# taz.de -- Familiennachzug nach Deutschland: UN kritisieren Flüchtlingspolitik | |
> Bei Härtefällen sollen Flüchtlinge ihre Familie nachholen dürfen. Das | |
> fordern die UN von der Bundesregierung. Am Montag hört der Innenausschuss | |
> Experten dazu an. | |
Bild: Die Ausnahme: eine syrische Familie in Brandenburg | |
Berlin epd/taz | Die UN haben in der Debatte um den Familiennachzug zu | |
Flüchtlingen gefordert, dass die Bundesregierung die derzeitige deutsche | |
Regelung überprüft. Die deutsche Vertreterin des UN-Flüchtlingshilfswerks | |
UNHCR, Katharina Lumpp, kritisierte, dass der Familiennachzug etwa für | |
Bürgerkriegsflüchtlinge bis März ausgesetzt ist. | |
Die Aussetzung habe weitreichende Konsequenzen sowohl für die betroffenen | |
Personen als auch ihre Familienmitglieder, schreibt Lumpp an den | |
Vorsitzenden des Bundestagsinnenausschusses, Ansgar Heveling (CDU). Der | |
Ausschuss hört am Montag Sachverständige zu dem Thema an. Lumpp fordert vor | |
allem, in Härtefällen die Einreise sofort zu erlauben. | |
Eigentlich soll die Möglichkeit des Familiennachzugs verhindern, dass | |
Flüchtende ihre Kinder auf gefährlichen Routen mitnehmen. In Lumpps | |
Schreiben heißt es, viele Familienangehörige von in Deutschland lebenden | |
Schutzsuchenden hielten sich weiterhin in Gefahrenzonen auf und könnten | |
diese häufig nicht verlassen. Immer wieder machten sich Angehörige auf | |
irreguläre Weise auf den Weg, um zu ihren Verwandten zu gelangen. | |
Nicht selten kehrten Flüchtlinge, die in Deutschland eingereist seien, zu | |
ihren Angehörigen in die Heimat oder in andere Fluchtländer zurück, auch | |
wenn sie sich dadurch unmittelbarer Gefahr oder einem prekären | |
Aufenthaltsstatus aussetzten. | |
## Syrer dürfen ihre Kinder nicht nachholen | |
Die Vertreterin des Hohen Flüchtlingskommissars appellierte, zumindest die | |
vom Gesetzgeber versprochene Familienzusammenführung in Härtefällen nunmehr | |
auch in die Praxis umzusetzen. Der Kompromiss zwischen Union und SPD sah | |
vor, den Familiennachzug in besonders schwerwiegenden Fällen zu | |
ermöglichen. Wie oft dies seit Inkrafttreten des umstrittenen Gesetzes im | |
März 2016 gewährt wurde, konnte das Auswärtige Amt auf Anfrage nicht sagen. | |
Mit dem Asylpaket II wurde für Flüchtlinge mit dem sogenannten subsidiären | |
Schutz die Möglichkeit des Familiennachzugs für zwei Jahre ausgesetzt. | |
Betroffen sind vor allem Syrer, die seit dem vergangenen Jahr vermehrt den | |
untergeordneten Schutzstatus erhalten. Sie dürfen nicht wie andere | |
Flüchtlinge Ehepartner, Eltern oder minderjährige Kinder nachholen. | |
Die Regelung läuft automatisch im März 2018 aus. Nach dem Auslaufen dürfen | |
Betroffene wieder anfangen, Anträge zu stellen. Danach kann es Monate | |
dauern, bis ihre Familie die gefährliche Heimat tatsächlich verlassen darf. | |
Die CSU forderte bereits, die Aussetzung zu verlängern. Die Opposition, auf | |
deren Antrag die Anhörung an diesem Montag zustande kam, will die Regelung | |
dagegen früher wieder abschaffen. | |
19 Mar 2017 | |
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