# taz.de -- Wirtschaftsprognose der EU-Kommission: Persilschein zum Weitermachen | |
> Die EU-Kommission malt die Aussichten für die Eurozone rosarot: Trotz | |
> weltweit hoher Risiken soll es in allen EU-Ländern endlich wieder | |
> aufwärts gehen. | |
Bild: Da freut er sich: Währungskommissar Pierre Moscovici sagt, Griechenland … | |
Brüssel taz | Seit dem Brexit und der Wahl von US-Präsident Donald Trump | |
weiß niemand, wie es weitergeht mit der Weltwirtschaft. Die Unsicherheit | |
sei „außergewöhnlich“ groß, räumt auch die EU-Kommission ein. Dennoch h… | |
sie ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr leicht erhöht. | |
In den 19 Ländern der Eurozone rechnet die Brüsseler Behörde jetzt mit | |
einem Wachstum von 1,6 Prozent, 2018 sollen es sogar 1,8 Prozent sein – je | |
0,1 Prozentpunkte mehr als in der letzten Vorhersage. Erstmals seit Jahren | |
wird wieder ein Konjunkturaufschwung in allen 28 Mitgliedstaaten | |
prognostiziert. Spitzenreiter sollen Irland und Polen mit einem Plus von | |
etwas über 3 Prozent sein, Deutschland liegt mit 1,6 und 1,8 Prozent im | |
Mittelfeld. Aber selbst Krisenländer wie Griechenland oder Italien legen | |
den Prognosen zufolge wieder zu, Griechenland sogar kräftig: Für 2018 | |
werden 3,1 Prozent versprochen. | |
Währungskommissar Pierre Moscovici sagte, Griechenland habe 2016 die | |
Erwartungen übertroffen und auch die Auflagen aus dem dritten | |
Stützungsprogramm weitgehend erfüllt. Man solle das Land bloß nicht erneut | |
in die Krise reden. | |
Doch genau das geschieht gerade. Der Internationale Währungsfonds (IWF) | |
hält die Schuldenlast für untragbar und erwägt, das Hilfsprogramm zu | |
verlassen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) behauptet, | |
Griechenland lebe weiter über seine Verhältnisse und müsse vielleicht doch | |
aus dem Euro raus. | |
## Die Krisensitzung der Gläubiger | |
Am Freitag hatte es deshalb in Brüssel sogar eine Krisensitzung der | |
Gläubiger gegeben, ohne greifbares Ergebnis. Wenn sich die Eurogruppe und | |
Griechenland bei ihrem nächsten Treffen am 20. Februar nicht einigen, droht | |
wieder eine Eskalation. Deshalb will Moscovici am Mittwoch nach Athen | |
reisen. | |
Ungemach droht auch aus den USA. Präsident Trump hat Deutschland wegen der | |
Exportüberschüsse unverhohlen gedroht. „Die mögliche Gefahr von | |
Handelsbarrieren (stellt) erhebliche Abwärtsrisiken dar“, heißt es nun in | |
der EU-Prognose. Gleichwohl geht sie davon aus, dass die deutschen | |
Ausfuhren weiter wachsen. Da die Importe aber noch stärker zulegen dürften, | |
sollen die enormen Exportüberschüsse etwas sinken. Die Leistungsbilanz | |
werde in diesem Jahr einen Überschuss von 8,3 Prozent und 2018 von 8,0 | |
Prozent ausweisen, nachdem es 2016 noch 8,7 Prozent waren. Das offizielle | |
EU-Limit liegt bei 6 Prozent, bestraft wird Deutschland aber eh nicht. | |
Ein schwieriges Jahr könnte 2017 auch für die Verbraucher werden. Denn die | |
Preise werden laut Vorhersage mit 1,9 Prozent fast fünfmal so stark zulegen | |
wie 2016 – vor allem wegen teurerer Energie. 2018 soll die Inflationsrate | |
bei 1,5 Prozent liegen. Ob die Europäische Zentralbank dann von ihrer | |
umstrittenen Nullzinspolitik abrückt, ist fraglich. Das offizielle | |
Inflationsziel der Währungshüter von 2,0 Prozent wird noch nicht erreicht – | |
wenn die gewagte Prognose stimmt. | |
13 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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