| # taz.de -- Bremer Haushaltsberatungen: Die letzten Sparjahre | |
| > In den Beratungen zum Doppelhaushalt rechnen die Bürgerschaftsfraktionen | |
| > mit dem Konsolidisierungskurs ab | |
| Bild: Ein guter Apparat hilft beim Auf-Kante-Nähen | |
| Wer sich gefragt hat, was die große Koalition zwischen 1995 und 2007 in | |
| Bremen Gutes bewirkt hat, dem hat der Fraktionsvorsitzende der CDU, Thomas | |
| Röwekamp, am Mittwoch die Antwort gegeben. „Unser größtes Projekt war die | |
| Investition in den Wissenschaftsstandort: Wir haben aus der roten | |
| Kaderschmiede die Exzellenzuni gemacht“, sagte Röwekamp in der Bremischen | |
| Bürgerschaft. Der Anlass: Die parlamentarischen Beratungen zur Aufstellung | |
| der Haushalte 2018 und 2019. | |
| Der Begriff „Beratungen“ ist allerdings irreführend. Beraten haben sich die | |
| rot-grünen Regierungsfraktionen im Vorfeld, der jetzt vom Senat vorgelegte | |
| Haushaltsentwurf ist das Ergebnis von Beratungen, welche Ressorts in den | |
| kommenden Jahren wie viel Geld bekommen und wofür. Darum ging es in der | |
| gestrigen Debatte aber nur am Rande. Gestritten haben sich die Fraktionen | |
| über Grundsätzliches: Ob die Haushaltspolitik der seit 2007 regierenden | |
| rot-grünen Koalition nachhaltig Bremens Probleme lösen kann oder nicht. | |
| Dabei kritisierten die beiden größten Oppositionsparteien, dass die Kluft | |
| in Bremen zwischen Arm und Reich zu groß sei und weiter wachse. Für die CDU | |
| ist das das Ergebnis einer verfehlten Investitionspolitik: Das habe die | |
| große Koalition besser gemacht. Damit meinte Röwekamp allerdings nicht die | |
| Projekte, die ihm die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Maike Schaefer, in | |
| ihrer Rede vorhielt: Spacepark, Musicaltheater, oder die leer stehenden | |
| Einkaufszentren Haven Höövt und Markthalle in Vegesack. Sondern eben die | |
| Investitionen in die Universität. Deren Erfolge seien den Wissenschaftlern | |
| und Wissenschaftlerinnen zu verdanken, die unter prekären Bedingungen dort | |
| arbeiten würde, konterte Schaefer. | |
| Klaus-Rainer Rupp, haushaltspolitischer Sprecher der Fraktion der Linken, | |
| kritisierte ebenfalls zu geringe Investitionen in Schulen, den sozialen | |
| Wohnungsbau und Projekte, die Menschen in Not helfen. Zwar hätte die | |
| Regierung zuletzt die Ausgaben etwa für Kinder und Jugendliche erhöht und | |
| auch Wohnungsbauprogramme neu aufgelegt: „Mir fehlt aber der Nachweis, dass | |
| diese Mehrausgaben wirklich etwas verbessern und nicht alles nur etwas | |
| weniger schlimm machen.“ | |
| Die Debatte war auch eine Abrechnung mit dem Sanierungskurs der vergangenen | |
| sieben Jahre. 2010 verpflichtete sich Bremen, bis zum Jahr 2020 die | |
| Neuverschuldungen von 1,2 Millarden Euro auf Null zu reduzieren, nachdem | |
| diese seit 1996 kontinuierlich angestiegen waren. Im Gegenzug erhielt das | |
| Land im Rahmen einer Neuregelung des Bund-Länder-Finanzausgleichs jährlich | |
| 300 Millionen Euro Konsolidisierungsbeihilfen mit der Aussicht, ab dem Jahr | |
| 2020 jährlich mehr Ausgleichszahlungen zu bekommen: mindestens 400 | |
| Millionen Euro. Der jetzt in erster Lesung verabschiedete Doppelhaushalt | |
| für die Jahre 2018 und 2019 ist daher der letzte seiner Art. | |
| Die CDU bemängelte, dass Rot-Grün noch zu wenig für den Schuldenabbau getan | |
| hätte – während die Linke das Gegenteil forderte: mehr Geld ausgeben. Wie | |
| die CDU gleichzeitig mehr sparen und mehr investieren wolle: Das würde er | |
| gerne mal schwarz auf weiß in einem eigenen Haushaltsentwurf sehen, sagte | |
| der haushaltspolitische Sprecher der Linken, Klaus-Rainer Rupp. | |
| 20 Sep 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Eiken Bruhn | |
| ## TAGS | |
| Bremer Bürgerschaft | |
| Bremische Bürgerschaft | |
| Bremische Bürgerschaft | |
| Haushalt | |
| Sparen | |
| Beratung | |
| Grüne Bremen | |
| Bremen | |
| Grüne Bremen | |
| Grundschule | |
| Universität Bremen | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Dicke Luft bei den Grünen: Linnert für „weiter so“ | |
| Der grüne Parteivorstand und die designierte Spitzenkandidatin verteidigen | |
| sich gegen Kritik von der Basis. | |
| Mehr Geld für humanitäre Sprechstunde: Etwas mehr Humanität | |
| Die medizinische Sprechstunde für Papierlose und Menschen ohne Versicherung | |
| bleibt eine Grundversorgung, erhält aber deutlich mehr Geld | |
| Halbzeitbilanz in Bremen: Zehn Jahre Münzen zählen | |
| Für die grüne Finanzsenatorin Karoline Linnert ist die „Halbzeitbilanz“ d… | |
| Senats eine Zehn-Jahres-Bilanz: 2007 übernahm sie 14 Milliarden Euro | |
| Schulden | |
| Fehlende Schulgebäude: Container machen Schule | |
| An fünf Grundschulen muss Bremen wegen Platzmangels Mobilbauten aufstellen, | |
| insbesondere in Gröpelingen. Wer nicht seine Wunschschule bekommt, wird | |
| zugelost. | |
| Bremer Doppelhaushalt steht: Geldregen ohne Segen | |
| Die Abgeordneten der Bürgerschaft haben den kommenden Doppelhaushalt | |
| beschlossen – und damit die Grundlage für die Politik der nächsten zwei | |
| Jahre. | |
| Uni kämpft gegen Sparzwang: Senat zwischen zwei Fronten | |
| Uni und Hochschule rufen zur Großdemo gegen Stellenabbau und | |
| Bildungskürzungen auf – während Bremen seinen Haushalt in Berlin | |
| verteidigen muss. | |
| Klammes Bremen: „Linnert spielt Roulette“ | |
| Die CDU warnt vor Haushaltsrisiken in dreistelliger Millionenhöhe. Das | |
| Finanzressort sieht intern zwar eine „massive Unwucht“, gibt sich aber | |
| gelassen. |