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# taz.de -- Landesparteitag der AfD Berlin: Die Storch fliegt
> Beatrix von Storch wird auf dem Parteitag der Berliner AfD am Samstag
> nicht wiedergewählt – auf Antrag von rechtsaußen. Künftig führt Georg
> Pazderski den Landesverband allein.
Bild: Pazderski und von Storch auf dem Berliner Landesparteitag am 4. November.
Wenn auf einem Parteitag in jeder zweiten Rede die innere Einheit
beschworen wird, ist das ein Zeichen dafür, das genau damit etwas nicht
stimmt. Das gilt auch für die AfD. Immer wieder wurde an diesem Wochenende
auf dem siebten Parteitag des Berliner Landesverbands in der Zitadelle
Spandau zu Geschlossenheit aufgerufen und vor „Ausschließeritis“ gewarnt.
Es brodelt in der Partei, spätestens, seit im Sommer der
Rechtsaußen-Politiker Andreas Wild aus der Fraktion im Berliner
Abgeordnetenhaus ausgeschlossen wurde.
Nicht zu Unrecht vermuten viele Parteimitglieder, der Landesvorstand könnte
eine treibende Kraft hinter diesem Schritt gewesen sein. Nicht unbedingt
wegen inhaltlicher Unstimmigkeiten – die Positionen des Höcke-Fans Andreas
Wild sind auch in der Berliner AfD alles andere als in der Minderheit –,
sondern weil Wild sich immer schwerer kontrollieren ließ.
## Aus für die Doppelspitze
Es ist also kein Zufall, dass ausgerechnet Andreas Wild am
Samstagnachmittag ans Mikrofon tritt und seine Unterstützung für einen
soeben gestellten Antrag formuliert : Mit der bisherigen Doppelspitze aus
Beatrix von Storch und Georg Pazderski müsse Schluss sein, künftig solle
der Landesverband nur noch von einer Person geführt werden. Wild macht auch
klar, welche das nicht sein soll: Von Storch tanze „auf so vielen
Hochzeiten gleichzeitig“, dass sie nicht genug Zeit für die Berliner
Führung haben könne.
Der Antrag geht durch, von Storch tritt danach nicht mehr für den
Parteivorsitz an, sondern überlässt die alleinige Kandidatur Georg
Pazderski, der dennoch nicht gerade ein Traumergebnis erzielt: 74,6 Prozent
der anwesenden Mitglieder wählen ihn zum neuen alten Landeschef. Von Storch
wird Stellvertreterin, ebenso wie Jeanette Auricht aus Marzahn-Hellersdorf
und Karsten Woldeit aus Lichtenberg. Schatzmeister ist erneut
Fraktionsgeschäftsführer Frank-Christian Hansel. In den erweiterten
Vorstand ziehen neu Frank Scheermesser und Sarah Emanuela Leins ein, mit
letzterer ist damit neben Thorsten Weiß ein weiteres Mitglied der Jungen
Alternative, die über gute Kontakte zur Identitären Bewegung verfügt, im
Landesvorstand vertreten.
Eigentlich hätte der Parteitag erst 2018 stattfinden müssen. Dass er
vorgezogen wurde, lag an den Auseinandersetzungen um die Wahl der
bisherigen Vorsitzenden im Januar 2016. Das Bundesschiedsgericht der Partei
hatte im August endgültig entschieden, dass der Vorsitz erneut gewählt
werden muss, weil bei der letzten Wahl massiv manipuliert wurde. Pazderski
und von Storch hatten monatelang versucht, die Affäre zu vertuschen und zu
verschleppen. Parteiinterne Kritik daran wurde auch an diesem Wochenende
schnell abgebügelt, mit elektronischen Stimmgeräten sollten dieses Mal
erneute Wahlfälschungen verhindert werden.
## Interne Konflikte
Neben der inneren Einheit wird auf dem Parteitag auch immer wieder betont,
wie wichtig es sei, dass die AfD in Berlin künftig auch auf der Straße
sowie in Verbänden und Vereinen sichtbar werde – und neue Mitglieder
gewinne. Auch das ist im Sinne von Leuten wie Andreas Wild, der vor seinem
Ausschluss nach Auskunft eines Parteimitglieds einen „robusten
Straßenwahlkampf“ angekündigt hatte – den auf die Wählbarkeit der AfD
bedachten Teilen der Partei, die bei solchen Ankündigungen hässliche Szenen
befürchten, gefällt das weniger.
Noch scheint die Partei die internen Konflikte einigermaßen in den Griff zu
kriegen, doch der Parteitag am Wochenende war voller Anzeichen, dass das
immer schwieriger wird.
5 Nov 2017
## AUTOREN
Malene Gürgen
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