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# taz.de -- Folgen der EU-Finanzkrise: Eine Bad Bank für faule Kredite
> Kredite von über einer Billion Euro sind „notleidend“. Die europäische
> Bankenaufsicht will sie in eine Bad Bank auslagern. Zahlen sollen die
> Staaten.
Bild: Liegen auch faul herum
Berlin taz | Die Eurokrise ist nicht vorüber. In der EU sind Kredite von
mehr als 1.000 Milliarden Euro notleidend. Der Chef der Europäischen
Bankenaufsicht, Andrea Enria, schlug daher am Montag vor, eine Art
europäische Bad Bank zu gründen, die diese faulen Kredite übernimmt.
Enria schwebt eine sehr komplizierte Konstruktion vor, denn an einem Tabu
will die Eurozone nicht rütteln: Es soll keine Vergemeinschaftung der
Schulden geben. Jedes Land soll allein für die Rettung seiner Banken
zahlen.
Konkret stellt sich Enria vor, dass erst einmal alle faulen Kredite an
diese neue Bad Bank ausgelagert werden. Diese versucht dann zu ermitteln,
wie viel die einzelnen notleidenden Darlehen noch wert sind – wie hoch also
der Ausfall sein dürfte. Für diese Verluste soll dann aber nicht die
europäische Bad Bank aufkommen, sondern es müsste entweder das
Kreditinstitut zahlen, das das Darlehen ursprünglich gewährt hat, oder aber
dessen Heimatstaat.
Vor allem die Banken in Italien, Griechenland, Zypern, Slowenien und
Portugal sitzen auf einem Berg fauler Kredite. Am schlimmsten ist die Lage
in Griechenland. Dort werden etwa 47 Prozent aller Darlehen nicht mehr
ordnungsgemäß bedient.
## Die EU hat nämlich Angst
Aber auch in Italien sind mehr als 16 Prozent aller Kredite
ausfallgefährdet, dies sind umgerechnet etwa 360 Milliarden Euro. Der
italienische Staat hat daher im Dezember einen Rettungsfonds beschlossen,
der bisher 20 Milliarden umfasst. 6,5 Milliarden Euro sind bereits
verplant: für die Bank Monte dei Paschi in Siena, die unmittelbar vor der
Pleite steht.
Aber auch die größte italienische Bank ist in Schwierigkeiten: Unicredit
verbuchte für 2016 einen Verlust von 11,8 Milliarden Euro und gab am Montag
bekannt, dass die deutsche Tochter angezapft wird: Die Hypovereinsbank muss
drei Milliarden Euro als „Sonderdividende“ nach Mailand überweisen.
Enrias Plädoyer für eine europäische Bad Bank zeigt, dass die
EU-Institutionen nicht mehr an die „Bankenunion“ glauben, die 2014
verabschiedet wurde. Denn diese Bankenunion sollte eigentlich verhindern,
dass der Staat zahlt, wenn eine Bank in die Pleite schlittert. Stattdessen
war eine „Haftungskaskade“ vorgesehen: Erst sollten Aktionäre und Gläubig…
bluten, bevor der Staat einspringt.
Doch bereits der Fall der italienischen Bank Monte dei Paschi zeigt: Wenn
eine Bank tatsächlich in den Konkurs abgleitet, werden die Gläubiger
geschont. Es kommt nicht zu dem sogenannten „Bail-in“, bei dem alle
Besitzer von nachrangigen Bankanleihen ihr Geld verlieren.
Die EU hat nämlich Angst vor einer möglichen Kettenreaktion: Gerade weil so
viele Banken in Not sind, ist damit zu rechnen, dass es zu einer
europaweiten Kapitalflucht kommt, wenn die Gläubiger einer Pleitebank
zahlen müssen. Dann würden die Sparer auch bei anderen Instituten ihre
Konten räumen und ihr Finanzvermögen in Länder transferieren, die sicherer
erscheinen – etwa nach Deutschland. Die Europäische Zentralbank müsste
massiv intervenieren und am Ende wären die ökonomischen Kosten viel höher,
als wenn einzelne Banken vom Staat gerettet werden.
31 Jan 2017
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
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