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# taz.de -- Roboterisierung gestalten und steuern: Österreich bekommt einen Ro…
> Das Beratergremium soll Strategien entwickeln, wie und wo künftig Roboter
> zum Einsatz kommen. Auch die Risiken sollen untersucht werden.
Bild: Roboter „Emma“ als Unterhalter in einer Demenz-Wohngruppe
Berlin taz | Die Roboter kommen. Sie verlassen die Fabriken und erobern
neue Bereiche der Gesellschaft, etwa als Pflegemaschinen oder autonome
Fahrzeuge. Darauf hat die Politik in Österreich mit der Gründung eines
„Roboterrats“ reagiert, der jetzt auf den internationalen
Technologie-Gesprächen im [1][Europäischen Forum Alpbach] vorgestellt
wurde.
Der Roboterrat – noch mit Menschen besetzt – wurde von
Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) eingerichtet, „um eine
Roboterstrategie zu entwickeln, wo wir in den nächsten zehn bis zwanzig
Jahren hinwollen“. Österreich wolle die Chancen dieser Technologie nutzen
und zugleich „die Risiken im Griff haben“. Leichtfried betonte, dass „der
Mensch immer im Mittelpunkt der Entwicklung“ stehen müsse und Roboter dazu
da seien, „um das Leben der Menschen verbessern“.
Vorsitzende des Rats ist Wirtschaftswissenschaftlerin [2][Sabine Köszegi],
die den Bereich Arbeitswissenschaft und Organisation am Institut für
Managementwissenschaften der Technischen Universität Wien leitet. Das mit
einem Budget von einer Million Euro ausgestattete Gremium besteht aus neun
Experten, davon sieben Wissenschaftlern aus Österreich und USA sowie zwei
aus der Wirtschaft. Roboter würden eine „tiefgreifende Auswirkung auf
Gesellschaft und soziales Gefüge haben“, sagte Köszegi bei ihrer
Vorstellung in Alpbach, seien aber per se weder gut noch böse. Der Rat
wolle die Politik bei der „Entwicklung einer verantwortungsvollen
Roboterstrategie unterstützen“.
Dazu gehören die Beantwortung von Fragen, welche Aufgaben Roboter in der
Pflege übernehmen könnten, welche Folgen es hat, wenn Kinder mit Robotern
aufwachsen, oder wer haftet, wenn etwas schiefgeht. Minister Leibfried:
„Ich erwarte mir einen Plan, wo Roboter ihren Platz haben sollen und wo wir
keine haben wollen.“ Vergleichbare Gremien haben bereits Japan und
Großbritannien eingerichtet. In den USA, China und Israel gibt es Ethikräte
für Roboterfragen. In Deutschland gibt es keinen gesellschaftsorientierten
Roboterrat. Hier sind alle Aktivitäten auf die Industrie 4.0 ausgerichtet.
Und was wollen die Menschen? Die Haltung der österreichischen Bevölkerung
zur Robotik hat das Infrastrukturministerium auch in einer Umfrage von
1.000 Personen repräsentativ ermitteln lassen. Das Ergebnis: Je näher die
Maschinen dem Menschen zu Leibe rücken, desto mehr wächst das Unbehagen.
Drei Viertel der Befragten könnten mit einem Haushaltsroboter gut leben,
aber nur 40 Prozent wollen von ihm bekocht werden, Angehörige pflegen (23
Prozent) oder die Kinder beaufsichtigen lassen (10). Ähnlich in der
Gesundheit. Dass der Roboter beim Gehen hilft oder den Blutdruck abnimmt,
ist für 70 Prozent in Ordnung. Aber eine Spritze durch die Haut oder eine
Operation vom Robodoc wollen allenfalls 22 Prozent zulassen.
Das Forum in Alpbach, veranstaltet vom [3][Austrian Institute of Technology
(AIT)], ist mit 1.300 Teilnehmern in diesem Jahr eine der wichtigsten
Innovationskonferenzen in Europa. Erstmals wurde ein Jahrbuch „Discussing
Technology“ vorgelegt, das sich dem Schwerpunkt Digitalisierung widmet. Bei
der Vorstellung fand AIT-Vorstandschef Hannes Androsch kritische Worte zur
Innovationspolitik des Landes, das im nächsten Jahr die EU-Präsidentschaft
innehat. Österreich hinke etwa bei der digitalen Infrastruktur sowie bei
der Berücksichtigung dieses umfassenden Trends im Bildungsbereich nach,
bemängelte Androsch.
Ebenso ist der österreichische Wirtschafts- und Wissenschaftsminister
Harald Mahrer (ÖVP) mit dem Transfer zwischen den beiden von ihm
verantworteten Bereiche nicht zufrieden. „Wenn wir mit 3,14 Prozent die
zweithöchste Forschungsquote in der EU haben, aber im European Innovation
Scoreboard auf Rang 7 liegen, dann sind Input und Output nicht stimmig“,
kritisierte Mahrer in Alpbach. Um Innovationsführer zu werden, brauche es
„mehr Effizienz, mehr Offenheit und Internationalität und mehr Mut für
Neues“.
1 Sep 2017
## LINKS
[1] https://www.alpbach.org/de/
[2] https://www.imw.tuwien.ac.at/aw/staff/sabine_t_koeszegi/
[3] https://www.ait.ac.at/#/
## AUTOREN
Manfred Ronzheimer
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