# taz.de -- Rechtsradikale machen sich in Bremen unsichtbar: Senat weiß, dass … | |
> Laut Innenbehörde haben sich rechte Hooligan-Gruppen aufgelöst, um | |
> staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zu entgehen. | |
Bild: Viel Bremer Präsenz gab’s bei der Hool-Demo 2014 in Hannover | |
BREMEN taz | Nach Erkenntnissen des Senats waren keine Bremer Hooligans an | |
den Ausschreitungen bei der Herrenfußball-EM in Frankreich beteiligt. | |
Ebenso wenig seien die Identitäten einschlägig bekannter gewaltbereiter | |
Fans durch französische Behörden festgestellt worden. Das geht aus einer | |
Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. | |
Anlass waren Ausschreitungen von 50 deutschen Hooligans beim Spiel gegen | |
die Ukraine. Insgesamt sollen an diesem 12. Juni 150 polizeibekannte | |
Gewalttäter aus Deutschland am Austragungsort Lille gewesen sein. Nach | |
taz-Informationen waren mindestens vier Hooligans von „Nordsturm Brema“ bei | |
der Europameisterschaft. So zeigen Fotos den Kopf der Gruppe, Mirko H., wie | |
er zusammen mit zwölf Männern in der Pariser Metrostation „Grands | |
Boulevard“ vor einer Deutschlandfahne posiert. | |
H. müsste auch bei der Bremer Polizei kein Unbekannter sein: Bereits 2012 | |
war er bei „Spiegel TV“ auf einem Bild zu sehen, das rechte Bremer | |
Hooligans zeigt. Auf dem Pullover von Mirko H. ist ein Hakenkreuz zu sehen. | |
Auch auf diesen Beitrag bezog sich die Anfrage der Grünen: Ist nach | |
Bekanntwerden des Bilds wegen des Tragens verfassungsfeindlicher | |
Kennzeichen ermittelt worden? | |
„Ein Ermittlungsverfahren ist in der Vorgangsverwaltung der | |
Staatsanwaltschaft Bremen nicht verzeichnet“, heißt es nun. Es könne jedoch | |
sein, dass es hierzu Ermittlungen bei anderen Staatsanwaltschaften gebe. | |
Wer und ob jemand ermittelt hat, weiß in Bremen offenbar niemand – weder | |
Polizei noch Staatsanwaltschaft oder Senat. | |
Dabei hatte Senator Ulrich Mäurer (SPD) noch im Januar 2015 angekündigt, | |
dass Hooligan-Gruppierungen auch Ermittlungen wegen „Bildung einer | |
kriminellen Vereinigung“ erwarteten. Am 22. Januar 2015 war erstmals eine | |
Hool-Gruppe mit diesem Tatbestand vor dem Bundesgerichtshof verurteilt | |
worden. Was daraus in Bremen geworden ist? „Ermittlungsverfahren sind nicht | |
eingeleitet worden.“ Die vorgeschobene Begründung: Zum Zeitpunkt der | |
Aussage kündigte die Standarte Bremen an, sich auflösen zu wollen. | |
Dabei widerspricht sich der Senat selbst, wenn es an anderer Stelle der | |
Antwort heißt, dass die scheinbare Auflösung der Hooligan-Gruppierungen aus | |
„taktischen Gründen“ erfolgte – eben um einer Verurteilung als kriminell… | |
Vereinigung zu umgehen. | |
Wilko Zicht, einer der Fragesteller, sagte der taz: „Die Bremer | |
Sicherheitsbehörden wissen leider immer noch zu wenig über die rechten | |
Hooligan-Strukturen, und manchmal tun sie auch zu wenig dagegen.“ Dass man | |
nicht über die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger | |
Organisationen wisse, nachdem im Fernsehen Bilder von Bremer Hooligans mit | |
Hakenkreuzen auf dem T-Shirt liefen, „ist schwer nachzuvollziehen“. Ebenso | |
sollten auf die öffentliche Ankündigung von Ermittlungen tatsächlich auch | |
welche erfolgen, so Zicht. | |
Immerhin dauern zu anderen Vorkommnissen die Ermittlungen an: Am frühen | |
Morgen des 12. Juni, dem Tag des Spiels zwischen der Ukraine und | |
Deutschland, hatten sich elf vermummte Personen der Gruppe „Gemeinsam Stark | |
Deutschland“ getroffen, ein Verein um bekannte Bremer Hools, der sich laut | |
eigener Website in der Nähe von HoGeSa und Pegida verortet. Sie filmten | |
sich am Weserstadion und verteilten „Fuck-Antifa“- und „Gemeinsam | |
Stark“-Aufkleber. Es werde noch ermittelt. Derzeit liegen laut Senat indes | |
noch keine Erkenntnisse vor, dass diese Personen im Anschluss nach | |
Frankreich reisten. | |
Sechs Tage später, und auch dazu dauern die Ermittlungen laut Senat an, gab | |
es einen Fackelzug von 45 Personen mit grün-weißen Sturmhauben an der Uni | |
Bremen. Auch dort wurden Parolen gegröhlt, Bengalos gezündet und „Fuck | |
Antifa“-Aufkleber verteilt. Die Polizei hielt die Gruppe an und nahm die | |
Personalien auf: Auch diese Gruppe sei dem Umfeld von „Gemeinsam Stark | |
Deutschland“ zuzurechnen, hieß es. | |
30 Aug 2016 | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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