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# taz.de -- Bundesregierung und Krisen in Afrika: Mit Panzern gegen den Hunger
> Die Bundesregierung will Militäreinsätze und Entwicklungshilfe in Afrika
> enger verbinden. Das ist das Ergebnis einer Konferenz.
Bild: Auf Vorschläge dieses Traumduos hat Afrika nur gewartet
Berlin taz | Die Bundesregierung will militärische Auslandseinsätze und
Entwicklungszusammenarbeit in Afrika stärker miteinander verbinden. „Unsere
Ministerien haben sich in der Vergangenheit oft als Gegensätze verstanden“,
sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Mittwoch auf
einer Konferenz, die sie mit Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU)
ausrichtete.
Zivile und militärische Instrumente seien in Europa strikt getrennt
worden. „Das unsägliche Konkurrenzdenken löst die Probleme nicht.“ Künft…
so von der Leyen, müssten „Fragen körperlicher und sozialer Sicherheit
gemeinsam bearbeitet werden“. Ein wichtiger Schritt dazu sei die baldige
Eröffnung der gemeinsamen Europäischen Kommandozentrale für
Auslandseinsätze in Brüssel.
„Die Ereignisse der letzten zwei Jahre waren ein Weckruf, den wir
verstanden haben“, sagte von der Leyen zur Flüchtlingskrise. Europa müsse
„im eigenen Interesse schneller und effizienter sein“. Würden die Probleme
Afrikas nicht gelöst, „machen sich die Menschen auf den Weg, wenn sie
bedroht sind“.
Die Bundesregierung betrachtet Militäreinsätze offenbar nicht nur als
Instrument im Kampf gegen irreguläre Migration, sondern auch gegen Hunger.
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) wies auf den Zusammenhang von
Nahrungskrisen und bewaffneten Konflikten hin. In mehr als der Hälfte der
weltweit 37 Staaten, in denen aktuell Hungerkrisen drohen oder herrschen,
seien Kriege der Hauptgrund, sagte Müller.
Es sei „beschämend“, dass es bislang nicht gelungen sei, die zur
Bewältigung der Hungerkatastrophe in Ostafrika nötigen 5 Milliarden Dollar
zusammenzubringen. Müller kündigte an, bis 2020 die deutschen
Entwicklungsmittel auf die von den UN geforderten 0,7 Prozent der
Wirtschaftsleistung anheben zu wollen. Derzeit sind es 0,51 Prozent.
„Afrikas Zukunft bestimmt auch unsere Zukunft“, sagte Müller mit Blick auf
die demografische Entwicklung auf dem Kontinent. Die Herausforderungen
beträfen nicht nur Fragen der Ernährungssicherheit, des Umweltschutzes und
der Schaffung von Zukunftsperspektiven für hunderte Millionen junger
Menschen, sondern auch des Umgangs mit bewaffneten Konflikten.
Nigeria etwa sei bald das drittgrößte Land der Erde und würde durch ein
Erstarken der Dschihadistenmiliz Boko Haram „in Flammen stehen“, sagte
Müller. „Stellen Sie sich vor, welche dramatischen Auswirkungen das für uns
alle hätte.“
29 Mar 2017
## AUTOREN
Christian Jakob
## TAGS
Entwicklungszusammenarbeit
Bundeswehr
Auslandseinsätze
Afrika
Ernährung
Hungersnot
Entwicklungshilfe
OECD
Entwicklungshilfe
Ostafrika
Gefährder
migControl
Schwerpunkt Flucht
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