# taz.de -- 8-Punkte-Plan zur Arbeitspolitik: Auch Grüne jetzt sozial | |
> Nach SPD-Mann Martin Schulz fordern nun auch die Grünen eine Reform der | |
> Arbeitspolitik. Differenzen zur SPD zeigen sich im Bereich der Agenda | |
> 2010. | |
Bild: Rot. Für die von Schulz geforderte Verlängerung des Arbeitslosengeldes … | |
Berlin taz | Nach dem SPD-Kanzlerkandidaten [1][Martin Schulz] haben jetzt | |
auch die Grünen Vorschläge für eine Reform der Arbeitsmarkt- und | |
Sozialpolitik vorgelegt. „Wir wollen gute Arbeit für alle gestalten und | |
Armut und soziale Ausgrenzung überwinden“, heißt es in ihrem Papier. | |
Verfasst haben den „8-Punkte-Plan für einen gerechten Arbeitsmarkt“ die | |
grüne Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt gemeinsam mit den | |
Bundestagsabgeordneten Kerstin Andreae, Brigitte Pothmer und Markus Kurth. | |
Sie kritisieren, dass die Union und die SPD nichts für Langzeitarbeitslose, | |
kurzfristig Beschäftigte, ältere Arbeitslose und Leiharbeiter getan hätten. | |
Die Grünen wollten demgegenüber „die Spaltung des Arbeitsmarkts überwinden | |
und gegen drohende Altersarmut vorgehen“. | |
Ihr Forderungskatalog reicht von einer Verbesserung der Aus- und | |
Weiterbildung bis zu einer Stärkung der gesetzlichen Rente. Vieles erinnert | |
an Positionen, wie sie bereits Schulz verkündet hat. So treten auch die | |
Grünen für die Aufhebung der sachgrundlosen Befristung von | |
Beschäftigungsverhältnissen ein. Ebenso solle Lohndumping durch Leiharbeit | |
„konsequent unterbunden werden“. | |
Auch bei der Rente sind die Unterschiede klein. Wie die SPD wollen die | |
Grünen, dass das heutige Rentenniveau nicht weiter absinkt. Außerdem treten | |
sie für eine Garantierente oberhalb der Grundsicherung ein. In der | |
kommenden Legislaturperiode solle darüber hinaus die schon länger | |
geforderte „Bürgerversicherung für alle“ auf den Weg gebracht werden. | |
## Eine sanktionsfreie Grundsicherung | |
Differenzen zur SPD zeigen sich im Bereich der Agenda 2010, die die Grünen | |
zwar auch korrigieren wollen, aber an anderen Punkten. So fordern sie, dass | |
der Hartz-IV-Regelsatz „auf einer neuen Grundlage berechnet und erhöht | |
wird, sodass Menschen davon würdig leben können“. Für erstrebenswert halten | |
sie eine sanktionsfreie Grundsicherung. | |
Nach den Vorstellungen der Grünen soll es künftig schon nach vier Monaten | |
sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung einen Anspruch auf | |
Arbeitslosengeld I geben. Derzeit gibt es den erst nach zwölf Monaten. Das | |
führe dazu, kritisieren Göring-Eckardt und Co, dass fast jeder vierte | |
Beschäftigte, der erwerbslos wird, nichts von der Arbeitslosenversicherung | |
habe. Wer immer wieder nur kurzzeitige Arbeitsverträge bekomme und es nicht | |
schaffe, länger als ein Jahr Beiträge in die Arbeitslosenversicherung zu | |
zahlen, schaue „ganz in die Röhre“. Das müsse sich ändern. | |
Für die von Schulz geforderte Verlängerung des Arbeitslosengeldes I | |
sprechen sich die Grünen hingegen nicht aus. Denn eine solche Verlängerung | |
„verzögert nur den Übergang in ALG II, verhindert ihn aber nicht“. Eine | |
Alternative bieten sie allerdings nicht. „Die Arbeitslosenversicherung und | |
staatliche Förderung muss bewirken, dass Dauerarbeitslosigkeit am besten | |
gar nicht erst entsteht“, heißt es dazu nur blumig. | |
28 Feb 2017 | |
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## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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