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# taz.de -- G20-Einsatzleiter wird Schutzpolizei-Chef: Harter Hund in neuer Fun…
> Hartmut Dudde, der den Gesamteinsatz der Polizei beim G20-Gipfel geleitet
> hat, ist zum neuen Chef der Schutzpolizei ernannt worden.
Bild: Wohin mit Dudde? Die Hamburger Polizeiführung hat sich etwas einfallen l…
HAMBURG taz | Hartmut Dudde bekommt einen neuen Job. Der
G20-Gesamteinsatzleiter der Hamburger Polizei, der für die schwersten
Ausschreitungen in der Geschichte der Stadt zumindest mitverantwortlich
zeichnet, übernimmt am 1. März die Leitung der gesamten Schutzpolizei mit
mehr als 5.000 BeamtInnen.
Der Grund sei eine Zentralisierung der Schutzpolizei, die formal bislang in
mehrere Bereiche gegliedert wäre, sagt Polizeipräsident Ralf Meyer. Künftig
seien Dudde die Direktion „Polizeikommissariate und Verkehr“ und damit alle
Kräfte in den Stadtteilen, und die Direktion „Einsatz“ unterstellt, zu der
die Landesbereitschaftspolizei mit ihren Hundertschaften sowie die
Einsatzzüge der Direktionen gehören. Zu letzterem Bereich gehören auch die
Reiterstaffel, die Diensthunde, die Hubschrauberstaffel, der Lagedienst und
der Objektschutz.
„Diese beiden großen Bereiche wollen wir zusammenbringen und unter eine
Führung stellen“, sagt Polizeipräsident Ralf Meyer. „Ziel der
Umstrukturierung ist es, klarere Strukturen zu schaffen, Doppelarbeit zu
vermeiden, Synergien zu erzielen und die Effizienz der Schutzpolizei zu
erhöhen.“ Doch was jetzt als Ausweitung der Machtbefugnisse erscheint, ist
wohl in Wahrheit nur der Versuch, eine neue adäquate Verwendung für den
Hardliner nach dem G20-Gipfel zu finden.
Denn wenn die Tätigkeit eines ranghohen Polizeibeamten entfällt, in diesem
Fall: weil der G20-Gipfel seit acht Monaten vorbei ist, muss für ihn – wenn
er nicht wegen Verfehlungen suspendiert werden kann – eine gleichwertige
Tätigkeit in der entsprechenden Besoldungskategorie geschaffen werden. Dem
entspricht offenbar die Position des Leiters der Schutzpolizei.
Über Macht verfügte Dudde allerdings schon, seit er 2012 vom damaligen
Innensenator Michael Neumann (SPD) zum Gesamteinsatzleiter der Hamburger
Polizei mit eigenem Platz im Präsidium befördert wurde und somit über
weitreichende Kompetenzen für die Strategie der Polizei verfügte.
Polizeipräsident Ralf Meyer – der bis 2010 Polizeipressesprecher war – und
Hartmut Dudde, der 2005 Leiter der Bereitschaftspolizei wurde, gelten als
enge Vertraute, die unter dem rechtspopulistischen Innensenator Ronald
Schill Anfang der 2000er-Jahre Karriere machten.
In der Zeit brachte Dudde sein demonstrationsfeindliches Verhalten den Ruf
des „harten Hundes“ ein. Mehrfach erklärte das Verwaltungsgericht von Dudde
verfügte Demonstrationsauflösungen für rechtswidrig.
Mit seiner Einsatz-Philosophie prägte er bundesweit den Begriff der
„Hamburger Linie“. Gemeint ist damit ein enormer Personalaufwand bei
Demonstrationen und beim kleinsten Anlass: Wasserwerfer oder schweres
Gerät. 2007 etwa musste eine Großdemonstration gegen Repression vorzeitig
enden, weil Dudde den Marsch von behelmten Polizisten in Dreierreihen
begleiten ließ und den „Wanderkessel“ mehrfach stoppte, weil
Seitentransparente mehr als 1,50 Meter lang waren. Alles rechtswidrig,
urteilte das Verwaltungsgericht.
## Duddes Einsätze enden häufig in Straßenschlachten
Auch beim Protest zum Erhalt des Autonomen Zentrums Rote Flora am 21.
Dezember 2013 war Dudde vor Ort. Vor seinen Augen griffen Polizeieinheiten
den genehmigten Marsch nach ein paar Metern an, es endete in einer
Straßenschlacht. 2015 quittierte die Leitung der Bereitschaftspolizei den
Dienst, weil sie von Dudde als Gesamteinsatzleiter genötigt worden war,
einen NPD-Lautsprecherwagen trotz freier Wege mitten durch eine Gegendemo
zu lotsen, was zu Ausschreitungen führte.
Als G20-Gesamteinsatzleiter sorgte Dudde dafür, dass die autonome „G20 –
Welcome to Hell“-Demo am Vorabend des Präsidentengipfels im vergangenen
Juli trotz Genehmigung wegen einiger vermummter Demonstranten nach wenigen
Metern angegriffen und aufgelöst wurde.
Tags darauf hingegen ließ Dudde Krawalle und Plünderungen über mehrere
Stunden im Schanzenviertel zu, weil er angeblich einen Hinterhalt der
autonomen Szene von den Dächern am Neuen Pferdemarkt vermutete. Dabei hatte
er bei den Schanzenfesten in den vergangenen Jahren immer wieder proben
lassen, wie die Polizei bei Ausschreitungen das Schanzenviertel stürmen
kann, ohne vom Neuen Pferdemarkt anrücken zu müssen.
Auch die Ausschreitungen am ersten G20-Tag am Rodenbarg, bei denen viele
DemonstrantInnen von BundespolizistInnen verletzt wurden, zeichnen die
Handschrift des Hardliners, an dessen Kurs die Polizeiführung offenbar
festhalten möchte.
1 Mar 2018
## AUTOREN
Kai von Appen
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