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# taz.de -- Umweltbundesamt und Grüne: Aufruf zum „Autofasten“
> Als Maßnahme gegen die Luftverschmutzung sollte das Auto die nächsten 40
> Tage stehen bleiben. Auch die Bundesumweltministerin unterstützt die
> Idee.
Bild: Parkscheibe auf 17. April stellen und ab dafür
Berlin dpa | Das Umweltbundesamt und die Grünen appellieren an alle
Autofahrer, während der Fastenzeit ihren Wagen bewusst stehen zu lassen.
Freiwilliges „Autofasten“ von Aschermittwoch bis Ostern könne dazu
motivieren, auch dauerhaft auf Bus, Bahn oder das Rad umzusteigen – der
Umwelt zuliebe.
Drei von vier Haushalten hierzulande haben mindestens ein Auto. Bundesweit
gibt es rund 45 Millionen Fahrzeuge. Während der 40 Fastentage sollten die
Bahn und regionale Verkehrsträger allen „Autofastern“ Sonderrabatte
gewähren, um neue Kunden anzulocken, sagten Katrin Dziekan vom
Umweltbundesamt und der Grünen-Verkehrsexperte im Bundestag, Stephan Kühn,
der dpa.
Auch Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) unterstützt die Aktion. Es
gehe nicht darum, das Autofahren gänzlich zu verbieten. „Aber wir können
unsere Perspektiven ändern, wenn wir ganz bewusst und zumindest in der
Fastenzeit auf andere Verkehrsmittel umsteigen“, erklärte sie auf
dpa-Anfrage.
Ende Januar [1][hatte das Umweltbundesamt mitgeteilt], dass auch 2016 die
Luft in deutschen Städten zu stark mit Stickstoffdioxid belastet war.
Schuld sind vor allem alte Diesel-Autos. Für Ozon und Feinstaub werden
weiter die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Werte
deutlich überschritten.
## Eine Idee der Kirchen
Angestoßen haben das „Autofasten“ vor 20 Jahren die Kirchen. „In der
Fastenzeit sind wir Christen aufgefordert, unsere Lebensgewohnheiten zu
überdenken und zu überprüfen“, sagte der Umweltbeauftragte des Bistums
Mainz, Franz Hock, der dpa.
Auch der Verkehrsclub ADAC hat keine grundsätzlichen Einwände. Der
freiwillige Autoverzicht müsse auch nicht auf die Fastenzeit beschränkt
bleiben, sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. Vor allem kurze Strecken
ließen sich auch gut zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen. Für längere
Distanzen brauche es aber konkurrenzfähige Alternativen. Er verwies auf
eine ADAC-Umfrage, wonach viele Menschen bereit wären, auf Bus und Bahn
umzusteigen – wenn die Fahrpreise niedriger wären, die Verbindungen
schneller und zuverlässiger und das Tarifsortiment verständlicher.
Stefan Küper vom Umweltverband Germanwatch wendet ein, dass bei genauer
Berechnung das Auto der eigentliche Kostentreiber sei. „Gerade bei Einbezug
der Fixkosten wie Wertverlust des Wagens, Steuern, Versicherung, TÜV und so
weiter fährt es sich mit Bus und Bahn in der Regel deutlich günstiger“,
sagte er der dpa. Zudem gebe es vielerorts gute Carsharing-Angebote. Auch
er räumt aber ein: „Natürlich gibt es aber insbesondere auf dem Land
Wohnlagen, in denen es ganz ohne Auto nur schwer geht.“
Ähnlich sieht es der CDU-Verkehrsexperte Ulrich Lange. Beim Thema
Autoverzicht komme es auf Realismus an. „Ich komme aus einem richtigen
Flächenwahlkreis. In der Praxis stößt der Verzicht auf das Auto und der
Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr für unsere Bürger und auch für mich
dort auch an seine Grenzen.“
## Heikles Thema Fahrverbote
Aufregung hatte zuletzt die Landesregierung in Baden-Württemberg mit ihrer
Entscheidung ausgelöst, in Stuttgart ab 2018 an Tagen mit hoher
Schadstoffbelastung zentrale Straßen im Talkessel für viele
Diesel-Fahrzeuge zu sperren. Der Städtetag erklärte, auch andernorts werde
man an Fahrverboten wohl nicht vorbeikommen.
Das Umweltbundesamt erklärte, die vielen Staus könnten ein Indiz dafür
sein, dass es zu viele Autos hierzulande gibt – ebenso wie die
Umweltbelastungen durch Luftschadstoffe und Lärm. Blockiert würden auch
wertvolle Flächen – durch Straßen und Parkplätze. „Weniger Autos würden
daher unsere Städte lebenswerter machen. Hier würde es helfen, sich Autos
zu teilen“, erklärte UBA-Umweltexpertin Dziekan. Gerade bei den Jüngeren
hätten Pkw-Besitz und Pkw-Nutzung in den vergangenen Jahren abgenommen.
Das heiße nicht, dass sie weniger mobil sind, sondern sie seien anders
mobil. „Es bleibt zu hoffen, dass diese Entwicklung anhält“, sagte sie.
28 Feb 2017
## LINKS
[1] https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/luftqualitaet-2016…
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