# taz.de -- Syriza-Politiker über Schulden: „Ich hoffe auf weißen Rauch“ | |
> Das krisengeplagte Land wird es schaffen, glaubt Dimitris Papadimoulis. | |
> Nur Schäuble blockiere die Entwicklung mit seiner Haltung gegenüber dem | |
> IWF. | |
Bild: Roter Rauch in Athen, hoffentlich weißer in Brüssel | |
taz: Herr Papadimoulis, die Verhandlungen mit den Geldgebern geraten wieder | |
einmal ins Stocken. Woran liegt’ s? | |
Dimitris Papadimoulis:Laut jüngsten Daten der EU-Kommission hat | |
Griechenland die vereinbarten Ziele erreicht und sogar übertroffen. Der | |
Grund für die Verzögerung sind übermäßige Forderungen des Internationalen | |
Währungsfonds (IWF), der auf zusätzliche Sparmaßnahmen pocht. Ein weiterer | |
Grund ist , dass der IWF eine größere Schuldenerleichterung und niedrigere | |
Primärüberschüsse für Athen fordert, aber der deutsche Finanzminister sich | |
dagegen stellt. Wir stehen vor der absurden Situation, dass Herr Schäuble | |
nach eigenen Angaben den IWF mit an Bord will, aber jeden Kompromiss mit | |
ihm ablehnt. | |
Die Geldgeber behaupten, es gehe darum, das bereits Zugesagte zu erfüllen. | |
Die beste Antwort darauf liefert EU-Kommissionspräsident Jean-Claude | |
Juncker. Er sagt nämlich, dass die Griechen mehr Opfer gebracht und auch | |
mehr Reformen als andere Europäer umgesetzt haben. | |
Befürchten Sie, dass ein Kompromiss zwischen den Euro-Finanzministern und | |
dem IWF zulasten Griechenlands geht? | |
Wenn wir tatsächlich einen Kompromiss wollen, müssen doch alle Seiten von | |
ihren ursprünglichen Positionen abrücken. In diesem Sinne hoffe ich | |
durchaus auf „weißen Rauch“ beim anstehenden Treffen der | |
Euro-Finanzminister am Montag. | |
Wie sieht eine langfristige Lösung für Griechenland aus, damit sich das | |
Land nicht ständig von Tranche zu Tranche hangelt? | |
Der einzige Ausweg wäre, dass die griechische Wirtschaft wieder auf den | |
Wachstumspfad kommt. Und dass wir die ewigen Sünden in diesem Land | |
beseitigen: Klientelismus, Korruption, Steuervermeidung. Auch die | |
Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft soll in den Vordergrund rücken, damit | |
Griechenland bessere Produkte liefert und freundlicher für Investoren wird. | |
Selbst wenn man uns über Nacht alle Schulden erlassen würde: Wir hätten | |
nichts davon, wenn wir nicht aus eigenen Antrieb den griechischen Staat | |
modernisieren und die Wirtschaft nach außen öffnen. | |
Ist ein Grexit endgültig vom Tisch? | |
Der Grexit ist vom Tisch. Wer das Thema anspricht, schadet nicht nur | |
Griechenland, sondern dem gesamten Euro-Raum. | |
Auch in Athen hat der eine oder andere Regierungsabgeordnete einen | |
Euro-Austritt angedeutet. | |
Ich sage Ihnen ganz klar: Kein Regierungsmitglied und auch kein | |
Syriza-Politiker will sich mit dem Grexit anfreunden. Wir wollen die | |
Rettungspakete endlich hinter uns lassen. Die heutige Krise wäre ein | |
Kinderspiel im Vergleich zu dem, was uns bei einem Grexit bevorstünde. | |
Welche Stimmung schlägt Ihnen im EU-Parlament entgegen? Eventuell | |
Misstrauen gegenüber Syriza? | |
Derzeit haben Syriza und Ministerpräsident Alexis Tsipras viel mehr Freunde | |
hier in Straßburg als noch vor zwei Jahren. Immer mehr sehen ein, dass es | |
in ihrem eigenen Interesse wäre, Griechenland zu helfen. | |
17 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Jannis Papadimitriou | |
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