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# taz.de -- Grüner über Kritik an Jamaika-Koalition: „Es ist nicht alles ro…
> Der Grüne Rasmus Andresen zweifelt an der Jamaika-Koalition in Kiel, auch
> wenn es dafür Prügel von Parteikollege Robert Habeck gibt.
Bild: Vom Bundestag überholt: Kieler Abgeordnete, darunter Andresen und Habeck
taz: Herr Andresen, bei der Wahl zum Ministerpräsidenten hat Daniel Günther
42 von 44 Koalitionsstimmen erhalten. Finden mindestens zwei Grüne Jamaika
doch nicht so schön?
Rasmus Andresen: Ich bin mir ziemlich sicher, dass alle Grünen-Abgeordneten
Daniel Günther gewählt haben. Die CDU sollte sich eher in den eigenen
Reihen umschauen.
Bevor die grüne Basis am Montag mit 84,3 Prozent dem Koalitionsvertrag
zugestimmt hat, haben Sie allerdings verkündet, Jamaika sei nur auf zwei
bis drei Jahre ausgelegt.
Als Teil der Verhandlungsgruppe war ich dem Parteitag Rechenschaft
schuldig. Mir war nicht nur der Inhalt des Vertrags wichtig, den eh alle
einsehen können. Sondern auch, wie es um die Vertrauensbasis zwischen den
drei Parteien bestellt ist. Dazu habe ich lediglich eine Einschätzung
geliefert.
Ihr Parteifreund, Umweltminister Robert Habeck, hat das als „dumm“
bezeichnet …
Wir haben uns unter vier Augen ausgetauscht. Es ist kein Geheimnis, dass
Robert und ich nicht immer gleicher Auffassung sind. Weder für ihn noch für
mich ist das ein Problem, wir diskutieren beide offen darüber und stehen
nun mal für einen emotionalen Stil. Da äußert man sich halt mal so, das
will ich nicht überbewerten. Übrigens gilt: Trotz der breiten Zustimmung
zum Koalitionsvertrag sind viele Grüne weiterhin skeptisch, was eine
vertrauensvolle Zusammenarbeit mit CDU und FDP angeht; es ist eben nicht
alles rosarot. Ich habe diese Skepsis kommuniziert, mehr nicht.
Herr Habeck ist sehr populär, im Wahlkampf war das ein Plus. Führt so viel
Personenkult dazu, dass über Inhalte weniger kontrovers diskutiert wird?
Das nehme ich anders wahr. Klar, Robert strahlt nach außen viel aus, Monika
Heinold nach innen. Beide haben die Partei in den letzten Jahren
erfolgreich geprägt. Von ihnen wird auch wesentlich abhängen, ob es
gelingt, mit einem starken grünen Profil den Laden zusammenzuhalten. Aber
unsere Stärke, speziell in Schleswig-Holstein, war schon immer, dass wir im
Team gut funktionieren.
Der Philosoph Michael Hampe beklagt eine Diskriminierung der jungen
Menschen durch die Politik. Weil ja die Wähler immer älter werden und die
Parteien deshalb deren Interessen stärker verfolgten. Ist die grüne Bindung
an Schwarz-Gelb eine Alterserscheinung?
Das sehe ich anders. Nicht die Achse jung gegen alt ist entscheidend,
sondern eher die Auffassung zu politischen Grundfragen. Mit dem fast
80-jährigen Hans-Christian Ströbele habe ich wesentlich mehr gemein als mit
einem Mitglied der Jungen Union.
Bleiben wir innerparteilich.
Mit Ströbele sehe ich mehr Gemeinsamkeiten als mit gleichaltrigen Realos
aus Baden-Württemberg. Gleichwohl freue ich mich, dass bei uns mit Aminata
Touré und Lasse Petersdotter zwei junge KollegInnen unsere Fraktion
erneuern. Das tut der Partei insgesamt gut.
Die FDP – das hat der zwischenzeitliche Krach bei den
Koalitionsverhandlungen gezeigt – bedeutet Kubicki. Ist es förderlich, wenn
er nach der Bundestagswahl in Berlin landet?
Dass er nach Berlin wechselt, glaube ich erst, wenn er sein Mandat in Kiel
tatsächlich abgegeben hat. Spekuliert wird viel, ich möchte mich daran
nicht beteiligen.
Wäre es denn besser, wenn er ginge?
Falls er denn geht, bin ich gespannt, wie sich die FDP dann sortiert. Die
Koalition kann mit Kubicki funktionieren oder schiefgehen, sie kann aber
genauso ohne ihn funktionieren oder schiefgehen. Wir sollten ihn nicht
überbewerten.
Was halten Sie von Jamaika im Bund?
Schwer umzusetzen, da bin ich mit Robert Habeck einer Meinung. Mit einem
jungen, neuen, liberalen Ministerpräsidenten wie Daniel Günther ist das
leichter, der …
… zum Beispiel auch die Homo-Ehe befürwortet.
Ja. Und er ist hier auf die Grünen angewiesen. Starke Grüne übrigens, die
dank des Wahlergebnisses sehr viele Handlungsoptionen haben. In Berlin
regiert eine Kanzlerin, die sehr fest im Sattel sitzt; mit einer CSU im
Beiboot, die programmatisch 30.000 Lichtjahre von den Grünen entfernt ist.
Jamaika ist daher kein Modell für den Bund.
Angela Merkel scheint ja flexibel zu sein, Beispiel Homo-Ehe. Am Freitag
wird abgestimmt.
Das Thema ist dann abgeräumt und spielt im Wahlkampf und bei möglichen
Koalitionsverhandlungen keine Rolle mehr.
Ist es klug, so ein Reizthema vorzeitig zu entschärfen?
Vor allem war das ein kluger Schachzug Volker Becks und der Bundespartei,
dass sie dies zur Bedingung für eine Koalition im Bund gemacht haben.
Danach kam der Stein ja erst ins Rollen.
30 Jun 2017
## AUTOREN
David Joram
## TAGS
Jamaika-Koalition
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