# taz.de -- Geld für Studium und Forschung: Bund soll Unis stärker finanzieren | |
> SPD-Politiker nehmen an, dass der Run auf die Unis anhält. Sie wollen den | |
> derzeit geltenden Hochschulpakt auf ewig verlängern. | |
Bild: Die Sozialdemokraten wollen den Akademikerboom weiter fördern | |
Berlin taz | Bis zur Bundestagswahl sind es zwar noch 7 Monate, doch der | |
Wahlkampf läuft bereits. Für den Fall, dass der Höhenflug des designierten | |
SPD-Kanzlerkandidaten und Vorsitzenden Martin Schulz mit einer Punktlandung | |
im Kanzleramt endet, haben SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil und die | |
Wissenschaftsminister von Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bremen am | |
Dienstag einen 48-Milliarden-Euro-Plan für eine nachhaltige Finanzierung | |
von Wissenschaft und Forschung vorgestellt. | |
Die im Jahr 2015 beschlossene Öffnung des Grundgesetzes, gebe die | |
Möglichkeit jetzt ins Herzstück des Wissenschaftssystems, nämlich in die | |
Grundfinanzierung der Hochschulen einzusteigen, so Heil. | |
Der Hauptteil des Geldes, nämlich 33, 5 Milliarden Euro soll bereitstehen, | |
um Studienplätze und eine bessere Lehre zu bezuschussen, um die | |
Bildungsexpansion abzusichern. „Wir gehen davon aus, dass sich die Zahl der | |
Studierenden auf dem hohen Niveau bei derzeit 2,8 Millionen Studierenden | |
einpendeln wird“, sagte Heil. | |
Die Finanzierung von Studienplätzen und insbesondere die Bezahlung der dazu | |
nötigen Hochschullehrer ist eigentlich Aufgabe der Länder. Im Rahmen der | |
mit den Ländern vereinbarten Hochschulpakte beteiligt sich die | |
Bundesregierung aber bereits jetzt mit über 20 Milliarden Euro daran den | |
Studierendenboom aufzufangen und zusätzliche Studienplätze zu finanzieren. | |
Die Crux: der Hochschulpakt endet 2020, die Länder haben die zusätzlichen | |
Milliarden vorwiegend in zeitlich befristete Stellen investiert. | |
„Das Geld aus den Hochschulpakten ist nicht mehr wegzudenken. Für die | |
Länder ist die Fortsetzung absolut entscheidend“, meinte der Berliner | |
Staatssekretär für Wissenschaft, Steffen Krach, der gleichzeitig auch die | |
rechte Hand von Michael Müller ist, Berlins Regierendem SPD-Bürgermeister | |
und Wissenschaftssenator in Personalunion. | |
## Anreize für gute Arbeit | |
Eine Verstetigung des Hochschulpakts für die Ewigkeit, wie der der SPD | |
vorschwebt, würde bedeuten, dass die Hochschulen Planungssicherheit bekämen | |
um gute Arbeit zu fördern, das heißt für unbefristete Stellen und | |
Gleichstellung zu sorgen, wie die nordrhein-westfälische | |
Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) betonte. | |
Das ist allerdings nur ein Anreiz, einen Zwang gute Arbeitsbedingungen zu | |
schaffen, sehen die SPD-Vorschläge nicht vor. | |
Neben einer jährlichen Pauschale von 1000 bis 2000 Euro für jeden | |
Studierenden in der Regelstudienzeit schlagen die SPD-Politiker auch ein | |
Abschlussprämie von 1.000 Euro vor, um die Hochschulen zu ermuntern, die | |
hohen Abrecherquoten zu senken. | |
## Jetzt die Ellbogen ausfahren | |
Weitere Bausteine des sechs Punkte umfassenden Zukunftvertrags sind eine | |
Offensive für Fachhochschulen, die diese unterstützen soll ihre Forschung | |
auszubauen und Personalentwicklung zu betreiben, der Ausbau von | |
Hochleistungsrechenzentren, eine Art Exzelleninitiative für | |
Uni-Krankenhäuser, ein Ausbau des Bafög und die weitere Unterstützung der | |
außeruniversitären Forschung. | |
Die 48 Milliarden Euro, die die SPD-Politiker in einem Zeitraum von zehn | |
Jahren dafür veranschlagen, entsprechen dem Volumen dass der Bund in den | |
vergangenen Jahren für Wissenschaft ausgegeben hat plus 8 Milliarden | |
zusätzlichen Euro. | |
Fließen soll das Bundesgeld aber erst ab 2021 und gerechnet haben die | |
SPD-Politiker zunächst bis 2030. | |
Warum also die Eile? „Die Jahre ab 2019 sind Scheidejahr für die | |
Wissenschaft, weil viele Pakte auslaufen“, sagte Heil. Es gehe jetzt darum, | |
Geld für die Wissenschaft nachhaltig zu sichern, zumal auch die Konkurrenz | |
zu anderen Ressorts etwa der Verteidigungspolitik größer werde. „Wir fahren | |
die Ellbogen für die Wissenschaft aus.“ | |
## Union setzt auf berufliche Bildung | |
Wissenschaftsstaatsekretär Krach meinte: „Bund und Länder sollten nach den | |
Bundestagswahlen schnellstmöglich miteinander sprechen.“ | |
Offen ist allerdings noch, welche Partei dann das Wissenschaftsministerium | |
führt. Zurzeit ist es in der Hand von Johanna Wanka, einer Frau mit | |
CDU-Parteibuch. | |
Auch Bildungspolitiker der Union hatten im Januar Ideen für Forschung und | |
Bildung in der nächsten Legislaturperiode vorgestellt. Auch sie hatten | |
dafür plädiert, Forschung und Bildung, ganz oben auf die Agenda zu setzen. | |
Allerdings setzen sie neben einer stärkeren Forschungsförderung auf ein | |
Abflauen des Studierendenbooms und wollen, dass der Bund künftig stärker in | |
die berufliche Bildung investiert. | |
15 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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