# taz.de -- Kommentar Jamaika in Schleswig-Holstein: Heiraten tut nicht weh | |
> Es steckt viel Grün im Jamaika-Koalitionsvertrag in Schleswig-Holstein. | |
> Auch die CDU kann nicht klagen. Paradiesisch wird es trotzdem nicht. | |
Bild: Auf in hoffnungsvolle Zeiten, Schleswig-Holstein wird jetzt karibisch | |
Jamaika liegt künftig in Schleswig-Holstein. Am Montagmorgen stimmten die | |
[1][Mitglieder der Grünen] dem Koalitionsvertrag zu. Stolze 84,3 Prozent | |
votierten für das ausgehandelte Vertragswerk mit CDU und FDP. Damit ist, | |
sieben Wochen nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein, das | |
„Jamaika“-Bündnis von CDU, Grünen und FDP so gut wie perfekt. Für die FDP | |
muss am Montagabend zwar noch ein Kleiner Parteitag endgültig entscheiden. | |
Dies galt aber als Formsache. | |
Das Ergebnis der Grünen ist beeindruckend, [2][überrascht aber nur auf den | |
ersten Blick]. Denn es spiegelt vor allem zwei Dinge wider. Erstens: Die | |
grünen Spitzenkräfte, [3][Finanzministerin Monika Heinold] und | |
Umweltminister Robert Habeck, haben ihren Laden voll im Griff. Sie | |
predigten, dass viel Grün im Koalitionsvertrag stecke – und die Basis | |
glaubte ihnen gerne. Und zweitens steckt ja tatsächlich viel Grün mit drin, | |
wo auch CDU und FDP mit draufsteht. An eine liberale Drogenpolitik will man | |
sich wagen, sich für die Homo-Ehe einsetzen, das Grundeinkommen modellartig | |
ausprobieren, E-Mobilität und ÖPNV voranbringen – und die Energiewende | |
sowieso. Alles Punkte, die der grünen Wählerschaft am Herzen liegen. Ist | |
Jamaika also tatsächlich ein grünes Paradies? | |
Jedenfalls erwecken die oben genannten Punkte den Eindruck, als hätte vor | |
allem die CDU recht wenig Grund zur Freude am schwarz-grün-gelben-Mix. | |
Tatsächlich stellt aber auch sie das Vertragswerk als großen Erfolg heraus. | |
Weil sie zwar weiß, dass sie ihren Juniorpartnern viele Zugeständnisse | |
gemacht hat. Andererseits, und das ist mindestens genauso wichtig für das | |
CDU-Binnenklima, werden viele Punkte der eigenen Wählerschaft kaum weh tun. | |
## Wen kümmern überkommene Werte? | |
Daniel Günther, der neue moderne Konservative, der mit seinen 43 Jahren und | |
frischem Auftreten für einen Generationenwechsel steht, hat am Freitag die | |
Delegierten locker von der Partnerschaft mit den Grünen überzeugen können. | |
Ohne Gegenstimme nickte der CDU-Parteitag den Vertrag ab, obwohl ein paar | |
zentrale Wahlversprechen nicht umzusetzen sind: Größere Abstände etwa | |
zwischen Siedlungen und Windkraftanlagen, die am Veto der Grünen | |
scheiterten. | |
Trotzdem gab es kaum Widerworte. Die CDU ist halt die CDU. Da zählt ein | |
Ministerpräsident eben viel mehr als irgendwelche Leitlinien oder | |
Wahlversprechen. Zumal in der Bildungspolitik der Wechsel von G8 auf G9 | |
fast wie versprochen umgesetzt wird – und mächtig in den Verkehr investiert | |
werden darf. Da lässt man sich dann gerne liberalisieren und trauert nicht | |
irgendwelchen Wertevorstellungen nach, die eh längst überholt sind. | |
Stichwort Homo-Ehe. | |
Für die lässt sich auch die FDP um ihren Landeschef Heiner Garg, der mit | |
einem Mann zusammen ist, feiern. Hinzu kommen viele Vereinbarungen, die | |
unternehmerfreundlich sind und liberale Wirtschaftspolitik zulassen. | |
Bei Wirtschaft und Verkehr ist Jamaika kein grünes Paradies, ein paar | |
Radwegen zum Trotz. Beim Rest schon eher – sofern sich die Grünen in den | |
vielen Detailfragen, die im Vertrag bewusst offen gelassen wurden, | |
durchsetzen können. Die Basis glaubt an den Traum vom Paradies. | |
26 Jun 2017 | |
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## AUTOREN | |
David Joram | |
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