# taz.de -- Verkauf der Lause 10: Aktivisten besuchen Behörde | |
> Mieter*innen aus der Lausitzer Straße versammeln sich in der | |
> Stadtentwicklungsverwaltung. Kurz darauf stößt Senatorin Lompscher | |
> (Linke) dazu. | |
Bild: Gewerbemieter*innen der Lause 10 richten sich im Senat ein. Neues Großra… | |
Ein etwas anderer Freitag Morgen im Flur der Stadtentwicklungsverwaltung am | |
Fehrbelliner Platz: Etwa 30 Menschen, teilweise verkleidet, arbeiten | |
fleißig an gebastelten (Papp)Laptops und Faxgeräten oder geben vor, eifrig | |
zu telefonieren. Die improvisierte Einrichtung: Zimmerpflanze, leere | |
Bilderrahmen, ein aufblasbarer pinker Plastik-Papagei. Plakate, auf denen | |
steht: „Lause 10 bleibt“. | |
Einige Mieter*innen der vom Verkauf bedrohten Haus- und Gewerbegemeinschaft | |
Lause 10 in Kreuzberg haben spontan ein Großraumbüro im Eingangsbereich der | |
Behörde eröffnet. Unangekündigt. „Wir wollen mit der Senatorin sprechen, | |
und mal hier Probearbeiten, falls wir unsere Büros bald räumen müssen“, | |
sagt Jan-Ole Arps, Redakteur der linken Monatszeitschrift Analyse & Kritik, | |
die Teil der Bürogemeinschaft ist. Als Arps vor 19 Jahren nach Berlin zog, | |
war das ganze Viertel voll von solchen Zusammenschlüssen,e erzählt er. | |
„Jetzt ist die Lause 10 eine der letzten Inseln, und man muss hoffen, dass | |
sie bestehen bleiben.“ | |
Die Häuser der Lausitzer Straße 10 und 11 sind Arbeits- und Lebensraum: | |
Über hundert Menschen teilen sich die gewerblich genutzten Flächen für die | |
Arbeit an größtenteils linksorientierten, antifaschistischen, oft | |
künstlerischen Projekten. „Dieses Zusammenspiel ist einmalig“, sagt eine | |
Frau aus der Gruppe. „Wir sind im ständigen Austausch.“ Das funktioniert | |
nur, weil relativ viele Menschen sich die Arbeitsflächen teilen und die | |
Mieten nicht sonderlich hoch sind. | |
## Ein Teilerfolg | |
Eigentümer ist Jörn Tækker. Dem dänischen Investor gehören hunderte | |
Wohnungen in Berlin. Die Immobilie in der Lausitzer Straße hat er mal für | |
2,3 Millionen Euro von der Stadt gekauft. Jetzt will er 19 Millionen dafür. | |
Der letzte Protest war ein Teilerfolg, der Verkauf erst mal gestoppt. | |
Darauf ausruhen können sich die Mieter*innen der Lausitzer Straße 10 und 11 | |
aber nicht. Die Zukunft beider Häuser bleibt unklar. Deshalb sind sie hier, | |
wünschen sich mehr Rückenwind. | |
Nach knapp 15 Minuten kommt Senatorin Katrin Lompscher (Linkspartei) in den | |
Eingangsbereich. Wohlwollend, aber distanziert sagt sie der | |
Hausgemeinschaft sowie dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die | |
Unterstützung des Senats zu. „Der hier erstrebte Verkaufspreis, das ist | |
Kapitalismus“, sagt sie. Der Verhandlungsprozess sei jedoch sehr | |
kompliziert und nicht für öffentliche Erörterungen geeignet. „Ich habe ein | |
großes Interesse daran, dass wir zu einer Lösung kommen, die auch Ihre | |
Interessen schützt“, so Lompscher. Man müsse für solche Fälle einen klaren | |
gesetzlichen Fahrplan schreiben, um zu wissen, wer wann und wie zu handeln | |
habe. | |
Damit gibt sich die Aktionsgruppe zur Erhaltung der Lause 10 vorerst | |
zufrieden. Die Mieter*innen überreichen Lompscher die erstellten Plakate | |
als Geschenk. Trotzdem ist klar: Der Protest geht weiter. Für kommenden | |
Mittwoch ist ein Treffen mit dem Baustadtrat des Bezirks, Florian Schmidt | |
(Grüne), vereinbart. | |
14 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Ivy Nortey | |
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