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# taz.de -- Konferenz der Innenminister: Klopapier und Waffenscheine
> Die Innenminister wollen die Szene der Prepper beobachten. Im Visier ist
> ein Netzwerk mit Nähe zu Rechten.
Bild: Polizisten einer Spezialeinheit durchsuchen Ende August ein Grundstück i…
Berlin taz | Ravioli, Klopapier und Filterwasser – wird es jetzt
gefährlich? Die Innenminister der Länder wollen künftig die sogenannte
Prepper-Szene beobachten lassen. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen
mehrere Männer, die nach Informationen der taz Teil eines bundesweiten
Netzwerks von Preppern sind.
Bei der Innenministerkonferenz (IMK), die am Freitag in Leipzig zu Ende
geht, wollen die Minister laut Informationen des Recherchenetzwerk
Deutschland über eine Durchleuchtung beraten. Der Begriff „Prepper“ kommt
vom englischen Wort „to prepare“, zu deutsch „vorbereiten“, und bezeich…
Menschen, die sich auf eine Krise oder Notlage einrichten. In Teilen der
Szene gibt es eine ideologische Nähe zu rechten und rechtsextremen Milieus.
Anstoß für das Interesse der Innenminister ist eine Razzia vom 28. August
in Mecklenburg-Vorpommern. Damals hatten Polizisten unter Führung der
Bundesanwaltschaft Wohn- und Geschäftsräume von sechs Personen durchsucht.
Das Innenministerium des Landes wurde nicht beteiligt, auch weil ein Zeuge
und ein Verdächtiger Polizisten sind.
Dem Polizisten und einem Rechtsanwalt wird vorgeworfen, eine schwere
staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben. Bei dem Rechtsanwalt, der
auch Mitglied der Rostocker Bürgerschaft ist und der die Vorwürfe
bestreitet, fanden sich Listen mit personenbezogenen Daten hunderter
politischer Gegner, darunter die von Politikern, Gewerkschaftern und linken
Aktivisten. Fünf der sechs durchsuchten Personen sind Mitglieder im
Reservistenverband der Bundeswehr, als Jäger, Polizisten und Sportschützen
haben sie regelmäßigen Umgang mit Waffen.
Die sechs Männer gehören zu einem Netzwerk von Preppern, welches sich über
zwei Chatgruppen im Messenger-Dienst Telegram austauschte. Eine der Gruppen
heißt „Nordkreuz“. Über sie sollen von zentraler Stelle zum Beispiel
Termine für gemeinsame Treffen bekannt geworden sein. Die andere Gruppe
heißt „NORD Com“. In diesem Chat diskutieren die Gruppenmitglieder unter
anderem über Truppenbewegungen der Bundeswehr und Engpässe bei Impfstoffen.
Was den Behörden Unbehagen bereitet, ist ihre bundesweite Vernetzung und
die Nähe zu staatlichen Institutionen.
## Bundesweite Vernetzung
Dass Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) nun auf
Erkenntnisse aus anderen Bundesländern hofft, hat zwei Gründe. Erstens
lässt die Bundesanwaltschaft die Sicherheitsbehörden in
Mecklenburg-Vorpommern bei ihren Ermittlungen konsequent außen vor. Das
wird in Schwerin als Affront begriffen. Zweitens erstreckt sich das
Chat-Netzwerk von Prepper-Gruppen nach taz-Informationen nicht nur auf
Mecklenburg-Vorpommern sondern auf ganz Deutschland.
So sagte ein Mitglied in Mecklenburg-Vorpommern der taz, seine Gruppe sei
nur eine von mehreren bundesweit. Das Netzwerk verfüge über weitere
Sektionen im Westen, Osten und Süden des Landes sowie in Österreich und der
Schweiz.
In einer dieser Gruppen, in Süddeutschland, soll auch der Bundeswehrsoldat
Franco A. Mitglied gewesen sein. Franco A. war im Februar am Flughafen Wien
bei dem Versuch festgenommen worden, dort eine von ihm deponierte Pistole
abzuholen. A. wurde inzwischen wieder aus der Untersuchungshaft entlassen.
Daneben hatte der Soldat sich eine falsche Identität als mutmaßlicher
syrischer Flüchtling aufgebaut und war bereits 2014 mit einer
völkisch-rassistischen Masterarbeit aufgefallen.
7 Dec 2017
## AUTOREN
Daniel Schulz
Martin Kaul
Christina Schmidt
## TAGS
Prepper
Mecklenburg-Vorpommern
Rechtsextremismus
Innenministerkonferenz
Innenminister
Franco A.
Schwerpunkt AfD
Bundeswehr
Schwerpunkt taz Leipzig
Franco A.
Schwerpunkt Rechter Terror
Schwerpunkt Rechter Terror
Lesestück Recherche und Reportage
Zivilschutz
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