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# taz.de -- Kommentar Zustand der Bundeswehr: Die wahren Mängel liegen woanders
> Der Wehrbeauftragte bemängelt die Ausrüstung der Bundeswehr. Dabei lässt
> er etwas Wichtiges unbeachtet: den Umgang in der Truppe.
Bild: Alles in bester Ordnung? Bei der Bundeswehr gibt es Probleme mit Menschen…
Bei der Vorstellung seines Jahresberichts hat der Wehrbeauftragte des
Bundestags am Mittwoch [1][die Ausrüstungsmängel der Bundeswehr in den
Vordergrund gestellt]. Kaputte U-Boote und fehlende Schutzwesten dominieren
entsprechend die Berichterstattung. Ein zweites großes Problemfeld, dem
sich der Bericht widmet, bleibt dagegen im Schatten: Schikanen gegenüber
Untergebenen, Schindereien in der Ausbildung und menschenverachtende
Sprüche.
Dutzende solcher Fälle lagen im vergangenen Jahr auf dem Schreibtisch des
Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels (SPD). Wir können von ihnen nicht auf
jeden einzelnen Soldaten schließen. In einer Armee, die dem Grundgesetz
verpflichtet ist und deren Angehörige Zugang zu Waffen und Munition haben,
ist aber jeder dieser Fälle einer zu viel.
Umso erfreulicher, dass die Sensibilität innerhalb der Bundeswehr gestiegen
ist: Bartels zufolge haben Soldaten unter anderem im Bereich
„extremistische Gesinnung vermehrt Verdachtsfälle gemeldet“. Er führt das
auf die öffentliche Debatte zurück, die Fälle wie der des
[2][rechtsextremen Bundeswehrsoldaten Franco A.] ausgelöst haben.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte die Truppe damals
für den Umgang mit solchen Fällen kritisiert. Vermutlich trauten sich
Soldaten im vergangenen Jahr nur deshalb so häufig, [3][Fälle von
Belästigung, Rechtsextremismus und Schindereien zu melden], weil die
Ministerin selbst die Missstände zuvor offensiv thematisiert hatte.
## Schikanen und Diskriminierung
Fatalerweise wurde sie für ihren Kurs aber aus Bundeswehr und Politik
heftig angegangen. Seit dem Sommer ist sie deshalb auffallend still.
[4][Den Fall eines Rekruten aus Munster] zum Beispiel, der nach einem
Übungsmarsch an einem Hitzeschlag starb, kommentierte die
Verteidigungsministerin nur noch sehr zurückhaltend.
Der Wehrbeauftragte lobt die neue Zurückhaltung als „erkennbares Interesse
und Bemühen in der politischen Leitung, an der Vertrauensbasis in der
Truppe zu arbeiten“. Dahinter verbirgt sich aber ein schwieriges
Rollenverständnis: Zur Truppe gehören auch diejenigen Soldaten, die von
Schikanen und Diskriminierung betroffen sind. Etliche von ihnen haben sich
im vergangenen Jahr an Vorgesetzte und an den Wehrbeauftragten gewandt,
weil sie ein Interesse daran haben, dass entsprechende Vorfälle abgestellt
werden.
Auch sie müssen der Verteidigungsministerin vertrauen können. Dazu muss sie
aber auch in Zukunft wieder klar benennen, was in der Bundeswehr geht und
was nicht – auch auf die Gefahr hin, dass sie aus der Armee selbst, aus dem
Bundestag und vom sozialdemokratischen Wehrbeauftragten Gegenwind bekommt.
20 Feb 2018
## LINKS
[1] /Zustand-der-Bundeswehr/!5483089
[2] /Anklage-gegen-Bundeswehrsoldaten/!5470349
[3] /Terror-Ermittlungen-in-Norddeutschland/!5468003
[4] /Toter-Offiziersanwaerter-in-Munster/!5440159
## AUTOREN
Tobias Schulze
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