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# taz.de -- Weltwirtschaftsforum in Davos: Managergipfel am Wendepunkt
> Erstmals wird das Weltwirtschaftsforum mit Globalisierungskritik von
> rechts konfrontiert. Es versucht sich an einer Antwort.
Bild: Auch da: Chinas Präsident Xi Jinping
Davos taz | Der Protest gegen den „Kapitalistengipfel“ in den Schweizer
Bergen hatte in den vergangenen 20 Jahren eine gewisse Tradition: Es waren
immer Linke, die gegen das Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos
demonstrierten. Doch dieses Jahr markiert einen Wendepunkt: Zum ersten Mal
in seiner Geschichte steht das WEF, dass am Freitag endete, unter dem Druck
einer Globalisierungskritik von rechts. Die Befürworter des Brexit in
Großbritannien, populistische Parteien in vielen europäischen Staaten und
der neue US-Präsident Donald Trump machen gegen das Wirtschaftsmodell
mobil, das das WEF propagiert.
„Die Globalisierung ist auf dem Abstieg“, heißt es etwa in einem Artikel
über Davos auf der Internetseite Breitbart.com. Breitbart-Chef Stephen
Bannon, Berater von Trump, ist ein Wortführer der Alternativen Rechten in
den USA.
Darauf musste das WEF reagieren. Also setzten sich die Organisatoren des
Managergipfels um WEF-Chef Klaus Schwab mit der Frage auseinander, warum
das Modell der offenen Märkte an Attraktivität eingebüßt hat. In ihrem
„Report über inklusives Wachstum und Entwicklung“ räumen sie ein, dass die
mittleren Arbeitseinkommen der Bürger in 26 Industriestaaten zwischen 2008
und 2013 um durchschnittlich 2,4 Prozent gefallen seien.
Als er den Bericht vorstellte, sagte WEF-Direktor Richard Samans:
„Wirtschaftswachstum allein reicht nicht. Die Steigerung der
Wirtschaftsleistung muss inklusiv wirken“, also allen Bürgern zugute
kommen. Es gehe darum, die Dynamik der Gesellschaften so zu gestalten, dass
der Lebensstandard steige, nicht sinke. Wenn das nicht funktioniert, so hat
WEF-Chef Klaus Schwab mittlerweile erkannt, „kündigen die Verlierer den
Konsens der Gesellschaft auf“.
Deswegen hat das Forum einen Index entworfen, um die Entwicklung von
Staaten messen zu können. Dieser beinhaltet mehr als das
Bruttoinlandsprodukt (BIP). Im Inclusive Development Index (IDI, Index für
inklusive Entwicklung) stecken beispielsweise auch Parameter für die
Lebenserwartung, Armut, Einkommensverteilung, Staatsverschuldung und den
Ausstoß klimaschädlicher Gase.
Bleibt die Frage, welche Wirkung dieser Anstoß auslöst. Vielleicht
herrschte bei den Weltwirtschaftsforen von 2008 bis 2010 eine vergleichbare
Stimmung. Damals saßen die Banker zerknirscht auf ihren Podien und mussten
sich für die Finanzkrise rechtfertigen. Die G-20-Staaten verabredeten ein
ehrgeiziges Regulierungsprogramm, von dem einiges umgesetzt wurde. Nicht
genug, aber immerhin. In den kommenden Jahren wäre wieder eine solche
Gelegenheit.
20 Jan 2017
## AUTOREN
Hannes Koch
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Davos
Weltwirtschaftsforum
Globalisierungskritik
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