# taz.de -- Schwesig präsentiert Familienzeitgesetz: Väter sollen „ermunter… | |
> Die CDU geht mit Gratis-Kitas in den Wahlkampf. Die SPD zieht mit der | |
> Familienarbeitszeit nach – sie soll auch die Pflege von Angehörigen | |
> abdecken. | |
Bild: Mehr Zeit für Kinder, Job und pflegebedürftige Eltern – das will die … | |
Berlin taz | Es klingt wie der große Gerechtigkeitswurf für Familien: mehr | |
Zeit für alle und alles – Kinder, Job, pflegebedürftige Eltern – bei | |
annähernd gleichberechtigter Berufstätigkeit für Paare. | |
„Familienarbeitszeit“ nennt die SPD ihr Wahlkampfkonzept zur besseren | |
Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben, das SPD-Vizevchefin Manuela | |
Schwesig am Montag im Willy-Brandt-Haus vorstellte. Demnach sollen Eltern | |
von Kindern bis 8 Jahren – Paare sowie getrennt lebende Mütter und Väter – | |
zwei Jahre lang ein Familiengeld in Höhe von je 150 Euro im Monat erhalten. | |
Dafür muss der Vater, der in der Regel Vollzeit arbeitet, diese auf eine | |
26- bis 36-Stunden-Woche reduzieren. Im Gegenzug soll die Mutter ihren | |
zumeist Teilzeitjob auf diese „vollzeitnahe“ Stundenzahl erhöhen. | |
Unabhängig davon verspricht die SPD ein gesetzlich festgelegtes | |
Rückkehrrecht zur Vollzeit, aber auch zur Teilzeit. Damit sollen Väter | |
„ermuntert werden, sich mehr Zeit für die Familie zu nehmen, und wir wollen | |
Mütter ermuntern, stärker erwerbstätig zu sein“, betonte die | |
Familienministerin. Von dieser Regelung sollen auch Alleinerziehende | |
profitieren. Um die 150 Euro monatlich zu erhalten, dürfen sie jedoch nicht | |
unter 26 Wochenstunden arbeiten, so wie das viele tun, betonte Schwesig. | |
Die Idee ist nicht neu. Kurz nach ihrem Amtsantritt als Familienministerin | |
brachte Schwesig den Vorschlag ein, der in der Koalition allerdings keine | |
Chance hatte. Jetzt – im Wahlkampfmodus – erweitert die SPD das Konzept | |
durch den Aspekt der „familiären Solidarität“: Die bezahlte Auszeit soll … | |
auch für die Pflege von Angehörigen geben. | |
## Viele pflegen zu Hause | |
Bislang können sich Angehörige in einem akuten Pflegefall zehn Tage | |
freinehmen. 73 Prozent der 2,8 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland | |
werden zu Hause versorgt, in der Regel von ihren Angehörigen. Der SPD-Plan | |
sieht nun eine dreimonatige sogenannte Pflegefreistellung mit einer Art | |
Lohnersatz vor. Im Anschluss daran sollen – wie bei der Familienarbeitszeit | |
– zwei Jahre Stundenreduzierung möglich sein. Auch dafür soll es das | |
Familiengeld geben. | |
„Es muss möglich sein, als Familie Zeit füreinander zu haben“, sagte | |
Schwesig in der SPD-Zentrale. Ebenso dürfe es keine Hindernisse geben, wenn | |
pflegebedürftige Eltern die Hilfe ihrer Kinder benötigen. | |
Stundenreduzierung, Familiengelder, Lohnausgleich. Wer soll diese | |
paradiesischen Zustände bezahlen? Das trägt sich von selbst, rechnete | |
Schwesig vor: Das Familiengeld koste rund eine Milliarde Euro, die | |
Familienpflegezeit etwa 1,5 Milliarden Euro. Die Summen flössen zum einen | |
aufgrund der verstärkten Erwerbstätigkeit der Frauen zurück in den | |
Staatshaushalt, meinte Schwesig. Zum anderen würden die staatlichen | |
Pflegekosten, für Heime oder Personal, mit 5 Milliarden Euro deutlich höher | |
sein. | |
Familien, Kinder, Pflege sind als Wahlkampfschlager gerade gefragt. Am | |
Wochenende hatte Horst Seehofer, CSU-Chef und Bayerns Ministerpräsident, | |
ein „starkes Maßnahmenpaket für eine familienpolitische Offensive“ | |
angekündigt: weniger Sozialversicherungsbeiträge für GeringverdienerInnen, | |
ein sogenanntes Kindersplitting, kostenlose Kitas, Einmalzahlungen etwa für | |
Babyausstattungen und Kinderwagen. Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) | |
sprach von „Eigentums- und Vermögensbildung, Betreuung und Bildung“. | |
Linken-Chefin Katja Kipping sieht darin ein „Vortäuschen von | |
Familienfreundlichkeit“. | |
4 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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