# taz.de -- Ticket Teilen in Hannover: Bahn für Trittbrettfahrer | |
> Eine Initiative in Hannover ruft dazu auf, dass Fahrgäste ihr | |
> Monatsticket mit Fremden teilen. Der Verkehrsbetrieb Üstra sieht das | |
> gelassen. | |
Bild: Aktion in Hannover: Zusammen Pendeln, statt Einzelticket kaufen | |
HANNOVER taz | Ein bisschen solidarisch sein, ohne selbst etwas abgeben zu | |
müssen: „Die Idee ist sehr niedrigschwellig“, sagt Alice K. [1][über das | |
Projekt „Ticket Teilen“], das gerade in Hannover startet. Straßenbahnnutzer | |
mit Monats- oder Jobticket sollen die Möglichkeit nutzen, ab 19 Uhr und am | |
Wochenende einen Fremden mitnehmen zu dürfen. Ein pinker Button an der | |
Kleidung zeigt, dass die Pendler dazu bereit sind, ihr Ticket zu teilen. | |
„Trotz Sozialticket können sich viele die Bahnfahrten nicht leisten“, sagt | |
die Aktivistin. Das gelte vor allem für Geflüchtete. „Es gibt einen großen | |
Bedarf bei den Leuten in den Unterkünften.“ Die hat die Initiative, die aus | |
dem Bündnis „Aktiv gegen Rassismus“ in Hannover hervorgegangen ist, | |
besonders im Blick. Doch das Projekt solle allen, „die wenig Geld haben“, | |
zugutekommen. | |
Ein Sozialticket kostet pro Monat in Hannover 35,10 Euro. Im | |
Hartz-IV-Regelsatz sind 25,77 Euro pro Monat für Mobilität vorgesehen. „Da | |
kann man schon fragen, wer alles von Mobilität ausgeschlossen ist“, sagt | |
Alice K. | |
Trotz der Kritik am Preissystem sieht die Üstra die Initiative gelassen. | |
Wenn Kunden jemanden mitnehmen wollten, „sollen sie das machen. Dazu gibt | |
es diese Regelung“, sagt der Sprecher der Verkehrsbetriebe, Udo Iwannek. | |
„Es sollte allerdings gewährleistet sein, dass der Mitnehmer und die | |
Mitgenommenen voneinander wissen und sich nicht erst zu einer | |
Fahrgemeinschaft zusammentun, wenn ein Kontrolleur kommt.“ | |
Um die 140.000 Pendler zu erreichen, die ein Monatsticket haben, will die | |
Initiative die pinken Buttons und mehrsprachige Flyer in Cafés auslegen und | |
auch Betriebe und Vereine direkt ansprechen, erklärten die Aktivisten bei | |
einer Infoveranstaltung im Elchkeller, einer studentischen Kneipe. Hier | |
sind die Initiatoren gut vernetzt, doch Studenten dürfen mit ihren Tickets | |
niemanden mitnehmen. | |
Damit das Projekt funktioniert, kommt es auf die Berufspendler an. Die | |
Herausforderung werde daher darin liegen, Menschen in „Bereichen | |
anzusprechen, in denen wir wenig Kontakte haben“, sagt die Aktivistin. | |
Gerade mit denen sei die Diskussion über Mobilität und solidarische | |
Aktionen reizvoll. | |
Zudem sucht das Projekt noch nach Sponsoren. Rund 2.500 Euro bräuchten sie | |
für den Anfang, um Druck- und Veranstaltungskosten abzudecken. Helfen soll | |
ein Crowdfunding. | |
23 May 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://ticketteilen.blogsport.de/ | |
## AUTOREN | |
Andrea Scharpen | |
## TAGS | |
Hannover | |
Solidarität | |
Öffentlicher Nahverkehr | |
ÖPNV | |
NRW | |
FDP | |
Fahren ohne Fahrschein | |
Barbara Hendricks | |
Öffentlicher Nahverkehr | |
ÖPNV | |
Nachtzüge | |
Fernbusse | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Echter Lockdown in Hannover: Straßenbahn auf Eis gelegt | |
Durch Frost verschobene Betonplatten legten Stadtbahnen für fünf Tage lahm. | |
Ersatzverkehr gab es nicht, Autos und Fahrräder steckten im Schnee fest. | |
Kommentar Sozialticket in NRW: Zynisch, aber erwartbar | |
Schwarz-Gelb will das Sozialticket in NRW abschaffen. Das Land spart dabei | |
nur wenig – für die Bedürftigen ist es aber eine Katastrophe. | |
NRW-Regierung will kürzen: Schwarz-Gelb kippt das Sozialticket | |
Das Sozialticket ist in NRW mit 40 Euro so teuer, dass nur 15 Prozent der | |
Berechtigten es nutzt. Die Regierung will es nun abschaffen. | |
Bremen diskutiert geringeres Strafmaß: Schwarzfahrt in den Knast | |
Die Linke will, dass Schwarzfahren nur noch eine Ordnungswidrigkeit ist. | |
Wenigen Menschen hilft die Inhaftierung allerdings. | |
Umweltbundesamt und Grüne: Aufruf zum „Autofasten“ | |
Als Maßnahme gegen die Luftverschmutzung sollte das Auto die nächsten 40 | |
Tage stehen bleiben. Auch die Bundesumweltministerin unterstützt die Idee. | |
taz-Serie Gut vorankommen: Freie Fahrt für Tallinns Bürger | |
Seit vier Jahren dürfen Tallinns Einwohner kostenlos mit Bus und Bahn | |
fahren. Der Autoverkehr hat trotzdem kaum abgenommen. | |
Freie Fahrt: HVV auf Expansionskurs | |
Hamburg und Schleswig-Holstein wollen Verkehrsverbund für den ganzen Norden | |
schaffen. Außerdem planen sie größtes deutsches LNG-Terminal | |
„Pro Bahn“-Aktivist über Fahrplanwechsel: „Die neuen Fahrpreise sind oka… | |
Am Wochenende vollzieht die Deutsche Bahn ihren Fahrplanwechsel. Das | |
bedeutet auch: höhere Preise. Karl-Peter Naumann von „Pro Bahn“ hat nichts | |
dagegen. | |
Flixbus schluckt Postbus: Die Fernbuskrake | |
So war das nicht gemeint: Seit der Marktöffnung 2013 gibt es günstige | |
Fernbusse. Jetzt wird Flixbus zum Monopolisten. Droht ein Preisdiktat? |