# taz.de -- Hooligan-Prozess in Bremen: Rechter Schläger verurteilt | |
> Weil er seinen Nachbarn schlug, muss Danny S. aus Bremen-Walle eine | |
> Geldstrafe bezahlen. Er ist wohl rechter Hooligan und terrorisiert seine | |
> Nachbarschaft | |
Bild: Walle-Osterfeuerberg: Das Zuhause des Hooligans Danny S. | |
BREMEN taz | Es war ein Nachbarschaftsstreit mit Folgen für Danny S. Der | |
37-Jährige wurde am vergangenen Freitag vom Amtsgericht Bremen wegen | |
Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 40 Tagessätzen verurteilt. Der von | |
AnwohnerInnen in seiner Straße als Neonazi beschriebene Täter hatte im Haus | |
nebenan geklingelt, um Streit zu suchen und dann seinen Nachbarn | |
geschlagen. Der Grund: Dessen Wagen hatte auf einem Parkplatz vor der | |
Wohnung von Danny S. geparkt. | |
Der Vorfall liegt schon über zwei Jahre zurück. Staatsanwaltschaft und | |
Polizei hatten das Verfahren zunächst liegen gelassen, weil der nun | |
Verurteilte über keine ladungsfähige Adresse verfügte, also nicht | |
ordnungsgemäß angemeldet sei. Nachdem die [1][taz recherchiert] hatte, dass | |
der Verurteilte und seine Freundin Anja E. sehr wohl noch unter der | |
ehemaligen Adresse aufzufinden waren, das Pärchen auch andere NachbarInnen | |
bedroht hatte und außerdem weiterhin aggressiv in seiner Nachbarschaft | |
auftrat, hatte die Staatsanwalt die Ermittlungen wieder aufgenommen. | |
## Wer parkt, kriegt Stress | |
Vor Gericht kamen die Streitigkeiten auf den Tisch: Eigentlich ist der | |
Gehweg vor dem Haus in der ruhigen Sackgasse in Walle-Osterfeuerberg ein | |
ganz normaler öffentlicher Parkplatz. Laut Zeugenaussagen, die sich mit | |
Recherchen der taz decken, sieht S. den Gehsteig vor seiner Wohnung wohl | |
als sein Eigentum an. Und wer dort parkt, der bekommt Stress: Eine | |
Drohkulisse, die Danny S. mit aggressivem Auftreten und Aussehen | |
unterstreicht. | |
NachbarInnen erzählten der taz, dass die Stimmung in der Straße leidet – | |
wegen der Gesinnung, konkreter Drohungen und wegen der Übergriffe von Danny | |
S. und seiner Partnerin Anja E. Sie soll sogar die Kinder einer | |
eingewanderten Familie bedroht haben. | |
Am 12. September 2015 wurden die Bedrohungen gegenüber Nachbarn dann | |
konkret: Danny S. drang nach einem Streit an der Haustür in die Wohnung | |
seiner Nachbarn ein und schlug anschließend einen dort lebenden 23-jährigen | |
Studenten. Dessen Freundin war ebenfalls beim Übergriff dabei und bezeugte | |
den Vorfall vor Gericht. Immerhin: Eine schwere Verletzung trug der Student | |
nicht davon, er stellte jedoch noch am Tatabend eine Strafanzeige. | |
## „Ich will aber Streit“ | |
Das Studenten-Pärchen ist inzwischen aus der Straße weggezogen, an den | |
Übergriff vor zwei Jahren können sich jedoch beide noch gut erinnern. Beide | |
nennen Danny S. aggressiv. Sie seien ihm lieber aus dem Weg gegangen. Das | |
Opfer sagte, dass S. „sehr aufgebracht“ gewesen sei: „Ich habe ihm sogar | |
angeboten, das Auto wegzufahren.“ Als S. darauf nicht einging, sondern auch | |
noch aggressiv auf andere Streitigkeiten zu sprechen kam, habe der Student | |
gesagt: „Bitte verlassen Sie jetzt mein Grundstück. Ich will keinen | |
Streit.“ | |
Danny S. daraufhin: „Ich will aber Streit“ und stellte den Fuß in die Tür. | |
Dann habe er die Tür aufgedrückt und den Schlag abgegeben. Das Opfer wurde | |
zu Boden geworfen, hatte im Anschluss eine Schramme auf der Stirn und eine | |
kaputte Brille. Danach wurde Danny S. von dessen Freundin Anja E., die vor | |
dem Grundstück gewartet hatte, wieder aus dem Hausflur gezogen. | |
S. stritt ab, die Wohnung betreten und auf sein Opfer eingeschlagen zu | |
haben, seine Ausführungen überzeugten das Gericht jedoch nicht. Das lag | |
nicht zuletzt daran, dass selbst Aussagen seiner Partnerin Anja E. seinen | |
Ausführungen in Teilen widersprach. S. behauptete etwa vor Gericht, er habe | |
dem Nachbarn lediglich sagen wollen, dass er den Parkplatz für den Besuch | |
seiner im Rollstuhl sitzenden Schwiegermutter brauchte. | |
Seine Partnerin erwähnte das jedoch mit keinem Wort: Sie sagte, dass sie an | |
dem Abend ihr Auto waschen wollte und Danny S. deswegen an der Tür der | |
Nachbarn geklingelt hätte. Zudem hatte S. gesagt, die Wohnung seines Opfers | |
nicht betreten zu haben, seine Partnerin jedoch bezeugte, dass er den Fuß | |
in die Tür gestellt habe. | |
## Hitlers Initialen als Tatoo | |
Wie Danny S. Schramme und kaputte Brille des Opfers erkläre, wenn er die | |
Wohnung weder betreten noch ihn geschlagen hätte? „Ich weiß ja nicht, was | |
die so im Bett machen, vielleicht lässt er sich ja auch von seiner Freundin | |
schlagen“, sagte S.. Seine ehemaligen Nachbarn hätten ihre Aussagen | |
abgesprochen, um ihn „reinzureiten“. | |
Staatsanwalt und Gericht hielten das für wenig glaubhaft. Der Staatsanwalt | |
sagte: „Wenn die Zeugen sie wirklich schwer belasten wollten, dann könnten | |
sie sich auch ausdenken, dass sie blaue Augen und schwerere Verletzungen | |
davon getragen hätten. Das haben sie aber nicht.“ Die Richterin sah das | |
ähnlich: „Die Aussagen der Zeugen waren glaubhaft.“ Deswegen verurteilte | |
sie Danny S. wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 40 | |
Tagessätzen. | |
Vor Gericht erschien Danny S. mit kahlrasiertem Kopf und einem Pullover, | |
auf dem in altdeutschen Lettern „Berlin“ steht. In seiner Straße trägt er | |
gerne Kleidung von Thor-Steinar und Gemeinsam-Stark-Deutschland, einer von | |
Bremer Neonazi-Hooligans begründeten rechtsextremen Gruppierung, die auch | |
der [2][aktuelle Verfassungsschutzbericht] erwähnt. Seine Partnerin Anja E. | |
hat auf ihre linke Wade eine eins und auf ihre rechte eine acht tätowiert: | |
Die Zahl steht in Nazikreisen als Code für die Initialen Adolf Hitlers. | |
5 Jul 2017 | |
## LINKS | |
[1] /!5390184/ | |
[2] http://www.verfassungsschutz.bremen.de/sixcms/media.php/13/VSB%202016.pdf | |
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