesministeriums gehandelt wird. Denn
erfolgreichen Genossinnen mit Erfahrung in Spitzenämtern auf Landesebene
hat die Bundesspitze mit ihrer Politik entweder die Show verhagelt (siehe
Hannelore Kraft in Nordrhein-Westfalen) oder sie so nachhaltig verschreckt,
dass keine von ihnen mehr nach Berlin will.
Nun, Giffey ist schon hier. Und eins ist sicher: Wenn sie es wird, dann
wuppt sie es auch – auf ihre Art, hoffentlich.
Anmerkung der Red.: In einer ersten Fassung war statt vom „Seeheimer vom
„Seehofer“ Kreis die Rede. Sollte es letzteren auch geben, wäre er sicher
noch ein bisschen konservativer als die Seeheimer.
6 Mar 2018
## AUTOREN
Alke Wierth
## TAGS
SPD
Schwarz-rote Koalition
Franziska Giffey
SPD Berlin
Franziska Giffey
Franziska Giffey
Berlin-Neukölln
SPD
Schwerpunkt AfD
Stolpersteine
Schwerpunkt Feministischer Kampftag
Roma
Heinz Buschkowsky
Migration
## ARTIKEL ZUM THEMA
Verbot von „Werbung“ für Abtreibungen: Familienministerin will 219a ändern
Der Streit um den Paragraphen 219a droht, die Große Koalition zu entzweien.
Familienministerin Giffey beharrt auf seiner Abschaffung. Die Union stellt
sich quer.
Designierte Familienministerin: Giffeys aufgehübschter Lebenslauf
Wie aus der „Praktikantin“ die „Mitarbeiterin“ wurde: Die neue
SPD-Hoffnungsträgerin Franziska Giffey war bei ihrer Biografie kreativ.
Bürgermeister-Kandidat in Neukölln: „Missstände benennen ist gut“
Martin Hikel will Neuköllner Bürgermeister werden – ein großer Schritt für
den jungen Lehrer und Fraktionschef der Bezirks-SPD.
Franziska Giffeys Karriere in der SPD: Sie ergreift die Chance
Noch Bezirksbürgermeisterin in Neukölln – bald SPD-Familienministerin in
der Großen Koalition: Giffeys Aufstieg ist rasant.
Berliner Halbmond-Spielplatz eröffnet: Ali Baba und das Abendland
Ein Halbmond auf einem Spielplatz in Berlin-Neukölln ruft Islamkritiker auf
den Plan. Von einer „Angstdebatte“ spricht die Bezirksbürgermeisterin.
Gestohlene Stolpersteine in Berlin: Spenden schließen Erinnerungslücken
Seit Montag werden die Anfang November unter anderem in der Neuköllner
Hufeisensiedlung gestohlenen Stolpersteine ersetzt.
Frauen in der Berliner Politik: Ganz da, ganz Ohr
Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky galt als polterig, seine
Nachfolgerin Franziska Giffey gilt als empathisch. Ändert sich die Politik
durch eine Frau an der Spitze?
Ausbeutung von Zuwanderern: Harte Hand gegen „Problemvermieter“
Neukölln will ein härteres Vorgehen gegen Vermieter von Schrottwohnungen.
Andere Bezirke zögern, weil sie mehr Obdachlose befürchten.
Neuköllns neue Bezirksbürgermeisterin: „Kopftuch ist kein Massenphänomen“
Franziska Giffey, 36, bislang Bildungsstadträtin, wird im April die
Nachfolgerin von Heinz Buschkowsky, dem berühmtestem Bezirksbürgermeister
Berlins.
Franziska Giffey: Eine Migrantin für Neukölln
Kann die Nichtneuköllnerin Franziska Giffey in der Nachfolge von Heinz
Buschkowsky die Kluft zwischen dem Norden und Süden des Bezirks überwinden?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.