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# taz.de -- AfD-Fraktion im Bundestag: „Alternative Mitte“ gegen „Flügel…
> Mit Beatrix von Storch als Vize-Chefin ist die AfD-Fraktionsführung
> komplett. Derweil festigen sich in der Partei die zwei Strömungen.
Bild: Die AfD-Fraktionsführung von links nach rechts: Tino Chrupalla, Beatrix …
Berlin taz | Während draußen Orkan „Xavier“ kalt um das
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus im Berliner Parlamentsviertel peitschte, ging
es am späten Donnerstagnachmittag drinnen heiß her. Erst beim zweiten
Posten und dabei im vierten Wahlgang konnte sich die stellvertretende
AfD-Chefin Beatrix von Storch einen Sitz im Vorstand der Bundestagsfraktion
sichern. Mit ihrer Wahl zur Vize-Fraktionschefin ist jetzt die Führung der
AfD im Bundestag komplett.
Die Anhänger des „Flügels“, wie die Organisation der Parteirechtsaußen um
Björn Höcke schlicht heißt, dürften nicht erfreut sein. Kein expliziter
Höcke-Mann hat es in die Fraktionsführung geschafft. Der Höcke-Vertraute
Stephan Brandner aus Thüringen hat es zweimal versucht und fiel durch, beim
ersten Mal allerdings nur knapp. Von einem rechten Durchmarsch innerhalb
der Fraktion, den zu Beginn intern manche befürchteten, kann also nicht die
Rede sein.
Von den insgesamt elf Mitgliedern der Fraktionsführung sind fünf, die sich
selbst innerhalb der AfD zum eher „wirtschaftsliberalen“ oder „moderaten�…
Teil der Partei zählen: Fraktionschefin Alice Weidel aus Baden-Württemberg,
Roland Hartwig aus NRW, Leif-Erik Holm aus Mecklenburg-Vorpommern und von
Storch aus Berlin (alle drei Fraktionsvizes) sowie Michael Espendiller, der
aus NRW stammt und einer der nachgeordneten Parlamentarischen
Geschäftsführer ist.
Dies könnte auch dem Abgang der ehemaligen Parteichefin Frauke Petry
geschuldet sein – und der Angst, weitere Mitglieder der Fraktion könnten
ihr folgen. Am Mittwoch hatte der Abgeordnete Mario Mieruch seinen Austritt
aus der Fraktion bekanntgegeben, die jetzt noch aus 92 Abgeordneten
besteht. Mieruch begründete seinen Schritt mit einer mangelnden Abgrenzung
nach rechts und dem nur knappen Durchfallen von Höcke-Intimus Brandner.
## Parteiausschlussverfahren gegen Höcke
Während die Fraktionschefs in der vergangenen Woche sich noch sicher gaben,
dass kein Abgeordneter Petry folgen werde, hörte sich das am Donnerstag
anders an. „Vielleicht gibt es ein, zwei weitere Austritte, die möchte ich
mittlerweile nicht mehr ausschließen“, sagte Weidel am Rande der Sitzung.
Unterdessen haben sich die innerhalb der AfD moderaten Kräfte, die lange
entsetzt auf das Treiben von Höckes „Flügel“ starrten, nun selbst als eine
Strömung innerhalb der Partei organisiert. Am Dienstag gründeten sie im
oberfränkischen Tettau die „Alternative Mitte“ bundesweit.
Sie will sich für einen konservativen-bürgerlichen Kurs der AfD stark
machen. Von Storch, die bei dem Treffen zu Gast war, rief die Partei in
Tettau zur Einigkeit auf. Es sei im Interesse der AfD, beide Strömungen
einzubinden, so von Storch.
An einem Punkt aber ist das unmöglich: das Parteiausschlussverfahren gegen
Höcke. Während die „Alternative Mitte“ unbedingt dafür ist, will „der
Flügel“ es vehement verhindern. Neben der Neuwahl des Bundesvorstands, die
im Dezember ansteht, liegt in diesem Parteiausschlussverfahren eine enorme
Sprengkraft für Partei und Fraktion.
## „Seele der Partei“
Die Mehrheit der Bundestagsabgeordneten ist in keiner der beiden Gruppen
organisiert. Fraktionschef Alexander Gauland versuchte am Donnerstag, ihre
Bedeutung kleinzureden: „Ich sehe in der Fraktion keine Strömungen“, sagte
er nach von Storchs Wahl. Wichtig sei, dass der Regionalproporz gewahrt
sei. Gauland versteht sich selbst als national-konservativ, bezeichnet aber
Höcke als „Seele der Partei“ und hat ihn auch – trotz des noch laufenden
Parteiausschlussverfahrens – für den Bundesvorstand ins Gespräch gebracht.
Zu Stellvertretern wählte die Fraktion am Donnerstag neben Hartwig, Holm
und von Storch auch Peter Felser aus Bayern, der 2001 gemeinsam mit Götz
Kubitschek, einem Vordenker der Neuen Rechten, ein Buch mit Reportagen über
den Bosnien-Einsatz der Bundeswehr herausgebracht hat. Felser sagte nach
seiner Wahl, ihre Wege hätten sich getrennt; er sei dem Kreis um Kubitschek
nicht zuzurechnen. „In der Fraktion verstehe mich als Brückenbauer“, so
Felser.
Fünfter Fraktionsvize ist der Malermeister Tino Chrupalla aus Sachsen. Er
hatte sich als Direktkandidat bei der Bundestagswahl gegen den sächsischen
CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer durchgesetzt. Erst seit anderthalb
Jahren ist er Mitglied der AfD, ging aber regelmäßig zu Pegida.
6 Oct 2017
## AUTOREN
Sabine am Orde
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Alice Weidel
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